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Evangelische LandeskircheLandessynode befasst sich weiter mit Aufarbeitung sexueller Gewalt

26. April 2024, 20:00 Uhr

Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ist am Freitag zur Frühjahrstagung zusammengekommen. Auf dem viertägigen Treffen wollen 80 Vertreterinnen und Vertreter der Kirche und Diakonie unter anderem zur Zukunft der Kirche beraten. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und vorbeugende Maßnahmen. Die Landessynode hatte sich bereits dem Thema gewidmet und dazu Betroffene eingeladen.

Die Synode ist das gesetzgebende Organ der sächsischen Landeskirche. Bis zum Montag tagt die sächsische Landessynode in der Dreikönigskirche in Dresden. Bildrechte: picture alliance / ZB | Jan Woitas

Mehr Personal und Geld für die Aufarbeitung sexueller Gewalt

Auf der Frühjahrstagung solle der Bereich der Prävention im Fokus stehen, sagte der Präsident des sächsischen Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach. Dabei gehe es darum, Schutzkonzepte zu entwickeln und zu leben. Auch eine regionale Aufarbeitungskommission sei geplant.

Außerdem kündigte Vollbach an, dass die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens die personelle und finanzielle Ausstattung für die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs aufstocken werde. In welchem Maße, das wolle er in seinem Bericht vor der Synode am Montag bekanntgeben, sagte Vollbach.

Laut des Präsidenten ist der "größte und in seiner Dimension schlimmste Fall" der des verstorbenen Diakons Kurt Ströer in Chemnitz. Der Jugendwart soll in den 1960er und 1970er Jahren Schutzbefohlene und ihm anvertraute Menschen missbraucht haben. Dazu hätten sich inzwischen 38 Betroffene gemeldet.

Über 100 Betroffene sexueller Gewalt in Sachsens Landeskirche bekannt

Im Bereich der sächsischen Landeskirche und Diakonie sind laut Vollbach bisher für den Zeitraum von 1946 bis heute 110 Betroffene und 56 Beschuldigte bekannt. Es werde von weiteren Betroffenen ausgegangen, hieß es. Nach aktuellen Angaben der Landeskirche haben bisher 60 von sexualisierter Gewalt und Missbrauch Betroffene Unterstützungs- und Anerkennungsleistungen der Landeskirche erhalten. An 55 Menschen seien über eine Unabhängige Anerkennungskommission zusammen rund 630.000 Euro gezahlt worden. 

Landesbischof Tobias Bilz sieht die Landeskirche auf einem guten Weg bei der Aufarbeitung. Es sei "ein mittel- oder langfristiges Unternehmen", sagte er. "Es könnte schneller gehen", brauche aber angesichts der Größe des Problems auch Zeit, sagte er und sprach von einem "Ausdauerlauf".


Anlaufstellen für MissbrauchsopferZentrale Anlaufstelle help. für Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie
E-Mail: zentrale@anlaufstelle.help
Kostenlos und anonym Telefon: 0800 5040112
Terminvereinbarung für telefonische Beratung:
Mo: 14.00 – 15.30 Uhr Di bis Do: 10.00 – 12.00 Uhr
Internet: https://www.anlaufstelle.help/

Landeskirchliche Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt
Internet: https://www.ekd.de/Ansprechpartner-fuer-Missbrauchsopfer-23994.htm

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MDR (kav)/dpa/epd

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 26. April 2024 | 12:00 Uhr