SchleuserkriminalitätBundespolizei in sächsischen Grenzregionen durch illegale Einreisen enorm belastet
Nahezu täglich stellt die Bundespolizei illegale Einwanderer im deutsch-tschechischen Grenzgebiet fest. Die Menschen haben weder Gepäck noch Dokumente bei sich und wollen in Deutschland Asyl beantragen. Am Wochenende griffen Beamte in Sachsen ungewöhnlich viele Geflüchtete nach ihrer illegalen Einreise auf - mehr als 300 Menschen waren es. Erneut sitzen Schleuser in Untersuchungshaft oder wurden festgenommen.
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- Allein am Sonntag sind mindestens 144 Menschen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge illegal eingereist.
- Im Landkreis Görlitz sind nach Angaben der zuständigen Bundespolizeiinspektion in Ludwigsdorf ebenfalls "vergleichsweise viele unerlaubt eingereiste Migranten" aufgegriffen worden.
- Ein mutmaßlicher Schleuser wollte zu Fuß in Shorts und Badelatschen zurück nach Polen laufen. Bundespolizisten nahmen den Mann fest und er soll dem Haftrichter vorgeführt werden.
Die Bundespolizei hat am Sonntag bei Pirna 38 illegal eingereiste Menschen aufgegriffen. Wie die Bundespolizeiinspektion Berggießhübel mitteilte, stellten Beamte auf einer Nebenstraße zur A17 im Ort Cotta 18 Syrer im Alter von 16 bis 52 Jahren, einen 50-jährigen Libyer sowie zwei 17 Jahre alte Jugendliche aus Ägypten und Afghanistan fest.
Eine Stunde später wurden in der näheren Umgebung weitere geschleuste Menschen entdeckt. Laut Bundespolizeisprecher Steffen Ehrlich handelte es sich um 14 Syrer im Alter von 15 bis 36 Jahren sowie zwei Irakerinnen im Alter von 18 und 39 Jahren und einen 13 Jahre alten irakischen Jungen. Schleuser hatten sie auf der Straße abgesetzt. Die Polizei brachte die Erwachsenen in eine Erstaufnahmeeinrichtung, die Minderjährigen in eine Kinder- und Jugendeinrichtung des Landkreises.
Bundespolizisten in Sächsischer Schweiz "extrem gefordert"
Insgesamt seien die Beamten der Bundespolizeiinspektion Berggießhübel im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge "extrem gefordert", heißt es in einer Wochenendbilanz. Im Elbtal, in Pirna und im Osterzgebirge hat es demnach Einsätze nahezu im Stundentakt gegeben. Allein am Sonntag seien 144 illegal eingereiste Menschen im Landkreis aufgegriffen worden. Ein ukrainischer Schleuser wurde am Sonnabend vorläufig festgenommen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dresden hat der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Dresden nun Haftbefehl gegen den Beschuldigten erlassen. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft. Polizeihubschrauber und Polizisten der Bundesbereitschaft aus Bayreuth waren am Wochenende gemeinsam im Einsatz.
Menschen wie Ware behandelt
Der Sprecher der Bundespolizei in Pirna, Axel Bernhardt, sagte, die Menschen würden wie Ware behandelt. Das zeige sich auch bei den Kontrollen in der Sächsischen Schweiz. Schleuser würden dann aufs Gas treten, um der Polizei zu entwischen. "Wir haben tatsächlich festgestellt, dass die Vorgehensweise skrupelloser geworden ist. Man nimmt Leib und Leben der Geschleusten, aber auch unbeteiligter Dritter skrupellos in Kauf."
Beamte zählen 184 illegale Einreisen am Wochenende im Landkreis Görlitz
Ortswechsel. Im Landkreis Görlitz sind Sonnabend und Sonntag ebenfalls "vergleichsweise viele unerlaubt eingereiste Migranten" festgestellt worden. Das teilte die zuständige Bundespolizeiinspektion in Ludwigsdorf mit. 180 Menschen griffen die Beamten demnach auf, vier Syrer meldeten sich auf den Polizeirevieren in Weißwasser und Görlitz selbst. Der überwiegende Teil der Aufgegriffenen komme aus Syrien, aber auch aus dem Irak, aus Iran, der Türkei oder aus Afghanistan.
Eine 21-köpfige Personengruppe habe angegeben, von einem slowakischen Fiat Ducato bis zur Kunnersdorfer Senke gebracht worden zu sein, so die Bundespolizeiinspektion. Jede Spur von diesem Transporter fehle allerdings - trotz Hubschrauber-Fahndung.
Schleuser läuft in Badelatschen und Shorts geradewegs in Festnahme
In der Nacht vom Sonntag zum Montag ist einem georgischen Schleuser die Flucht vor der Bundespolizei misslungen. Der 24-Jährige hatte nach Angaben der Bundespolizeiinspektion Ludswigsdorf gegen Mitternacht mit einem polnischen Kleintransporter nachweislich 27 syrische Staatsangehörige über die Grenzbrücke im Görlitzer Stadtteil Hagenwerder nach Deutschland geschleust und diese offenbar auf der Nickrischen Straße abgesetzt.
Anschließend sei der Mann mit Badelatschen, Shorts und T-Shirt bekleidet zurück in Richtung Polen gelaufen. Auf der Brücke schnitten ihm die Bundespolizisten nach eigenen Angaben den Weg ab und nahmen ihn fest. Auch er soll dem Haftrichter vorgeführt werden. Dagegen ist Montagmorgen zwei Schleusern die Flucht gelungen. Die Unbekannten hatten nach Polizeiangaben mit ihren beiden Fahrzeugen insgesamt 33 Personen an die Fußgängerbrücke im polnischen Piensk (Penzig) gebracht. Die Personengruppe sei dann nahezu geschlossen über die Brücke nach Deschka (Gemeinde Neißeaue) gelaufen und wurde aufgegriffen.
MDR (ama)/df/swi
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 11. September 2023 | 11:30 Uhr