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WintersportTickets an Skiliften in Sachsen werden etwa zehn Prozent teurer

14. November 2022, 11:29 Uhr

Skihänge künstlich zu beschneien, braucht viel Wasser und Strom. Ist das in der Energiekrise noch zeitgemäß? Ja, sagen Liftbetreiber in Sachsen und bereiten sich auf die kommende Saison vor. Für Wintersportfreunde werden die Skipässe und damit der Freizeitspaß im Schnee aber teurer.

Trotz drastisch gestiegener Energiepreise sollen Skifahrer in Sachsen diesen Winter voll auf ihre Kosten kommen. Nicht nur am Fichtelberg werden - sobald es die Temperaturen zulassen - Schneekanonen und Schneelanzen in Betrieb gehen, um die Pisten vorzubereiten. "Wir werden alle Skihänge beschneien", versicherte der Chef der Fichtelberg Schwebebahn, René Lötzsch. Abstriche könne es aber bei der jeweiligen Schneehöhe geben. Der Auftakt in Sachsens größtem Abfahrtsskigebiet ist für Mitte Dezember geplant.

Beschneiungsanlagen sollen laufen

Größter Energiefresser für den Betrieb des Skigebiets sei die Beschneiungsanlage. Pro Saison würden dafür rund 650.000 Kilowattstunden Strom gebraucht. Und die Energiekosten hätten sich inzwischen verdoppelt. Lötzsch und sein Team hoffen daher, dass es diesen Winter kräftig vom Himmel schneit, damit sie die Schneekanonen seltener anwerfen müssen. Ein Verzicht sei aber keine Option, denn das Skigebiet sei enorm wichtig für den Tourismus in der Region.

Keine Kunsteisbahn

Um Energie zu sparen, wird in Oberwiesenthal dieses Jahr allerdings auf die Kunsteisbahn verzichtet. Ansonsten sieht Lötzsch wenig Potenzial für Einsparungen: "Die Schlepplifte können wir nicht noch langsamer fahren lassen und Sitzheizungen haben wir keine", erklärt er. "Es wird aber den ein oder anderen Nachtskilauf weniger geben."

Im Gegensatz zur vergangenen Wintersaison (hier eine Aufnahme aus dem Dezember 2021) plant René Lötzsch dieses Mal weniger Nachtski-Events. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Es wird aber den ein oder anderen Nachtskilauf weniger geben.

René Lötzsch | Fichtelberg Schwebebahn

Skipässe werden etwa 10 Prozent teurer

Ein Teil der höheren Kosten wird auf die Skifahrer und Snowboarder umgelegt: Der Preis für den Tagespass am Fichtelberg wurde von 35 auf 39 Euro und damit um elf Prozent angehoben. Skifahrer, die auch die Pisten am Keilberg auf tschechischer Seite nutzen wollen, zahlen 73 Euro für einen 1,5-Tagespass der Interskiregion, für eine ganze Woche 223 Euro.

Auch in Tschechien wurden die Preise erhöht, wie Martin Koky, Manager des Skiareals Klínovec, bestätigt. Der am meisten nachgefragte Tagespass für den Keilberg ist um elf Prozent teurer als in der vergangenen Saison. Der Preis betrage 1.090 tschechische Kronen, also knappe 45 Euro. Im E-Shop könne man ihn etwas günstiger erwerben. Dort koste er 990 Kronen, so Koky - knappe 41 Euro.

Auch in Altenberg im Osterzgebirge hat man die Wintersportsaison fest im Blick. "Wir haben zwei Hauptabfahrten und die werden wir auch beschneien", sagte Betriebsleiter Manuel Püschel. Er hofft ebenfalls, Mitte Dezember die Saison einläuten zu können. Schneekanonen seien große Energiefresser für den Betrieb eines Skigebiets, räumte er ein. Doch sei in Altenberg in den vergangenen Jahren stetig investiert worden, um Energie zu sparen: etwa in Schneelanzen zur Beschneiung, die weniger Energie verbrauchten sowie die Umrüstung des Flutlichts.

Schneelanze* Schneelanzen sind bis zu 14 Meter lange Rohre, die aufrecht in den Schnee gesteckt werden.
* An der Spitze befinden sich Wasser- und Luftdüsen. In das bei Austritt aus der Wasserdüse zerstäubte Wasser wird Druckluft geblasen.
*Die Luft dehnt sich aus und kühlt dadurch ab, wodurch Eiskeime entstehen, an denen eine Kristallisation des zerstäubten Wassers stattfindet.
*Durch die Höhe und die langsame Sinkgeschwindigkeit bleibt genügend Zeit für diesen Prozess.
*Die Geräte haben vergleichsweise geringe Leistungen, kleine Reichweiten und eine stärkere Windempfindlichkeit.

Skifahrer in Altenberg müssen ebenfalls für die Tageskarte etwas mehr zahlen: Der Preis steigt um zwei Euro auf 20 Euro, elf Prozent. Ähnlich sieht es in Schöneck im Vogtland aus. Dort steigt der Preis des Tagespasses für Erwachsene von 23 Euro auf 25 Euro um fast neun Prozent, wie Jennifer Braun für die dortige Skiwelt erklärte. Gespart werd in Schöneck beim Nachtski, der nur noch ein statt zweimal pro Woche angeboten werden soll. Viel mehr sei für ein Skigebiet in dieser Höhe an Einsparungen nicht drin, wenn man trotzdem attraktiv für Wintersportler und Touristen bleiben will, betonte Braun: "Es geht bei uns nicht ohne Kunstschnee.

Offen bleibt, wie sich die enormen Preissteigerungen in vielen Lebensbereichen auf die Lust der Menschen am Wintersport auswirken werden. Verzichten sie möglicherweise auf den Kurzurlaub oder Tagesausflug ins Erzgebirge oder Vogtland? Das sei derzeit schwer einzuschätzen, konstatierte Braun. Püschel gibt sich zuversichtlich. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Menschen trotz der schwierigen Corona-Zeit Freizeitangebote stark nachgefragt hätten, wenn dies möglich war. Er ist sich daher sicher, dass auch diesen Winter viele Familien den Freizeitspaß im Schnee suchen werden.

Keine Coronabeschränkungen in Sicht

In den vergangenen beiden Saisons hatten Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie Sachsens Skigebiete arg getroffen. Hatten sie die Saison 2020/21 komplett abschreiben müssen, durften sie 2021/22 immerhin verspätet die Hänge öffnen, wenn auch anfangs nur für Skifahrer mit Impf- oder Genesenennachweis. Am Fichtelberg etwa wurden laut Lötzsch nur rund 139.000 statt der in einer normalen Saison üblichen 270.000 Skifahrer gezählt. Neben der wichtigen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, die das Skigebiet geschlossen war, hatten auch einige Winterstürme die Freude am Skifahren getrübt. Dieses Jahr sind den Angaben nach bisher keine Coronabeschränkungen vorgesehen.

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MDR (ama)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 14. November 2022 | 10:30 Uhr