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Kult-Moped SimsonEin Feiertag fürs (N)ostalgie-Gefährt in Sachsen

19. Juli 2023, 19:44 Uhr

Nostalgiker, Schrauber und Fans des Zweitakt-Motors haben am 19. Juli einen Grund zum Feiern. Denn seit 2019 steht dieses Datum als bundesweiter Simson-Tag im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt. Was es mit diesem Aktionstag für die Zweitakter-Krafträder aus Suhl in Thüringen im Detail auf sich hat, hat Bernd Schädlich für MDR SACHSEN bei einem Besuch in Treuen im Vogtlandkreis herausgefunden.2

Schwalbe, Star oder S51 – wer kennt sie nicht, die legendären Mopeds der Fahrzeugschmiede "Simson" aus Suhl in Thüringen. Längst haben sie hierzulande Kultstatus erreicht. Seit fünf Jahren haben sie sogar einen eigenen Feiertag: Den Simson Tag. Der wird jedes Jahr am 19. Juli begangen. Die Idee dazu hatten zwei Männer aus Schleswig-Holstein. Ihr Anliegen: Die Zweitakter sollen nicht in Vergessenheit geraten. In der vogtländischen Stadt Treuen nimmt sich das ein kleines Unternehmen auch jeden Tag vor und hält die Kultmopeds am Laufen.

Eigene Wohnung als Ersatzteillager

Wenn Marcus Müller den Kickstarter seiner getunten S51 durchtritt, der Motor aufheult und ihm beißender Abgasgeruch um die Nase weht, hat er ein Lächeln im Gesicht. Vor zwölf Jahren hat der Chef der Firma Kultmopeds.de seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: "Ich habe angefangen Motoren zu schrauben, dann hat sich das Ganze weiterentwickelt", berichtet Müller. Während seiner Ausbildung habe ihm erst die Wohnung als Lager gedient. "Bis es dann hier zu unserem Lager in Treuen gekommen ist."

Die Produktion der Teile läuft weltweit, von Deutschland über Ungarn bis nach Fernost.

Marcus Müller | Unternehmer und Chef der Firma Kultmopeds.de

Heute zählt die Treuener Firma zu den größten Online-Ersatzteilhändlern für DDR-Zweiräder. Auf gut 1.000 Quadratmetern lagern fast 6.000 Einzelteile für Star, Habicht, Schwalbe und Co. Es gibt nahezu nichts, was es nicht gibt. "Für die S51 ist wirklich jede einzelne Schraube verfügbar", sagt Marcus Müller. Auch Ersatzteile wie Rahmen, Tank und Räder seien da. "Die Produktion der Teile läuft weltweit, von Deutschland über Ungarn bis nach Fernost", so Müller.

Kunden auch aus dem Ausland

Jeden Tag kommt ein neuer Artikel dazu, sagt der Firmenchef – und auch die Kundenzahl steige. Rund eine Viertelmillion Simson-Fans hätten bereits in Treuen bestellt. "Der Großteil der Kunden ist aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin. Aber selbst aus Richtung Holland und Österreich hat sich das über die Grenzen hinweg verbreitet." Die Gründe für den Boom erklärt Müller so: Die Technik ist einfach und für fast jeden verständlich, dazu auch noch langlebig.

Viele wollen ihr Moped aufhübschen und investierten in bunte Felgen oder breitere Reifen.

Max Treuter | Mitarbeiter der Firma Kultmopeds.de

Goldene Speichen auf Wunsch

Viele wollten ihr Moped zudem aufhübschen, investierten in bunte Felgen oder breitere Reifen, weiß Max Treuter, einer von Müllers zehn Mitarbeitern. "Wir haben viele verschiedene Breiten, ganz viele verschiedene Speichen. Wir haben auch goldene." Damit könne man ganz verschiedene Sachen machen. "Da gehen mal 100 Satz raus. Es werden auch einmal 80 Satz bestellt. Das ist immer anders, aber auf jeden Fall eine Menge."

Die Investionen rechneten sich. Seit dem Firmenstart vor zwölf Jahren habe sich der Marktwert von Simson Zweirädern mehr als verdoppelt. "Zu Beginn hat man so ein Fahrzeug neu aufgebaut und vielleicht für 1.500 Euro bekommen", sagt Treuter. Aktuell koste das ungefähr 3.000 Euro.

Obwohl die DDR-Zweitakter wegen ihres Gestanks und Lärms nicht nur Freunde haben, werden sie wohl noch lange Zeit auf den Straßen fahren. Es seien auch aus den Nachbarländern viele wieder importiert worden, die nun in Deutschland führen. Und in vielen Scheunen stünden auch noch mehr, als man glauben würde, noch immer darauf warten, wieder auf die Straße zu kommen.

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MDR (wim)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 19. Juli 2023 | 18:30 Uhr