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Bildrechte: MDR/PUNCTUM Stefan Hoyer

InterviewDGB-Sachsen-Chef Schlimbach: "Auch die Löhne müssen angemessen steigen"

21. Juni 2022, 17:05 Uhr

Damit die Inflation nicht noch verstärkt wird, verlangen Kritiker von den Gewerkschaften mehr Zurückhaltung bei den Tarifverhandlungen um höhere Löhne. Markus Schlimbach, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Sachsen, sieht das etwas anders. MDR SACHSEN-Moderatorin Gabi Kammel fragt nach.

Kritiker fordern Zurückhaltung bei den Tarifverhandlungen. Sie sehen das anders. Warum?

Wir haben zurzeit eher eine Gewinn-Preisspirale. Die Unternehmen machen enorme Gewinne durch den Krieg, durch das verknappte Öl und Gas, und dass da die Beschäftigten in die Röhre gucken und nur alleine die höheren Preise tragen sollen, das kann es auch nicht sein. Insofern ist es notwendig, dass auch die Löhne in einem angemessenen Maßstab steigen. Und das wird in Verhandlungen ausgeführt.

Auch die Löhne müssen in einem angemessenen Maßstab steigen.

Markus Schlimbach | Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Sachsen

Die Gewerkschaften können kaum verhindern, dass sich die Unternehmer einen Teil dieser Lohnerhöhungen über höhere Warenpreise von ihren Kunden zurückholen, oder?

Das tun sie aber jetzt auch schon. Und das ganz satt - wenn man die Erhöhungen für Lebensmittelpreise, die um teilweise 25 bis 35 Prozent gestiegen sind, anschaut. Und da sind keine Löhne im Einzelhandel, aber auch nicht in der Lebensmittelherstellung gestiegen, also die Unternehmer bedienen sich derzeit schon fett.

Ich glaube, die Beschäftigten müssen auch einen ordentlichen Anteil davon abbekommen, denn sie müssen ja am Ende dies alles, was teurer geworden ist, ob das Benzin, Gas, Lebensmittel sind, auch bezahlen. Deshalb ist es notwendig, dass sie auch daran Anteil bekommen.

Ich glaube, die Beschäftigten müssen auch einen ordentlichen Anteil davon abbekommen, denn sie müssen ja am Ende alles, was teurer geworden ist, bezahlen.

Markus Schlimbach | Vorsitzender des DGB in Sachsen

Sprit, Gas, Lebensmittel - alles wird teurer. Bei den Unternehmern bleibt davon, trotz höherer Ausgaben, immer noch viel hängen. Bildrechte: IMAGO / Michael Gstettenbauer

Läuft das nicht auf eine unendliche Preisspirale hinaus?

Die Preisspirale haben die Arbeitgeber in der Hand. Sie müssen das nicht unbedingt weitergeben. Im Moment steigen nur die Dividenden, es steigen nur die Gewinne. Aber es kommt nichts bei den anderen Leuten an. Und das ist ein Punkt, wo natürlich auch die Politik gefragt ist. Das ist der zweite Teil.

Im Moment steigen nur die Dividenden, nur die Gewinne, aber es kommt nichts bei den Leuten an.

Markus Schlimbach | Vorsitzender des DGB in Sachsen

Inwieweit ist die Politik gefragt?

Dieses Entlastungspaket, das vor wenigen Wochen schon beschlossen worden ist, das braucht eine Ergänzung für 2023. Die Preise werden nicht so kurzfristig sinken. Das ist einfach auch bei den Energie-Entwicklungen, die wir sehen, nicht zu erwarten. Und deshalb muss die Politik jetzt schon nachdenken, wie ein Entlastungspaket aussieht, was dann zum Beispiel auch die Rentnerinnen und Rentner, aber auch Studierende erreicht. Das, was an Belastungen durch die höheren Energiepreise im Herbst und im Winter kommt, wird hart für viele Menschen.

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MDR (gk, in)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 21. Juni 2022 | 13:00 Uhr