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Sachsens Ministerpräsident Kretschmer will Schulen entlasten und einigen jungen unbegleiteten Migranten gleich eine praktische Ausbildung vermitteln. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

AsylpolitikKretschmer: Praktische Ausbildung für junge Migranten statt Schule

02. Oktober 2023, 18:23 Uhr

Junge Flüchtlinge mit stark unterbrochenen Bildungsbiografien erreichen oft nur schwer einen Schulabschluss in Sachsen. Auf der anderen Seite gibt es viele freie Stellen im Handwerk oder in anderen Lehrberufen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer will junge Migrantinnen und Migranten nun schneller in eine praktische Ausbildung bringen.

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Die sächsische Landesregierung will das Schulsystem im Freistaat entlasten. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kündigte in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" an, dass ein Teil der unbegleiteten minderjährigen Asylbewerber künftig nicht mehr in Regelschulen unterrichtet werden soll. Die Jugendlichen könnten stattdessen gleich eine praktische Ausbildung beginnen.

Nach Kretschmers Angaben ist dazu auch eine Bundesratsinitiative geplant. Man werde damit in Sachsen aber erst einmal anfangen, so der CDU-Politiker. Dabei gehe es um Jugendliche, die etwa 18 Jahre alt sind, die noch ein oder zwei Jahre in eine Regelschule gehen müssten. Das führe zu keinem Ergebnis, so Kretschmer im MDR. "Wir reden nicht über 10- oder 12-Jährige."

Kretschmer: Hohe Zahl der Flüchtlinge überfordert Schulsystem

Kretschmer sagte der Zeitung: "Momentan stellt uns die große Anzahl von Ukrainern und jungen Flüchtlingen vor große Herausforderungen. Das überfordert unser Schulsystem."

Sachsens Regierungschef rechnet mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen in Sachsen. "Oktober, November, Dezember – das sind die Monate, in denen besonders viele Menschen zu uns kommen werden."

Ministerium: Jugendlichen Weg zum Arbeitsmarkt zeigen

Sachsens Kultusministerium hat allerdings noch keine konkreten Konzepte, um Kretschmers Vorschlag umzusetzen. Kultus-Sprecher Dirk Reelfs sagte dazu MDR SACHSEN: "Der Ministerpräsident hat ein wichtiges Problem angesprochen, für das wir eine Lösung finden müssen. Immer wieder fällt es geflüchteten Jugendlichen sehr schwer, überhaupt einen Schulabschluss zu erlangen. Für genau diese Fälle entwickeln wir Konzepte, um den Jugendlichen einen Weg auf den Arbeitsmarkt aufzuzeigen."

Immer wieder fällt es geflüchteten Jugendlichen sehr schwer, überhaupt einen Schulabschluss zu erlangen.

Dirk Reelfs | Pressesprecher Sächsisches Kultusministerium

Eine Überlegung sei zum Beispiel, das "Produktive Lernen" als ein Modell zu nehmen. Das ist ein alternativer Bildungsweg für Klasse 8 und 9 des Hauptschulbildungsgangs. Darin sind mehr praktische Leistungen enthalten. Reelfs zufolge ist es eine denkbare Möglichkeit, dieses Angebot mit dem Deutsch-Unterricht und berufspraktischen Elementen zu koppeln.

Ministerpräsident Kretschmer will auch die Unternehmen in Sachsen einbinden. Die betroffenen Jugendlichen sollen praktische Dinge tun, dabei die Sprache lernen und im besten Fall einen Abschluss erreichen.

Für junge Migranten bis 18 Jahren und mit Hauptwohnsitz in Sachsen besteht eine Schulpflicht. Laut Kultusministerium benötigen vor allem Jugendliche mit stark unterbrochenen Bildungslaufbahnen spezielle Angebote. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / dpa | Felix Kästle

Turnhallen könnten wieder zu Unterkünften werden

Kretschmer beklagt: "Wir bekommen sie nicht mehr untergebracht. Die bleiben zu großen Teilen in Gemeinschaftsunterkünften." Der Christdemokrat verweist auf fehlende freie Wohnungen und erwartet Zeltstädte, "solange es nicht kalt ist". Im Winter seien diese aber keine Option. Kretschmer erwartet deshalb, dass Flüchtlinge bald wieder in Turnhallen untergebracht werden müssen.

Wiederholt hatte sich Kretschmer für mehr Grenzkontrollen und eine Obergrenze von Migranten ausgesprochen.

MDR (lam/jus/wim)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. Oktober 2023 | 19:00 Uhr