ZwischenbilanzBesserer Waldbrandschutz in Sachsen kommt langsam voran
Nach den verheerenden Waldbränden 2022 entwickelten Experten ein Schutzkonzept für solche bisher in Sachsen unbekannten Katastrophenfälle. Der Freistaat stellte zusätzliches Geld für die Umsetzung bereit. Doch diese Umsetzung nimmt nur langsam Fahrt auf, besonders bei der Beschaffung von Spezialtechnik. Ein Grund dafür sind Lieferschwierigkeiten der Industrie.
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- Die sächsische Polizei bekommt dieses Jahr ihren ersten Löschhubschrauber.
- In der Sächsischen Schweiz sind die ersten Löschwasserreservoire einsatzbereit.
- Die bestellte Spezialtechnik lässt wegen Lieferproblemen auf sich warten.
Sachsens Polizei soll bis Ende dieses Jahres den ersten von drei bestellten Spezialhubschraubern erhalten, der auch zum Löschen von Waldbränden eingesetzt werden kann. Das teilte Innenminister Armin Schuster am Dienstag mit. Der CDU-Politiker gab zusammen mit Umweltminister Wolfram Günther von den Grünen einen Überblick, wo Sachsen derzeit bei der Umsetzung seines Waldbrandschutzkonzeptes steht, das mit Hilfe einer Expertenkommission nach den verheerenden Waldbränden im Sommer 2022 entwickelt worden war.
Katastrophenschutzgesetz überarbeitet
Dabei wurde deutlich, dass Sachsen im organisatorischen Bereich deutlich schneller vorangekommen sei, als bei der technischen Nachrüstung. So hat der Landtag vor knapp einem Monat das überarbeitete Sächsische Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz beschlossen. Es definiert unter anderem erstmals ein sogenanntes Großschadensereignis, regelt die entsprechenden Verantwortlichkeiten neu und passt die vorhandenen Strukturen an, zum Beispiel bei Feuerwehr und Katastrophenschutz.
Erste Löschwasserbrunnen und -zisternen einsatzbereit
Bei den konkreten Schutzmaßnahmen verwies Umweltminister Günther auf den Bau erster Brunnen und Löschwasserzisternen, vor allem im Bereich des Nationalparks Sächsische Schweiz sowie die Anschaffung mobiler Zisternen und mobilen Löschgeräts. Zudem sollen Waldwege so bewirtschaftet werden, dass Feuerwehren diese im Brandfall leichter nutzen können. Für solche speziell auf den Waldbrandschutz ausgerichteten Katastrophenschutzmaßnahmen hat Sachsen 30 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt.
Lieferprobleme bei Hubschraubern zur Brandbekämpfung
Allerdings wurden davon erst drei Millionen Euro ausgegeben. In diesem Jahr sollen es sieben, in den kommenden beiden jeweils zehn Millionen Euro sein. Das Geld fließt laut Innenminister Schuster unter anderem in große Löschfahrzeuge, Geländefahrzeuge und in mobile Technik zur Ortung von Glutnestern. Mehrere Bestellungen seien bereits gemacht worden und im März sollen die ersten Fahrzeuge geliefert werden.
Dazu kommen 60 Millionen Euro für die bereits erwähnten Spezialhubschrauber, die aber auf sich warten lassen. Grund dafür seien Lieferschwierigkeiten in der Industrie, sagte Schuster und hofft, dass diese bald gelöst sind. Für die Brandbekämpfung in munitionsbelasteten Wäldern werde noch nach Lösungen gesucht. Dazu solle Robotertechnik eingesetzt werden. Hier gebe es aber mit dem Bund Gesprächsbedarf wegen der Zuständigkeit und der Finanzierung.
Jede Saison, in der wir keinen Hubschrauber haben, bin ich beunruhigt.
Armin Schuster | Innenminister von Sachsen
Waldbrände im Katastrophenjahr 2022
In Sachsen waren 2022 auch infolge von Trockenheit und Wärme insgesamt 215 Waldbrände registriert worden. Die schwersten von ihnen vernichteten in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz, der Gohrischheide sowie bei Arzberg und Zeithain hunderte Hektar Wald sowie Busch- und Grasland. Fast 9.000 Menschen waren wochenlang bei der Brandbekämpfung im Einsatz. Im vergangen Jahr gab es sachsenweit mit 102 Feuern nur knapp halb so viele Waldbrände, auch dank des teilweise verregneten Sommers.
MDR (stt)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. Januar 2024 | 15:00 Uhr