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ÄrztemangelNach drei Jahren Suche: Einziger Hausarzt in Nünchritz findet keinen Nachfolger

18. Juni 2023, 15:30 Uhr

Ähnlich wie die Lehrer wollen auch junge Ärzte in Sachsen vor allem in der Großstadt wohnen. 50- bis 60-Stundenwochen, die viele Hausärzte über Jahrzehnte schultern mussten, sehen sie ebenfalls skeptisch. Da ist es kein Wunder, dass Allgemeinmediziner wie Matthias Zimmermann aus dem ländlichen Nünchritz es schwer haben, Nachfolger zu finden. Obwohl er auf die 70 zugeht, kann er bisher nicht aufhören - auch, um die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiterinnen zu erhalten.

Seit drei Jahren sucht Hausarzt Matthias Zimmermann aus Nünchritz im Landkreis Meißen einen Nachfolger. Doch bisher ohne Erfolg. Ein Problem ist das nicht nur für den 68-Jährigen selbst, sondern auch für die Patientinnen und Patienten. Denn seit Februar ist seine Praxis die einzig verbliebene von ehemals vier Praxen in dem Ort. 5.000 Menschen leben in Nünchritz, rund 3.000 kommen zu dem Allgemeinmediziner. Einfach aufzuhören, kommt daher für ihn nicht infrage.

Praxisschließung vor alle für Ältere ein Problem

Der Fortbestand der Praxis sei wichtig für die Region, sagt der Mediziner. Viele ältere Patienten seien auf Versorgung vor Ort angewiesen. Oftmals sogar auf Hausbesuche. Auch die örtlichen Apotheken würden ohne die Praxis sicher schließen. Er habe deshalb alle möglichen Institutionen, wie zum Beispiel die Kassenärztliche Vereinigung, angesprochen, um eine Lösung zu finden. "Wir sind auch an die Krankenhäuser in Riesa, Meißen und Großenhain herangetreten, ob sich dort vielleicht junge Kollegen für die Nachfolge interessieren", berichtet Zimmermann über seine Bemühungen.

450 Hausarzt-Stellen nicht besetzt

Der Nünchritzer Allgemeinmediziner ist kein Einzelfall. In Sachsen sind laut Kassenärztlicher Vereinigung fast 450 Hausarzt-Stellen nicht besetzt, größtenteils auf dem Land. Zwar versuche man, den Landarzt-Beruf durch Förderung attraktiver zu machen. Doch seien Jung-Mediziner in ihrer Ortswahl frei und suchten vor allem einen geregelten Arbeitsalltag.

Junge Mediziner wollen sich die Arbeit teilen

"Es ist so, dass 50 bis 60 Stunden die Woche heutzutage schwer zu vermitteln sind. Daher ist es sinnvoll, auf Modelle, wie beispielsweise eine Gemeinschaftspraxis, zu setzen, wo sich mehrere Ärzte in die Arbeit reinteilen können", sagt Sylvia Krug von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen. Allerdings reiche das nicht jedem. Viele junge Mediziner suchten daher gleich eine Anstellung, sagt Krug.

Ich wäre auch bereit, wenn ich einen Kollegen finde, ihn einzuarbeiten. Aber wenn es so bleibt, wie im Moment, ohne Nachfolger, würde ich im Bereich meines 69. Geburtstags meine Praxis schließen.

Matthias Zimmermann | Hausarzt in Nünchritz

Ohne Nachfolger ist in einem Jahr Schluss

In der Praxis von Matthias Zimmermann arbeiten neben ihm außerdem drei Schwestern in Vollzeit. Auch ihretwegen macht er noch weiter. Doch wie lange noch? "Ich wäre auch bereit, wenn ich einen Kollegen finde, ihn einzuarbeiten. Aber wenn es so bleibt, wie im Moment, ohne Nachfolger, würde ich im Bereich meines 69. Geburtstags meine Praxis schließen."

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MDR (sth/Tom Herrmann/Michael Dulig)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 16. Juni 2023 | 19:00 Uhr