Nationales KulturgutArnstadt: Wie die berühmte Puppenstadt gerettet wird
Wie sich Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt einst die Zeit vertrieb, während das Personal in der Hofküche wirbelte, lässt sich heute noch in der Puppenstadt "Mon Plaisir" im Schlossmuseum Arnstadt bestaunen. En miniature in 82 Szenen mit knapp 400 Figuren, von der Fürstin selbst entworfen. Die Sammlung ist inzwischen zum nationalen Kulturgut erhoben, jedoch in bedenklichem Zustand. Nun soll sie bis 2025 aufwendig restauriert werden.
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- Mit der Puppenstadt "Mon Plaisir" verfügt Arnstadt über einen besonderen Schatz aus dem 18. Jahrhundert.
- Doch die wertvollen Puppenstuben mit über 400 Figuren sind von Verfall bedroht.
- Nun soll das nationale Kulturgut bis 2025 aufwendig restauriert werden.
Über 80 verglaste Puppenstuben sind im Arnstädter Schlossmuseum in mehreren Räumen ausgestellt. Besucherinnen und Besucher tauchen hier ein in die Puppenstadt "Mon Plaisir" und ins 18. Jahrhundert. Denn in den kleinen hölzernen Schaukästen ist das Leben am Hof der Residenzstadt nachgestellt. Die Szenen spiegeln den Alltag von Adel, aber auch von Bürgertum und Bauern wieder, aus Sicht einer Fürstin.
Barocke Puppenstadt "Mon Plaisir" lädt zur Zeitreise
Entstanden sind die Puppenstuben in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, alle sind detailreich und aufwendig verziert, wie die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, Janny Dietrich, beim Rundgang durch die Räume erklärt: "Interessant ist auch, dass alle Gefäße oder Schubladen befüllt sind. Also in der Bäckerei liegt Gebäck aus Salzteig. Im Wäscheschrank liegen wirklich Wäschestücke, auf einem Stuhl ein paar Handschuhe. Man merkt wirklich, dass das Leben dargestellt wird."
Wertvolle Puppenstuben von Verfall bedroht
Die Puppenstadt wurde von Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt entworfen und in Handarbeit, meist durch Auftragsarbeit gefertigt. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Gegenstände und Figurinen sind zum Teil stark verschmutzt, Papierkegel der Körper nicht mehr stabil, Gewebeteile der Samtkleider und Wandbehänge lösen sich.
Deshalb wird die Puppenstadt seit 2023 Schritt für Schritt restauriert, wie Janny Dietrich weiter ausführt: "Dabei werden die einzelnen Puppenstuben ausgeräumt, die Puppen gereinigt, repariert, genäht. Parallel dazu wird ein modernes Lichtsystem erarbeitet, um gewisse Stimmungen wie Tageslicht und Abend oder Szenen wie das Sitzen am Kamin entsprechend zu beleuchten."
Nationales Kulturgut: Restaurierung bis 2025 geplant
Die Textilrestauratorin Christine Supianek-Chassay nimmt in einer kleinen Werkstatt jeden einzelnen Gegenstand der barocken Puppenstadt unter die Lupe, um zu sehen, ob die Objekte funktionstüchtig sind und das Material zu prüfen: "Und wenn ich das selbst in meiner Spezialisierung nicht bearbeiten kann, dann gebe ich es zu dem jeweiligen Fachrestaurator." Für Glas, Metall oder Holzgegenstände beispielsweise.
Aus ihrem Werkstattregal, in dem sich Puppen und Objekte der einzelnen Szenen in Kartons stapeln, holt Christine Supianek-Chassay eine kleine Figurine aus der "Schankstuben"-Szene hervor und zeigt den Aufbau: "Man hat hier eine Stroh-Holz-Unterlage und da drauf den Stecker und die Jacke. Und oben den Wachskopf. Wir sehen eine wunderschöne Klöppelspitze, leider auch gealtert."
Vorsichtig mit Handschuhen dreht die Textilrestauratorin die kleine historische Puppe und entdeckt ein Problem, einen stark beschädigten Ärmel: "Da haben wir einen starken Lichtschaden, der das Gewebe schon brechen lässt. Da muss ich überlegen, wie ich das sichern kann."
Ein Teil der Arbeiten ist schon geschafft, bis 2025 soll alles fertig sein. Bis dahin bleibt noch Zeit, die Mustervielfalt der Kleider zu bewundern. Denn die fasziniert die Textilrestauratorin am meisten: "Ich habe in Thüringen schon mehrere Sammlungen durcharbeiten können, dabei fiel mir die Vielfalt der Muster auf", staunt Christine Supianek-Chassay noch immer. Nun untersucht sie in Arnstadt, ob es sich bei einem Material um importierte Baumwolle handeln könnte: "Das habe ich hier noch nicht gefunden. Hier haben wir hauptsächlich bedrucktes Leinen. Aber das sind so die Details, die einen dann interessieren und spannend sind", freut sich die passionierte Restauratorin.
Die Gesamtkosten für die Rettung der barocken Puppenstadt im Schlossmuseum Arnstadt liegen bei rund 330.000 Euro und werden von Stadt, Land und Bund finanziert. Mit dem Förderbescheid ist "Mon Plaisir" auch gleichzeitig als national bedeutendes Kulturgut eingestuft worden.
Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt
Angaben zur AusstellungSchlossmuseum Arnstadt "Neues Palais"
Schlossplatz 1
99310 Arnstadt
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen
10 bis 17 Uhr
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 07. Januar 2024 | 07:10 Uhr