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"Aelteste Volkstedter"Porzellanmanufaktur in Rudolstadt: Wo ohne Frauen gar nichts geht

08. März 2024, 16:25 Uhr

von Uwe Kelm, MDR THÜRINGEN

"Unser Porzellan könnten wir ohne die Arbeit der Frauen nicht herstellen." Davon ist Christian Seltmann, Mitinhaber der "Aeltesten Volkstedter" Porzellanmanufaktur, fest überzeugt. 25 Beschäftigte arbeiten in der Manufaktur - und nicht Mal ein Drittel sind Männer.

Nur mit dem Geschick und dem Blick fürs Detail sind die fein gearbeiteten Porzellanfiguren aus dem Rudolstädter Betrieb zu fertigen. Egal ob beim filigranen Bemalen der Figuren mit feinsten Pinselstrichen für Augen, Lippen oder Konturen, oder beim Überwachen des Brandes am Ofen, wo das Gas in der richtigen Menge reguliert werden muss. In der Rudolstädter Porzellanfabrik liegen diese Tätigkeiten vor allem in den Händen der Frauen.

Fingerspitzengefühl gefragt: Eine Mitarbeiterin bemalt eine Figur. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Verkauf und Fertigung in Frauenhand

Auch beim Dekor, dass bei Tellern genau in der Mitte sitzen muss, oder bei vielen Teilen immer an derselben Stelle sitzen soll, haben sich Frauen in der Fabrik durchgesetzt. "Die wenigen männlichen Lehrlinge haben nur selten das gleiche Geschick", da sind sich drei Frauen am Pausentisch in der Manufaktur schnell einig.

Die sieben Männer, die in der Volkstedter Manufaktur arbeiten, sind beim Tauchen der Glasur gefragt oder beim Guss mit den schweren Gipsformen. Allerdings sind bei der "Aeltesten" in Volkstedt auch der Verkauf und die Fertigungsleitung fest in Frauenhand - das sei schon etwas Besonderes, sagt Christian Seltmann. In seinem Stammbetrieb in Weiden in der Oberpfalz, zu dem die Manufaktur in Volkstedt jetzt gehört, arbeiten nur Männer in leitenden Positionen.

Die wenigen männlichen Lehrlinge haben nur selten das gleiche Geschick.

Mitarbeiterinnen in der Manufaktur

Kaolin, Quarzsand und Feldspat als Zutaten

Die vielen Kolleginnen verstehen sich untereinander, sagt Ingrid Barth, die jahrelang den Verkauf geleitet hat. Auch wenn ein Mann - Georg Heinrich Macheleid - die Manufaktur 1762 in Volkstedt begründet hat, so hat sich in den gut 250 Jahren nur wenig geändert.

Kaolin, Quarzsand und Feldspat werden zu feinstem, weißen Porzellan gebrannt und kunstvoll verziert. Inzwischen werden auch feine Stücke aus dem Portfolio vom Weidener Betrieb in Volkstedt gefertigt. Die Serie aus schwarzem Biskuitporzellan entsteht durch Frauenhände und nicht - wie anderes Gebrauchsporzellan - mit Hilfe von Robotern.

Frauenpower statt Roboter. 25 Beschäftigte arbeiten in der Manufaktur - und nicht Mal ein Drittel sind Männer. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Neues Projekt: Recycling von Porzellan

Die Rohstoffe bringt Christian Seltmann die rund 200 Kilometer mit dem Autoanhänger nach Rudolstadt und nimmt auf dem Rückweg auch manchmal fertiges Porzellan mit. "Die Manufaktur trägt sich selbst", sagt er mit Stolz in der Stimme.

Die Produktion "100 Prozent made in Germany" werde immer schwieriger und ein "Porzelliner", der nicht schimpft, den gebe es nicht - aber unterm Strich ist Seltmann mit der Entscheidung seines Vaters, die "Aelteste" in Volkstedt Anfang der Neunzigerjahre zu übernehmen, sehr zufrieden.

Das Grundstück konnte er erst vor Kurzem durch Zukauf vergrößern. Am Recycling von Porzellan wird gerade getüftelt. Deshalb kauft Seltmann altes und beschädigtes Porzellan aus der eigenen Produktion zurück.

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MDR (uwk/mm)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. März 2024 | 19:00 Uhr

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