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Da ist die Freude groß! Juri Pöhland aus Dresden hat den ersten Preis beim Mundart-Wettbewerb "Gaggaudebbchen" abgeräumt. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Mundart-WettbewerbErlgeenich gegen Haarlegien: Viel Gebabbel in Leipzig fürs "Gaggaudebbchen"

29. Mai 2024, 18:56 Uhr

Wer sächselt am besten? Das ist seit 25 Jahren die große Frage beim Mundart-Wettbewerb "Gaggaudebbchen". Dieses Jahr geht es um eine Gogosbalme, wilde Viecher und ein fantastisches Gostiemfest.

Die Scheinwerfer auf der Bühne sind an. Und de Lauscher sin weid ufgesperrt - denn beim Mundart-Wettbewerb Gaggaudebbchen tragen Kinder und Jugendliche im strengen Sächsch Gedichte der Leipziger Mundart-Dichterin Lene Voigt vor. Justus Behr steht bei seinen beiden Schwestern Leni und spricht mit ihnen nochmal das Programm durch. Er ist schon etwas nervös. "Oh ja! Ich bin schon ziemlich aufgeregt", sagt der Achtjährige und nickt dabei heftig den Kopf.

Familie Behr aus Leipzig hat schon eine wahre Mundart-Dynastie bei dem Wettbewerb begründet. "Unsere Lisa hat vor zehn Jahren ein Gaggaudebbchen gewonnen. Seitdem machen wir jedes Jahr mit. Dieses Jahr treten Lisa, Leni und Justus auf", sagt Mama Doreen Behr. "Es macht einfach immer noch wahnsinnig Spaß, als ich mit Leni und Justus neue Text gelernt habe", sagt Tochter Lisa. Die 20-Jährige ist eigentlich zu alt für den Wettbewerb. doch sie darf ehrenhalber teilnehmen.

Plädder wie ä Stacheldier

Und dann nimmt Mundart-Moderator Klaus Petermann das Mikro in die Hand. Er führt wie eh und je durchs Programm. Und gebührend zum 25. Jubiläum des "Gaggaudebbchens" gibt es eine echte Rundreise durchs deftige Sächsch. Johanna Lucke erzählt in ihrem Gedicht die Geschichte von einem Nadelbäumchen, dass Blätter haben will.

Johanna Lucke aus Dresden hat in ihrem Gedicht die Geschichte von einem Nadelbäumchen erzählt, das gerne Blätter hätte. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Die 13-Jährige beginnt mit ihrem lyrischen Gebabbel: "Warum bloos hab isch geene Plädder, das wäre doch viel viel nedder. Dann säh isch wie de andern hier und nisch so wie ä Stacheldier." Doch am Ende kommt das Bäumchen zur Einsicht, denn: "Das Gescheidste is, man bleibt em so", wie man ist. Viel Applaus für Johanna aus dem Publikum.

Marie Mörtl, Emma Rudolf und Tessa Theuer (v.l.n.r.) haben die Leipziger Straßenbahnen im Gedicht "Schtraßenbahnhof Lindenau" zum bimmeln gebracht. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Pander, Diescher und de scheene Gunigunde

Ins Reich der Edeldamen und -männer entführt Juri Pöhland mit der sächsischen Version "Dr Handschuhk" von Schiller. "Dor Geenisch Franz, dos woar ä Freund von Pandern, Läwen und Dieschern", trägt Juri erhaben vor, wie es den damaligen Zeiten gebührt. In ein Gehege voller wilder Tiere "flieschd uf enmal ä Handschuh nei".

Mit einem frühlingshaften Outfit hat Kiara Soares das Gedicht "Friehlingslied" zum Leben erweckt. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Und Juri schlüpft ganz in die Rollen des Gedichts hinein. Viele Lacher im Publikum, als der 13-Jährige mit eleganten Handbewegungen und fraulicher Stimme "de scheene Gunigunde" miemt. Dafür bekommt Juri am Ende des Gedichts lauten Applaus. 

En Haarlegien mit lauder Bümmeln

Mit den Behr-Geschwistern Justus, Leni und Lisa geht es aufs "Gostiemfest". Zu sehen gibt's "En Haarlegien mit lauden Bümmeln. Den werden de Määdschen scheen anhimmeln." Beim Wettbewerb werden auch noch "De Gogosbalme", "De gescheite Oma" und "Dr Erlgeenisch" in feinster Mundart vorgetragen. Nach dem kräftigen Vortrag ist die Spannung bei den Vortragenden groß, denn nun berät sich die Jury.

Mit dem Gedicht "Uffn Gostiemfest" haben Justus, Leni und Lisa Behr aus Leipzig für gute Laune bei den Gästen gesorgt. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Sächsisch-Kurs soll in Schulen kommen

In einer Pause erzählt der Vorsitzende der Lene-Voigt-Gesellschaft, Klaus Petermann, dass man dieses Jahr nicht nur 25 Jahre Gaggaudebbchen feiere, sondern bald auch das 30-jährige Bestehen der Gesellschaft. Sie hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht, das Leben und Schaffen der Leipziger Mundart-Dichterin Lene Voigt zu erforschen. Mit dem Mundart-Wettbewerb wolle man jungen Menschen den sächsischen Dialekt nahe bringen.

Der Mundart-Moderator Klaus Petermann hat auch dieses Jahr wieder durchs Programm geführt und das Publikum zum Lachen gebracht. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Und da soll es noch weiter gehen, denn die Lene-Voigt-Gesellschaft will ab kommenden Jahr einen Sächsisch-Kurs an Schulen anbieten, sagt Petermann. "Wir wollen uns mit den Schülern näher mit unserem Dialekt und Texten von Lene Voigt auseinandersetzen", erklärt er. Zudem soll es eine CD geben, auf der Schüler Gedichte von Lene Voigt aufsagen.

Wer hat am feinsten gesächselt?

Dann ist es endlich soweit: Alle Teilnehmenden am "Gaggaudebbchen" 2024 treten auf die Bühne. Wer hat am feinsten gesächselt? Über den 3. Platz und ein "Gaggaudebbchen" kann sich Johanna Lucke aus Dresden freuen. Auch Familie Behr geht in diesem Jahr nicht leer aus.

Bei Justus, Leni und Lisa (v.l.n.r) Behr wird es auf dem Wohnzimmerregal eng. Dort stehen bereits acht Gaggaudebbchen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Für ihren Ausflug aufs "Gostiemfest" bekommen die drei Geschwister den 2. Platz. "Jetzt haben wir auf unserem Brett zu Hause keinen Platz mehr", sagt Mama Doreen. "Da stehen schon acht 'Gaggaudebbchen'", sagt die Leipzigerin und lacht.

Insgesamt 15 Teilnehmer hat es dieses Jahr beim Wettbewerb "Gaggaudebbchen" gegeben. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Jubelrufe und lautes Klatschen als der Sieger feststeht. Mit einem breiten Lächeln nimmt Juri Pöhland das "Gaggaudebbchen" 2024 entgegen. Wie fühlt er sich? "Ich war überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich gewinne und freue mich riesig."

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 28. Mai 2024 | 14:30 Uhr

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