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Tag des MädchenfußballsFrauenfußball in Sachsen: Ohne Engagement geht (noch) nicht viel

10. Juli 2022, 18:49 Uhr

Während bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen in England Zuschauerrekorde verzeichnet werden, geht es hierzulande eher familiär zu. Nicht nur auf den Rängen, sondern auch bei den Teams. Der DFC Zwickau, der sich seit fast 30 Jahren dem Mädchen- und Frauenfußball verschrieben hat, sucht Nachwuchs.

Am Sonntag hat der DFZ Westsachsen Zwickau zu einem "Tag des Mädchenfussballs" ins Stadion nach Zwickau-Eckersbach eingeladen. Sechs Mädchen-Teams sind gekommen - das Wort "Mannschaft" trifft in diesem Falle auch im Wortsinn nicht zu. Vereinschef Jürgen Zeug freut sich über das kleine Turnier, das für ihn während der Frauenfußball-EM auch eine zusätzliche Werbung für den Sport ist.

"Wir 'kämpfen' seit fast 30 Jahren um jede Spielerin." Klappern gehöre dabei zum Handwerk, sagt Zeug. In Kindergärten und Schulen macht der Verein Mädchen auf den Sport aufmerksam. "Die Eltern leben den Mädchen oft etwas anderes vor. Ihre Töchter zum Fußball zu schicken, kommt ihnen oft gar nicht in den Sinn."

Neben der ständigen Suche nach Nachwuchs seien auch die Finanzen ein Problem. "Als kleiner Verein merken wir, dass wir wenig attraktiv für Sponsoren sind. Damit wird man noch ein Stück zu kämpfen haben", sagt Zeug. Der Fußballverband müsse mehr tun, um den Mädchenfußball zu fördern.

Zurzeit hat der DFC Westsachsen Zwickau 80 Mitglieder. Die Mädchen spielen in drei Nachwuchsmannschaften, die Frauenmannschaft spielt in der Landesliga.

Daniela Mittag: "Ich ooch Däning!"

Daniela Mittag ist das Fußballspielen quasi in die Wiege gelegt worden. "Ich habe schon mit drei Jahren alles meinem großen Bruder nachgemacht - auch das Fußballspielen." Ihre Eltern hätten zuerst geschimpft, weil sie eher ordentlich gekickt als gesprochen habe. "'Ich ooch Däning' habe ich gesagt und wollte damit sagen, dass ich zum Training will", lacht sie. Dann habe es geklappt und sie sei besser als die Jungs gewesen. Heute spielt die 18-Jährige beim DFC Westsachsen Zwickau im Frauenteam.

Sie sieht noch Nachholbedarf bei der Akzeptanz. "Ich denke es liegt daran, dass der Männersport unser Nationalsport ist. Viele Männer sind daran interessiert. Bei Frauen war das wahrscheinlich weniger der Fall." Sie glaube, dass es deshalb schwer sei, zu akzeptieren, dass auch Frauen diese Männersportart ausführen wollten.

Wie lange sie Zwickau die Treue halten kann, steht noch nicht fest. Denn zum Studium wird sie die Stadt verlassen.

Mia tritt in die Fußstapfen des Vaters

Die zehnjährige Mia war einmal Tänzerin. "Aber das hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Da habe ich mit dem Fußballtraining angefangen." Jetzt sei sie das einzige Mädchen in der Schulklasse, das Fußball spiele. Manche Jungs würden darauf ziemlich blöd reagieren. "Aber das stört mich nicht", sagt sie gelassen.

Ihr Vater Tino Grundt kann als Trainer nicht nur stolz auf seine fußballbegeisterte Tochter sein. "Gemeinsam mit den engagierten Eltern der Mädchen haben wir es schon ganz schön weit gebracht." Die meisten seien skeptisch bis zum Schnuppertraining. "Dann überwiegt oft die Begeisterung", sagt Grundt.

Nichts geht ohne Engagement - auf allen Seiten

Der Verein versucht, mit den Widrigkeiten umzugehen und kann vor allem mit großem Engagement auf Seiten des Vereins und der Eltern der jungen Spielerinnen punkten. Für Vereinschef Zeug ist es eine Herzenssache, dass es mit dem Frauenfußball vorangeht. "Wir fördern unsere Talente, wo wir können. Auch wenn die meisten unserer Spielerinnen im Verein groß geworden sind, delegieren wir auch große Talente weiter."

MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 11. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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