Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Weltweite Razzien gegen 'NdranghetaNach Anti-Mafia-Operation: Mehr Einsatz im Kampf gegen organisierte Kriminalität gefordert

03. Mai 2023, 16:57 Uhr

Mehr als 1.000 Polizisten weltweit waren am Mittwoch bei Ermittlungen gegen die italienische Mafia 'Ndrangheta im Einsatz. In Erfurt wurde ein Mann festgenommen. In Thüringen brauche es mehr verdeckte Ermittler und eine bessere technische Ausstattung, um gegen organisierte Kriminalität erfolgreich sein zu können - so die Forderungen von Politikern.

von MDR THÜRINGEN

Nach den weltweiten Ermittlungen und Razzien gegen die italienische Mafia 'Ndrangheta haben Thüringer Politiker mehr Einsatz im Kampf gegen die Organisation gefordert.

Laut der Thüringer Landtagsabgeordneten Madeleine Henfling (Grüne) hat Deutschland enormen Nachholbedarf, was den Kampf gegen die größte und gefährlichste Mafiaorganisation, die 'Ndrangheta, angehe. Es brauche dringend in den anderen betroffenen Bundesländern, aber auch im Bund, Untersuchungsausschüsse, um das grundsätzliche Problem der Mafia in Deutschland anzugehen.

Henfling ist Ob-Frau im Untersuchungsausschuss "Mafia" im Thüringer Landtag. Die Razzien zeigten die im Untersuchungsausschuss deutlich gewordenen Verstrickungen und weitläufigen Vernetzungen der 'Ndrangheta in Deutschland, so Henfling. Die Mafia habe sich in den vergangenen Jahrzehnten deutschlandweit festgesetzt und gesellschaftlich verankert - auch in Thüringen.

Im Fokus der italienischen Polizei stehen mehrere 'Ndrangheta-Clans aus San Luca in Süditalien. Bildrechte: FAZ/David Klaubert

Innenminister: eine gewisse Infrastruktur für Geldwäsche

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte, dass Thüringen als einziges ostdeutsches Bundesland im Visier der Ermittler stand, sei keine Überraschung. Er verwies darauf, dass es in Thüringen sehr viele italienische Restaurants gibt und damit eine "gewisse Infrastruktur für Geldwäsche". Er wolle damit keinen Generalverdacht aussprechen. Aber die Restaurants seien eine von mehreren Voraussetzungen, um kriminelles Geld zu waschen.

Um die Mafia künftig bekämpfen zu können, fordert der Minister mehr Personal. Die Razzien am Mittwoch wertete Maier als Erfolg. Der Einsatz habe länderübergreifend funktioniert. Das sei gerade im Kampf gegen organisierte Kriminalität wichtig.

König-Preuss: Thüringen ist Rückzugsort für Mafia

Ähnlich äußerte sich die Linken-Politikerin und Untersuchungsausschuss-Ob-Frau Katharina-König-Preuss. Dass wiederholt in Erfurt Durchsuchungen in italienischen Restaurants stattgefunden haben, belege erneut, dass es enge Verbindungen der Mafia-Organisation 'Ndrangheta nach Thüringen gibt.

Die über Jahrzehnte aufgebauten und gefestigten Strukturen sind laut König-Preuss Teil einer international agierenden organisierten kriminellen Vereinigung, die Thüringen, insbesondere Erfurt, als Rückzugsort und zur Geldwäsche nutzt. Die aktuellen Ermittlungen hätten zudem deutlich gemacht, wie wichtig die seit Juni 2021 laufende Arbeit des Thüringer Untersuchungsausschusses "Mafia" ist.

Walk: Mehr verdeckte Ermittler und bessere technische Ausstattung

Auch von Seiten der CDU wurde mehr Einsatz beim Kampf gegen die organisierte Kriminalität in Thüringen gefordert. Dazu müssten die Ressourcen der Sicherheitsbehörden im Freistaat in dem Bereich verstärkt und gebündelt werden, sagte der innenpolitische Sprecher Raymond Walk.

Um mehr Kontrolldruck zu schaffen, seien verdeckte Ermittler und eine bessere technische Ausrüstung nötig. Walk kündigte an, diese Forderung im kommendem Innenausschuss im Landtag zum Thema zu machen.

Der innenpolitische Sprecher der Thüringer CDU: Raymond Walk. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Wohl eine der größten internationalen Aktion gegen 'Ndrangheta

Am Mittwoch waren Ermittler mit einer groß angelegten Razzia unter anderem in Deutschland, Italien, Belgien und Portugal gegen die kalabrische Mafia-Organisation 'Ndrangheta vorgegangen.

Weltweit wurden etwa 150 Haftbefehle vollstreckt. Mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamte waren allein in Deutschland im Einsatz und nahmen rund 30 Beschuldigte fest. Die Hauptvorwürfe reichen von der Mitgliedschaft in der Mafia bis hin zu Drogenhandel und Geldwäsche.

Die Operation, die den Decknamen "Eureka" trägt, soll vor knapp vier Jahren angelaufen sein und nach Informationen von MDR und "F.A.Z." eine der größten internationalen Aktionen sein, die je gegen die 'Ndrangheta stattgefunden haben. Auch in Erfurt wurde dabei ein Mann festgenommen. Bei ihm soll es sich um einen italienischen Gastronom handeln, der im Verdacht steht, das Waschen von Drogengeldern organisiert zu haben.

Mehr zur italienischen Mafia in Thüringen

MDR (jml)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 03. Mai 2023 | 13:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen