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Das weihnachtliche Familienstück "Wunschpunsch" nach dem ROman von Michael Ende feierte am Staatsschauspiel Dresden Premiere. Bildrechte: Staatsschauspiel Dresden / Sebastian Hoppe

TheaterkritikWeihnachtsmärchen am Staatsschauspiel Dresden: "Der Wunschpunsch" feiert Premiere

05. November 2023, 15:48 Uhr

"Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ ist ein Klassiker. Das Stück nach dem Roman von Micheal Ende feierte am 4. November am Staatsschauspiel Dresden Premiere. Für das Weihnachtsmärchen hat Regisseur Philipp Lux eine hauseigene Fassung geschrieben und die Geschichte vom Kampf des Guten gegen das Böse mit viel Spannung und Witz auf die Bühne gebracht. Das Publikum war begeistert.

Die Welt draußen vor dem Theater liegt überkreuz. Hierzulande, und damit noch im besten Fall, im Meinungsstreit über die allgemeine Lage der Zeit und den Zustand der Welt. Im weitaus schlimmeren Fall, und ein paar Ländergrenzen weiter, liegt man schon im Krieg miteinander. Worunter dort die Kinder leiden. Kinder die hier, in Dresden, friedlich-fröhlich ins Theater gehen dürfen. Was für ein Privileg. Doch davon, dass das kein in Stein gemeißeltes, von Gott oder der Natur gegebenes Gesetz ist, handelt das Stück, das sie da sehen.

Der "Wunschpunsch" am Staatsschauspiel Dresden erzählt vom Kampf des Guten gegen das Böse. Bildrechte: Staatsschauspiel Dresden / Sebastian Hoppe

Roman von Michael Ende als Vorlage

Michael Endes Roman "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" wurde 1989 veröffentlicht und erzählt von bösen Mächten der Wissenschaft und des Geldes, die für ihre Interessen, ihren Profit alles aufs Spiel setzen. Der ernste Hintergrund der Handlung schließt bei Michael Ende die Heiterkeit und ein optimistisches Ende nicht aus. Ganz im Gegenteil, am Ende eines spannenden und mit viel Witz erzählten Märchens siegt das Gute über das Böse. Die Freundschaft, das Miteinander über die Kräfte, die lieber auf Zwietracht und Zerstörung setzen. Und an diesen literarischen Masterplan hält sich auch der Regisseur und Autor der hauseigenen Fassung des Textes am Dresdner Staatsschauspiel.

Regisseur ist Schauspieler am Staatsschauspiel Dresden

Der Mann heißt Philipp Lux und ist hier Schauspieler. Das Geschichtenerzählen liegt ihm am Herzen und er weiß, für wen er Theater macht. Ein Familienpublikum ist adressiert und das wird mit seinen Hör- und Sehgewohnheiten abgeholt. Der bühnengroße Gazevorhang funktioniert in der Zeit, in der das Publikum seine Plätze und allmählich zur Ruhe findet, als eine Art Whiteboard, auf dem wie von Geisterhand magische Formeln, kryptische Vokabeln und geheimnisvolle Sprüche geschrieben werden.

Magische Formeln, kryptische Vokabeln und geheimnisvolle Sprüche tauchen an einer Tafel auf. Bildrechte: Staatsschauspiel Dresden / Sebastian Hoppe

Dann beginnt, wie im Kino, ein Vorspann. Auf der Leinwand formuliert sich der Titel des Stücks, ein wilder Organist im Zwielicht hinter dem Vorhang liefert einen emotionalen Soundtrack, ein kleiner Chor singt sein Hohelied auf das Böse – willkommen in der Laborwelt von Prof. Dr. Beelzebub Irrwitzer. Der wird von Ahmad Mesgarha so gespielt, als stände der Joker von Jack Nicholson auf der Bühne. Hollywood lässt grüßen. Auch als später dessen von Oda Pretzschner mit Verve gespielte bösartige Tante, die Geldhexe Tyrannja Vamperl, im Stil von Glenn Close, allerdings ohne einen einzigen Dalmatiner auftritt.

Der ernste Hintergrund der Handlung schließt bei Michael Ende die Heiterkeit und ein optimistisches Ende nicht aus.

Wolfgang Schilling, MDR KULTUR-Theaterkritiker

Oda Pretzschner und Ahmad Mesgarha im "Wunschpunsch" am Staatsschauspiel Dresden. Bildrechte: Staatsschauspiel Dresden / Sebastian Hoppe

Viel Beifall für ein weihnachtliches Gesamtkunstwerk

Tierisch geht es aber trotzdem zu, denn die Rettung der Welt liegt bekanntlich in den zarten Pfoten, respektive scharfen Krallen von Maurizio de Mauro und Janny Krakel. Der Kater wird von Simon Werdelis als Mischung aus vermeintlich coolem Poser und gutem Kerl von nebenan angelegt, der im entscheidenden Moment über sich und seine Angst hinauswächst. Der Rabe ist bei Leonie Hämer als einer emanzipiert-draufgängerischen jungen Frau mit einer großen Sehnsucht nach Liebe bestens aufgehoben.

Bleibt noch die fiese Made der dunklen Macht, die Hans-Werner Leupelt mit schön fieser Ekligkeit spielt, dafür dann aber mit seiner zweiten Rolle des heiligen Sylvesters mit aller Güte aus den höchsten Höhen der Dresdner Bühne Sympathiepunkte sammeln darf. Womit ausdrücklich auch Sabrina Rox und Johanna Hlawica für Bühnenbild und Kostüme genannt sein sollen, die mit viel Opulenz zu diesem weihnachtlichen Gesamtkunstwerk beigetragen haben.

Simon Werdelis als Kater und Leonie Hämer als Rabe. Bildrechte: Staatsschauspiel Dresden / Sebastian Hoppe

Das einzige, was diesem "Punsch aller Pünsche" noch zu wünschen, oder vom Kritiker zu bemäkeln wäre, ist das zur Premiere noch etwas verhaltene Tempo der Geschichte. Aber da werden die Darsteller garantiert selbst noch etwas am Heizregler der Kochplatte drehen, respektive das zukünftige, in der Mehrheit Kinderpublikum, für entsprechende Energiezufuhr aus dem Saal sorgen. 

Angaben zum Stück:"Der satanarchäolügenialkohöllische Wunsch­punsch"
von Michael Ende, in einer Fassung von Philipp Lux

Regie: Philipp Lux
Bühne: Sabrina Rox
Kostüme: Johanna Hlawica
Musik: Vredeber Albrecht
Videoanimation: Gregor Wittich
Lichtdesig: Andreas Barkleit, Konrad Dietze
Dramaturgie: Kerstin Behrens

Mit Ahmad Mesgarha, Oda Pretzschner, Hans-Werner Leupelt, Simon Werdelis, Leonie Hämer, Christine Reumschüssel / Thomas Mahn, Anni Krausche / Emilia Xenodochius, Franziska Körner/Attila Odrich Taddeus Ehrhardt / Lina Margarete Schuster,Maria González Havlík / Sophie-Charlott Wartner

Redaktionelle Bearbeitung: lig

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 06. November 2023 | 12:10 Uhr