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Ausstellung in LeipzigWenn Kultur retten Widerstand ist

07. März 2024, 04:00 Uhr

Eine neue Schau, die gerade in Leipzig ihre erste Station hat, stellt "Kulturretter:innen" vor. Sie haben seit der NS-Zeit kulturelle Gegenstände, Familiengeschichten oder Musik in die heutige Zeit gerettet und so dem Vergessen entrissen. Im interaktiven Teil der Ausstellung können sich Besucherinnen und Besucher einbringen. Diese Notizen und Auseinandersetzungen gehen mit auf die Ausstellungsreise nach Köln und später nach Hamburg.

Die multimediale Wanderausstellung mit dem Titel "Kulturretter:innen" im Leipziger Tapetenwerk stellt gleich am Anfang die ganz großen Fragen: "Was ist Kultur für Dich und was würdest du retten?" oder "Wann wärst du gerne mutiger gewesen?" Die Zettel für die Beantwortung der Fragen und Stifte liegen bereit.

Falls die Besucherinnen und Besucher nicht gleich inspiriert sind, hilft ein Gang durch die kleine Ausstellung. Hier werden außergewöhnliche Menschen und ihre Nachfahren vorgestellt, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Trotzdem konnten sie ein Stück Kultur bis in die Gegenwart retten und leisteten damit Widerstand.

Ljiljana Heise ist die Kuratorin der Ausstellung "Kulturretter:innen" im Tapetenwerk Leipzig. Bildrechte: MDR/Anne Sailer

Ausstellung im Tapetenwerk erzählt Geschichten von mutigen Menschen

Monatelang haben die Kuratorin der Ausstellung Ljiljana Heise und ihr Team von der Kooperative Berlin Kulturproduktion (KBK) nach Kulturretterinnen und -rettern gesucht. Sie haben Gedenkstätten, Vereine, Initiativen und Privatpersonen in ganz Deutschland angeschrieben, um Protagonistinnen und Protagonisten für ihre Ausstellung zu finden.

Auf großen Bannern sind nun die Porträts von mutigen Menschen aus vier Generationen zu sehen. In Audios, kleinen Filmen und Texten werden ihre Geschichten erzählt. Die Kulturretterinnen und -retter versteckten Diamanten und verteilten heimlich Flugblätter - ihre Nachfahren retten Musik vor dem Vergessen, verarbeiten Erinnerungen in Kurzgeschichten und Comics, verwandeln Emotionen in Kunstwerke, erforschen Familiengeheimnisse und verlegen Stolpersteine.

Die Wanderausstellung "Kulturretter:innen" im Tapetenwerk Leipzig ist in die Kapitel Hoffnung, Leben, Gedenken und Mut geteilt. Bildrechte: MDR/Anne Sailer

Interaktive Wanderausstellung für alle Generationen

In der Wanderausstellung wird deutlich, wie unterschiedlich die Herangehensweisen an Kulturrettung sein können. Das Konzept wird dadurch zu einem niedrigschwelligen Angebot, was auch schon Schülerinnen und Schüler ansprechen soll.

Und die Ausstellung hat auch Synergieeffekte. Klara Gorlatschowa ist Zeitzeugin und überlebte das KZ Petschora. Noch heute erinnert sie sich an den Text eines traurigen Liedes, das im Lager gesungen wurde. Der junge Komponist Emanuel Meshvinski vom Jewish Chamber Orchestra Hamburg spielt nicht nur Musik von vergessenen Komponisten, er vertonte auch Klara Gorlatschowas Lied neu. Es ist in der Ausstellung zu hören.

Kultur ist wie ein Netz, das uns mit anderen Menschen verbindet.

Ljiljana Heise, Kuratorin der Ausstellung |

"Kultur ist wie ein Netz, das uns mit anderen Menschen verbindet", erklärt Ljiljana Heise. Im Nationalsozialismus sei dieses Kulturnetz stark beschädigt worden. Mit der Verdrängung und Ermordung von Menschen wurde auch Kultur zerstört und geraubt. Mit der Ausstellung werden mutige Menschen in den Fokus gerückt, denen es gelungen ist, Teile dieses Kulturnetzes zu reparieren.

Die Ausstellung ist multimedial und interaktiv. Die Notizen der Besucher gehen mit auf die Ausstellungsreise nach Köln und später nach Hamburg. Bildrechte: MDR/Anne Sailer

Hoffnung, Leben, Gedenken und Mut: Initiativen werden vorgestellt


Die Wanderausstellung ist in die Kapitel Hoffnung, Leben, Gedenken und Mut geteilt. In den einzelnen Abschnitten werden die Kulturretterinnen und -retter in Videos, Fotos, Graphic Novels und Hörspielen vorgestellt. Immer wieder kann sich auch das Publikum beteilgen und Fragen wie "Wann wärst du gerne mutiger gewesen?" beantworten. Besonders Schulklassen sollen davon profitieren, wünscht sich die ausstellende Kooperative.

In der Wanderausstellung werden auch Initiativen vorgestellt wie die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, das Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine oder die Initiative Dessauer Ufer. Auch die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark lernt man kennen. Sie arbeitet seit 1997 auf dem Gelände des ehemaligen KZ für Mädchen und junge Frauen in der Uckermark.

Informationen zur Ausstellung"Kulturretter:innen"

8. März bis 12. April 2024

Tapetenwerk Leipzig
Lützener Straße 91, 04177 Leipzig

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag:
13 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung

Eintritt frei

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR Kultur | 07. März 2024 | 07:40 Uhr