Illegale EinreiseMit Zivilfahndern an Grenze: Bundespolizei fasst mehr Schleuser in Sachsen
Die Zahl der Geflüchteten, die von mutmaßlichen Schleusern nach Sachsen gebracht werden, ist weiter angestiegen. Seit Mittwoch hat die Bundespolizei in Sachsen mehr als 120 Menschen aufgegriffen, darunter vermehrt Kinder unter lebensgefährlichen Bedingungen. Auch am Sonnabend gab es Schleusungen über die polnische und die tschechische Grenze. Die zuletzt erfolgreichen Festnahmen von Schleusern verdankt die Bundespolizei ihren vielseitigen Fahndungsmethoden.
- Die Schleuser setzen wieder zunehmend Kinder und Jugendliche lebensgefährlichen Risiken aus.
- Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Schleusern setzt die Bundespolizei auch auf die präzisen Aussagen einer Personengruppe.
- Die Bundespolizei setzt bei ihren Streifen im Grenzraum auch Beamtinnen und Beamte ohne Uniform ein.
Die Bundespolizei hat im Kampf gegen Schleuserkriminalität ihre Fahndungen in Sachsen vertieft. Nach Angaben der Bundespolizei setzt sie neben Bundesbereitschaftspolizisten auch Zivilfahnder ein und arbeitet mit dem Zoll zusammen. Die Schwerpunkte der Schleusungen liegen demnach auf den Autobahnen A4 und A17 sowie im Dreiländereck Zittau. Seit Mittwoch waren mehr als 120 illegal Eingereiste in Sachsen aufgegriffen worden. Darunter vermehrt Familien und Kleinkinder.
Familie im Kofferraum - Schleuser festgenommen
Nachdem die Bundespolizei am Mittwoch 49 Geflüchtete in einem Transporter bei Görlitz entdeckt hatte, meldete sie bis zum Sonnabend mehr als 70 weitere illegale Einreisen in Sachsen. Darunter war eine achtköpfige Familie. Eine Zollstreife entdeckte sie am Freitagmorgen auf der B115 bei Niesky. Ein Syrer mit drei Kindern habe die Fahrt ab Ungarn über Polen beengt im Kofferraum des Autos zurückgelegt, so die Aussage des Schleusers bei der Bundespolizei. Der 31 Jahre alte Ukrainer ohne gültige Fahrerlaubnis wurde festgenommen.
Der Ehemann der Beifahrerin hatte mit den gemeinsamen drei Kindern im Kofferraum des Kombi Platz gefunden. Den Aussagen des Schleusers zufolge war die achtköpfige Familie unter diesen viel zu engen Verhältnissen von Ungarn über Polen bis zum Ort der Festnahme transportiert worden.
Michael Engler | Pressesprecher Bundespolizeiinspektion Ludwigsdorf
Zeugenaussagen wichtig - Jäger gibt Tipp
Mit der steigenden Anzahl an illegalen Einreisen in Sachsen werden auch mehr mutmaßliche Schleuser festgenommen. "Das werten wir als Erfolg", sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Ebersbach MDR SACHSEN. Eine wichtige Rolle spielte demnach die Auswertung von Zeugenaussagen. Bei Hähnichen im Landkreis Bautzen hatte am Freitag der Hinweis eines Jägers zu 15 illegal Eingereisten geführt. Dieser hatte ein Fahrzeug und aussteigende Menschen beobachtet und die Dienststelle verständigt.
Am Donnerstag hatte die Bundespolizei 27 türkische und syrische Migranten, darunter neun Minderjährige im Alter zwischen drei und 17 Jahren, nahe der A4 bei Bautzen aufgegriffen. Nach dem Bericht eines anderen Augenzeugen fanden Zivilfahnder der Gemeinsamen Fahndungsgruppe Chemnitz (GFG) später das abgestellte Auto und kurz darauf den Fahrer in Lugau bei Stollberg. Der 30 Jahre alte Syrer wurde dem Haftrichter vorgeführt und wegen des Einschleusens von Ausländern unter lebensbedrohlichen Umständen angezeigt.
In einem anderen Fall hatten leere Flaschen und Decken im verlassenen Laderaum den Hinweis auf eine verübte Schleusung geliefert, berichtet ein Bundespolizist MDR SACHSEN.
Hohe Risiken für Leib und Leben
Nicht nur beim Transport ganzer Familien nehmen die Schleuser hohe Risiken für das Leben der Insassen in Kauf. So hatte ein 31 Jahre alter Usbeke, den die Bundespolizei Ebersbach am Donnerstag auf der B 178 bei Oberseifersdorf stoppte, keinen Führerschein. Er stand zudem unter Drogen. Laut Bundespolizei fuhren die acht Insassen aus Syrien zwischen 15 und 31 Jahren in dem überladenen Fiat ohne Gurt, vier auf der Rückbank und drei hockten im Kofferraum. Der Fahrer wurde angezeigt wegen des Einschleusens von Ausländern unter lebensbedrohlichen Umständen.
Verstärkte Kontrollen der Bundespolizei
Die Bundespolizei in Sachsen hatte am vergangenen Wochenende die Kontrollen im Grenzgebiet verschärft, um gegen Schleuser vorzugehen. Im Laufe der vergangenen Wochen waren mehrere Hundert Geflüchtete von Schleusern ausgesetzt worden. Die Kontrollen werden auch an diesem Wochenende mit derselben Anzahl an Einsatzkräften fortgeführt, bestätigte das Lagezentrum der Bundespolizei in Pirna auf Nachfrage von MDR SACHSEN.
MDR (ben/wim)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 15. September 2023 | 17:00 Uhr