Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Laut einer Studie der Universität Uppsala wird durch die warmen Winter die Eisqualität instabiler. Bildrechte: imago/7aktuell

KlimawandelBrüchiges Eis durch warme Winter: Thüringer Wasserwacht und Feuerwehr warnen

31. Januar 2023, 06:11 Uhr

Die warmen Winter der letzten Jahre lassen die Gefahr für Personen steigen, auf Eis einzubrechen. Forscher der Universität Uppsala in Schweden empfehlen deshalb, die Richtwerte für die Eisstärke zu überdenken, die für ein sicheres Betreten empfohlen werden. Der Thüringer Feuerwehrverband und die DRK-Wasserwacht im Freistaat raten indes generell davon ab, Eisflächen zu betreten, die nicht ausdrücklich dafür freigegeben sind.

von Florian Girwert, MDR THÜRINGEN

Einig sind sich der Thüringer Feuerwehrverband und die DRK-Wasserwacht darin, dass Eisflächen nur dann betreten werden sollten, wenn sie ausdrücklich dafür freigegeben sind. "Diese Regel gilt unverändert", sagt Karsten Utterodt, Vorsitzender des Thüringer Feuerwehrverbands. Wasserspeicher, wie der in Westhausen in Südthüringen, auf dem wahrscheinlich ein Geschwisterpaar am vergangenen Wochenende einbrach und starb, würden aber nie zu den Gewässern gehören, die zum Betreten freigegeben werden - auch weil sie oft mehrere Meter tief sind. Um in solchen Fällen helfen zu können, biete der Feuerwehrverband immer wieder entsprechende Trainingsprogramme an, die lehren, wie Eisschlitten oder Leitern auf dem Eis korrekt eingesetzt werden.

"Viele Wehren haben Anzüge in ihrer Ausrüstung, die vor der Kälte im Wasser schützen", sagt Utterodt. Kleine Wehren hätten diese Mittel oft nicht. Der Landesverband der DRK-Wasserwacht sieht zudem Defizite in der Ausbildung der eigenen Helfer für die Rettung von Eisflächen. "Wir konnten in den letzten Jahren kaum Übungen auf dem Eis machen", sagt Dirk Junghans, Referent Wasserwacht in der Landesgeschäftsstelle des Deutschen Roten Kreuzes. "Es war ja oft gar kein richtiger Winter mehr." Winter habe die kurze Kälteperiode vor Weihnachten nicht dafür ausgereicht.

Ohne realistische Übungen "kein Gefühl fürs Eis"

Für gute Übungen seien aber realistische Bedingungen nötig, auch um "ein Gefühl fürs Eis" zu bekommen. "Da müssen sie auch mal bewusst und kontrolliert jemanden einbrechen lassen, der natürlich entsprechend gesichert ist." Nur auf Eis könne man lernen, wie sich eine raue Oberfläche verhalte, wie man mit sichtbaren oder unsichtbaren Einschlüssen umgehen könne. Um so eine Eisfläche zu bekommen, brauche es aber mal "ein, zwei Wochen richtig knackige Kälte", so Junghans.

Natürlich übten die spezialisierten Helfer trotzdem, aber Trockenübungen seien eben nicht alles. Ohnehin sei es schwierig, rechtzeitig vor Ort zu sein, wenn Personen auf dem Eis einbrechen. "Wenn sie dann nach dem Einbrechen noch unter das Eis geraten und nicht wieder nach oben kommen können, ist die Situation eigentlich nicht mehr beherrschbar und Hilfe kaum noch möglich."

Ist der Winter zu warm, gibt es zu viel "weißes Eis"

Begünstigt würde diese Gefahr durch das immer öfter zu warme Winterwetter. Wenn das Eis nachts friert und tagsüber wieder antaut, kann sich keine durchgängige Eisschicht bilden. Nach den Erkenntnissen einer Studie der schwedischen Universität Uppsala wird durch solche Wetterlagen zudem die Eisqualität instabiler. Eiskristalle würden kleiner und hielten schlechter zusammen. Das sei oft fürs bloße Auge nicht sichtbar.

Solches schlechteres Eis wird "weißes Eis" genannt, während über lange Zeit hart gefrorene Eisschichten "schwarzes Eis" genannt werden. Wegen dieser Veränderungen hat die Universität angeregt, die bisherigen Richtwerte für betretbare Eisflächen zu verdoppeln. Derartiges Eis bilde sich besonders dann, wenn sich die Temperaturen rund um den Gefrierpunkt bewegten.

Doch die Warnung von Feuerwehr und Wasserwacht sagt: Auch in kälteren Wintern nur dann aufs Eis gehen, wenn etwa die Kommune es ausdrücklich freigegeben hat. Ratsam seien Kunsteisbahnen oder Spritzeisbahnen. Manchmal sei auch klar, dass ein kleines Gewässer nur knietief ist. "Aber Wasserspeicher sind oft mindestens mehrere Meter tief", erläutert Junghans. Die seien in jedem Fall tabu - und eine Gemeinde werde sie zum Betreten nie freigeben.

Mehr zum Thema Klimawandel

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 30. Januar 2023 | 20:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen