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Mal in die eine, mal in die andere Richtung: An der A4-Baustelle bei Wilsdruff staut es sich fast immer. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Baustelle bei WilsdruffVerbotener Schleichweg - Polizei schickt Lkw zurück in Stau auf A4

09. Juli 2021, 19:31 Uhr

Seit April wird auf der A4 zwischen Nossen und Wilsdruff eine Brücke erneuert. Die Baustelle ist für den Autobahnverkehr ein Nadelöhr, an dem sich täglich kilometerlange Staus bilden. Also versuchen Lkw über die Dörfer den Stau zu umfahren. Nach Anwohnerprotesten gilt nun ein Durchfahrtsverbot für Schwerlaster auf der Staatstraße 36. Die Polizei kontrolliert täglich. Reporterin Madeleine Arndt hat sich angesehen, ob und wie sich die Fahrer daran halten.

Freitagmorgen und jetzt schon schieben sich die Fahrzeuge auf der Autobahn langsam durch das Baustellennadelöhr Triebischtal bei Dresden. Wer von der Autobahn 14 kommt oder auf der A4 aus der Chemnitzer Richtung weiter nach Dresden will, braucht zwischen Nossen und Wilsdruff starke Nerven. Denn die Triebischtalbrücke wird saniert. Statt drei Spuren gibt es entlang der Großbaustelle nur zwei Fahrspuren. Die reichen für die Masse an Trucks und Pkw nicht aus. Bis zu 100.000 Fahrzeuge rollen pro Tag an dieser Stelle über den Asphalt. "Achtung, Stau, Uwaga, Pozor", blinken schon von weitem Warnschilder. Die Stauzone an der Triebischtalbrücke ist ein Unfallschwerpunkt. Wer kann, umfährt die Strecke.

Lkw-Karussell in Deutschenbora

Und so dreht sich seit dem frühen Morgen im Kreisverkehr Deutschenbora bei Nossen das Lkw-Karussell. "Wir haben seit Mittwoch die Verkehrsumkehr. Das heißt, der Verkehr aus dem Westen in Richtung Osten nimmt wieder zu. Da haben wir an dem Kontrollpunkt in Deutschenbora sehr viel tun", sagt Polizeikommissar Richard Treder vom Verkehrsüberwachungsdienst Dresden. Wegen des Staus lotsen viele Navis die Trucker von der A4 hinunter auf die Staatsstraße 36, die parallel zur Autobahn verläuft.

Anwohnerproteste gegen "grausame Zustände"

Doch die schmale S36 mit Kurven und Hügeln eignet sich nicht für Schwerlastverkehr. Die Anwohner in den Gemeinden Tanneberg und Limbach hatten plötzlich die halbe A4 vor ihrer Haustür. "Es war grausam", beschreibt der Tanneberger Karl-Heinz Kaden.

Wir wollten sonntags spazieren gehen, haben 20 Minuten an der Straße gestanden und sind einfach nicht rüber gekommen. Dann sind wir wieder nach Hause gegangen.

Karl-Heinz Kaden | Anwohner

Warnend stellten Dorfbewohner Bobbycars, Spielzeuge und Kinderfahrräder an die enge Straße, die keinen Platz für einen befestigten Bürgersteig hat. Sie protestierten, beschwerten sich beim Bürgermeister und Minister - und hatten Erfolg.

Anwohner in Tanneberg hatten Angst, dass ihre Kinder unter die Räder kommen und stellten Spielzeug an den Straßenrand. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Seit Anfang Juli gilt auf der S36 zwischen Deutschenbora und Wilsdruff ein Durchfahrtsverbot für Schwerlastverkehr. Verkehrsschilder weisen darauf hin, dass nur noch der Lieferverkehr hier lang darf. Seitdem die Schilder stehen, kann Karl-Heinz Kaden nachts wieder schlafen: "Es ist wunderbar geworden", freut sich der Mann in Tannenberg.

Polizeikontrollen über den ganzen Tag

Es sind nicht die Schilder allein, die die Brummifahrer von Schleichwegen fernhalten. "Manche würden trotzdem hier entlangfahren", sagt Polizeihauptmeister Michael Meyer. Er gehört zu den Polizistinnen und Polizisten, die deshalb seit Wochenbeginn jeden Tag von 6 bis 22 Uhr das Durchfahrtsverbot für Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen durchsetzen. Sie kontrollieren an den drei Zufahrtsmöglichkeiten in Wilsdruff, Grumbach und Deutschenbora.

Polizeihauptmeister Meyer steht seit dem Morgen am Kreisverkehr in Deutschenbora. Gerade blinkt wieder ein Truck, um auf die S36 abzubiegen. Meyer zückt die Warnkelle und geht zum Brummifahrer. Der Mann beugt sich aus der Fahrerkabine und zeigt auf dem Smartphone seinen Lieferschein. Er darf weiter. Der Truck dahinter wird abgewiesen. Er muss wieder auf die Autobahn zurückfahren oder die Bundesstraße 173 als Umgehungsstrecke nehmen.

Fast 500 Lkw abgewiesen

Zwischen 6 und 9 Uhr hat Polizeihauptmeister Meyer mit seinen Kollegen am Kreisel bereits 50 Lastwagen abgewiesen. Die Lkw-Fahrer reagierten sehr unterschiedlich auf das Durchfahrtsverbot. Manch einer versuchte mit Argumenten wie "wichtige Terminfracht" auf den Schleichweg zu kommen, die meisten Lkw drehten aber ab, sobald sie die Polizeikontrolle sahen. "Der Einsatz ist präventiv angelegt. Wir stehen vor den Verbotszonen und halten so die Strecke Lkw-frei", erklärt Polizeikommissar Treder. Seit Montag hat die Polizei insgesamt 472 Lkw abgewiesen. Kontrolliert hatte sie seitdem 1.072 Brummis. Die Kontrollen sollen auch in den nächsten Tagen weitergehen.

A4-Baustelle bis Ende August

Die Bauarbeiten an der Triebischtalbrücke sollen Ende August beendet sein. Dann fließt der Verkehr zwischen dem Dreieck Nossen und Wilsdruff wieder und die Schleichwege über die Dörfer sind vergessen. Bis zum nächsten Stau an der Stelle.

Nur Lieferverkehr erlaubt: Die Staatsstraße 36 ist parallel zur A4-Baustelle für den Schwerlastverkehr gesperrt. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Quelle: MDR/ma

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 28. Juni 2021 | 19:00 Uhr