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Bei der Wohnungssuche im Internet gibt es auch gefälschte Inserate. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Online-ImmobilienportaleVerbraucherzentrale warnt vor gefälschten Wohnungsanzeigen

09. Dezember 2023, 11:30 Uhr

Betrüger nutzen den angespannten Wohnungsmarkt aus, um aus der Not von Wohnungssuchenden Profit zu schlagen. In Sachsen gab es in diesem Jahr über 160 Fälle von "Vorkassenbetrug" bei Wohnungsinseraten. Die Verbraucherzentrale warnt unter anderem vor gefälschten Webseiten.

Ulrike aus Leipzig hat vor kurzem 1.400 Euro an Online-Betrüger verloren. In ihrem Atelier zeigt die Freiberuflerin am Laptop Screenshots. Zu sehen ist die Wohnungsanzeige, hinter der der Betrug steckte: Eine Altbauwohnung mit zwei separaten Zimmern, Holzfußboden, Wintergarten, Einbauküche und das für unschlagbare 410 Euro Warmmiete. Ulrike sagt: "Ich habe mir diese Anzeige angeschaut und war schon ein bisschen skeptisch, weil das Verhältnis von Warmmiete und Größe der Wohnung doch sehr selten ist in Leipzig."

Ulrike hat trotzdem per E-Mail schnell Kontakt zu dem vermeintlichen Vermieter aufgenommen. In der Anzeige stand ein deutscher Name, es antwortete dann aber jemand mit einem griechischen Namen auf Englisch: "Die Erzählung war, dass die Person die Wohnung gekauft hat, aber schon länger nicht mehr in Leipzig lebt und sie längerfristig vermieten möchte."

Leider könne die Person nicht sofort zu einer Wohnungsbesichtigung nach Leipzig kommen. Ulrike könne aber die erste Miete und die Kaution über booking.com überweisen und damit die Wohnung für sich reservieren.

Vorsicht vor gefälschten Webseiten

Olesja Jäger von der Verbraucherzentrale Hessen sagt, Betrüger würden für Zahlungen häufig auch gefälschte Webseiten von bekannten Online-Plattformen ins Spiel bringen. Jäger mahnt zur Vorsicht, denn: "Diese Plattformen dienen nicht zur Verwaltung  von solchen Wohnungsbesichtigungen oder Schlüsselübergaben und sind auch nicht als Treuhandkonto gedacht. Da sollte man auf  jeden  Fall hellhörig werden, wenn es darum geht, schnell zu bezahlen, ohne etwas vorab gesehen zu haben."

Alarmsignale seien auch niedrige Mieten bei toller Lage, Korrespondenz auf Englisch und Hochglanzfotos von der vorgeblich zu vermietenden Wohnung.

Mindestens 160 Fälle in Sachsen in 2023

Wie die Verbraucherzentrale sagt auch das sächsische Landeskriminalamt, es sei keineswegs neu, dass Wohnungssuchende um ihr Geld betrogen würden. Der Spielarten gebe es viele und Online-Betrug mit Wohnungsanzeigen als einzelne Kategorie existiere in der Kriminalstatistik so nicht. Die Zahlen zu Betrugsfällen seien deshalb unter Umständen nicht vollständig, heißt es auf Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich aus dem Landeskriminalamt: "In Sachsen sind für den Betrachtungszeitraum 1. Januar 2023 bis 10. November 2023 insgesamt 160 Fälle des sogenannten "Vorkassenbetrugs" im Zusammenhang mit Wohnungsinseraten bekannt. In 90 der 160 Fälle führte dies auch zum Erfolg."

Insgesamt hätten Betrüger auf diese Art fast 150.000 Euro erbeutet. Die Polizei empfiehlt deshalb unter anderem diese Vorsichtsmaßnahmen: "Bestehen Sie auf einer persönlichen Begegnung. Verlangen Sie, den Vermieter oder Eigentümer persönlich zu treffen und die Immobilie vor einer Zahlung zu besichtigen. Sprechen Sie mit anderen Bewohnern des Gebäudes und erkundigen Sie sich nach der Verfügbarkeit der beworbenen Immobilie."

Ulrike, die in Leipzig eine Wohnung gesucht hat, war misstrauisch. Und sie hatte zu Betrugsfällen bei Online-Wohnungsanzeigen recherchiert. Dennoch brauchte sie so dringend eine Wohnung, dass sie am Ende ohne eine Besichtigung gezahlt hat. Das Geld konnte ihre Bank später von einem Geldinstitut auf Zypern nicht mehr zurückholen. Sie konnte dann nur noch das Immobilienportal informieren und den Betrug bei der Polizei anzeigen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. Dezember 2023 | 06:11 Uhr