Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Beim Brand eines Mehrfamilienhauses in Apolda am Sonntag sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

PolizeiTödlicher Brand in Apolda: Kamera filmte Verdächtigen mit Benzinkanistern

30. August 2022, 16:44 Uhr

Nach dem verheerenden Wohnhausbrand mit vier Toten in Apolda hat das Amtsgericht Erfurt Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen erlassen, er steht unter Mordverdacht. Parallel wurden neue Erkenntnisse bekannt. So wurde der 35-Jährige vor der Tat offenbar von einer Kamera aufgezeichnet. Bewohner des Hauses sollen Schulden bei ihm gehabt haben.

von MDR THÜRINGEN

Nach dem schweren Hausbrand mit vier Toten in Apolda ist gegen den Tatverdächtigen Haftbefehl erlassen worden. Das Amtsgericht Erfurt sei dem Antrag der Staatsanwaltschaft Erfurt gefolgt, teilte Sprecher Hannes Grünseisen mit. Gegen den 35 Jahre alten Bulgaren wird wegen Mordes und Brandstiftung ermittelt, er kommt nun in Untersuchungshaft.

Schulden als mögliches Motiv?

Nach den bisherigen Ermittlungen sollen Bewohner des Hauses Schulden in relativ niedriger Höhe bei dem Tatverdächtigen gehabt haben. Diese wollten das Geld offenbar nicht zurückzahlen, wie Grünseisen weiter mitteilte.

Überwachungsvideo mit Benzinkanister

Den Angaben zufolge hatten Aufzeichnungen einer Überwachungskamera den Mann mit Benzinkanistern in der Hand beim Betreten des Hauses gezeigt und die Ermittler so auf seine Spur geführt. Die Polizei hatte am Montag von Zeugenhinweisen zu dem Mann und von Fotos von ihm gesprochen.

Brand in Apolda: Ermittlungen wegen Mordverdachts

Der Tatverdächtige war am Montag aus eigenem Antrieb zur Polizei nach Jena gegangen - Oberstaatsanwalt Grünseisen zufolge wegen eines anderen Sachverhalts. Dort wurde er vorläufig festgenommen. Polizei und Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hatten am Montag zunächst mitgeteilt, er habe sich dort freiwillig gestellt.

Mord kommt laut Grünseisen als Straftatbestand infrage, wenn ein "gemeingefährliches" Mittel, mit dem Menschen getötet oder gefährdet werden können, im Spiel sei. Das sei bei einem Brand der Fall, der sich unkontrolliert ausbreiten könne.

Mindestens vier Tote bei Wohnhausbrand in Apolda

Bei dem Brand im Mehrfamilienhaus war am frühen Sonntagmorgen ein 53-jähriger Mann ums Leben gekommen, als er aus Angst vor den Flammen aus dem Fenster sprang. Drei weitere durch die Flammen entstellte Tote wurden am Sonntag und Montag in dem ausgebrannten Dachgeschoss entdeckt. Zudem wurden fast zwei Dutzend Menschen teils schwer verletzt.

30 Menschen hatten die Feuerwehrleute aus dem lichterloh brennenden Haus gerettet. Nach Angaben der Stadtverwaltung lebten in dem nun nicht mehr bewohnbaren Haus überwiegend Menschen bulgarischer Herkunft oder Staatsbürgerschaft.

Auch am Dienstag - zwei Tage nach dem Brand - ist weiter unklar, wann die Ermittler die Ruine betreten können. Die Entscheidung darüber müsse ein Statiker treffen, sagte ein Polizeisprecher. Bislang war es zu gefährlich, den Brandort zu betreten. Die drei im Dachgeschoss entdeckten Leichen waren am Montag mithilfe einer Drehleiter über das Dach aus der Ruine geborgen worden.

Mehr zum Brand in Apolda

MDR (fno/ifl/maf) / dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. August 2022 | 19:00 Uhr