Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

TierschutzTierschützer zeigen Zoo Leipzig nach Vorfall mit Menschenaffen an

18. November 2022, 17:59 Uhr

Der Zoo Leipzig sieht sich wiederholt mit Kritik an der Affenhaltung konfrontiert. Die Tierschutzorganisation Peta hat den vorgeblichen Fall eines verhaltensgestörten Orang-Utans dokumentiert und angezeigt. Zuvor war im Zoo Leipzig ein Schimpanse nach Gewalt durch Artgenossen ertrunken, wie der Zoo im September 2022 bestätigte. Wie der Primatenforscher Professor Volker Sommer MDR SACHSEN sagte, komme abnormes Verhalten von Menschenaffen in Zoos gehäuft vor.

Die Tierschutzorganisation Peta hat den Zoo Leipzig beim Veterinäramt der Stadt angezeigt und in einem Schreiben auf eine schwere Verhaltensstörung bei einem vorgeblich im Zoo Leipzig lebenden Orang-Utan informiert. Wie die Tierschützer MDR SACHSEN mitteilten, fordern sie ein Ende der Menschenaffenhaltung im Zoo Leipzig.

Augenzeuge beobachtet verhaltensgestörten Orang-Utan

Die Organisation wies zudem auf den tödlichen Unfall eines Zoo-Schimpansen hin, der im September 2022 nach einer Rangelei mit Artgenossen ertrunken war. Das hat der Zoo auf seiner Internetseite eingeräumt und sich über den "ersten Vorfall" dieser Art mit Todesfolge in seinem Exotenareal "Pongoland" "zutiefst erschüttert" gezeigt.

Den neuen Vorfall hat laut Peta ein Augenzeuge im Zoo Leipzig beobachtet. Demnach habe sich Anfang November 2022 ein Orang-Utan in seinem Gehege mehrfach übergeben und sein Erbrochenes gegessen.

Petition soll Zoohaltung von Menschenaffen stoppen

"Solche Verhaltensstörungen von in Zoos lebenden Menschenaffen sind leider keine Ausnahme, sondern durchweg die Regel. Sie entwickeln sich auch in vermeintlich bester Haltung, wie der im Leipziger Zoo", sagte Peta-Expertin Yvonne Würz MDR SACHSEN. Die promovierte Biologin verweist auf eine Petition, mit der sich die Organisation auf ihrer Kampagnenwebsite "für ein Auslaufen der Menschenaffenhaltungen in deutschen Zoos" einsetzt.

Primatenforscher sieht "abnormes" Verhalten

Wie der international gefragte Primatenforscher Professor Volker Sommer MDR SACHSEN erklärte, zeigten Menschenaffen in Gefangenschaft ein "ganzes Repertoire an groteskem Benehmen". Dazu gehörten "Hochwürgen von Nahrung, Essen von Erbrochenem, Urintrinken sowie Werfen, Verschmieren oder Essen von Kot." Dies käme laut Sommer zwar auch im Freiland vor. Aber die "statistische Häufung bei Freiheitsentzug" sei für Primatologen ein "Grund, derlei Gebaren als 'abnorm' zu bezeichnen".

Leipziger Zoo weist Kritik von Tierschützern zurück

Der Zoo Leipzig hat auf Anfrage von MDR SACHSEN die Kritik zurückgewiesen. Wie Zoo-Sprecherin Maria Saegebarth sagte, entspräche die Betreuung durch Tierpfleger, Zoologen und Veterinären "höchsten Standards", die Anlage "Pongoland" genieße "in der Fachwelt einen guten Ruf". Dennoch käme es vor, dass "einzelne Menschenaffen das Futter mehrfach aufnehmen", sagte der Zoo weiter. Ein Erklärungsansatz aus der Forschung gehe davon aus, "dass wohlschmeckende Nahrungsanteile mehrfach geschmeckt werden." Der Zoo begegne diesem Verhalten beispielsweise mit "Futteranpassungen".

Die Anzeige beim Veterinäramt hingegen sei derzeit "noch in der Prüfung", wie ein Sprecher der Stadt Leipzig MDR SACHSEN am Freitag sagte.

MDR (wim)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 25. August 2021 | 11:00 Uhr