MigrationFlüchtlings-Erstaufnahme: Land will Kapazität in Suhl wieder auf 1.400 erhöhen
Das Land Thüringen will die Kapazität der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und Asylbewerber in Suhl wieder auf 1.400 erhöhen. Die Stadt Suhl hält maximal 800 Migranten in der Unterkunft für vertretbar.
Das Land Thüringen will die Kapazität seiner Flüchtlings-Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl wieder auf 1.400 Menschen erhöhen. Das Migrationsministerium teilte MDR THÜRINGEN mit, aktuell ließen die Brandschutzvorschriften eine Belegung mit 1.254 Personen zu. Da ein weiteres Gebäude zurzeit saniert wird, könne die Belegungszahl danach wieder steigen. Aktuell sind in der Einrichtung nach Informationen von MDR THÜRINGEN etwa 1.080 Menschen untergebracht.
Suhler OB: Maximal 800 Menschen möglich
Immer wieder gibt es zwischen der Stadt Suhl und dem Land Streit über die Zahl der Flüchtlinge in der Einrichtung. Ein Normalbetrieb sei nur mit höchstens 800 Bewohnern möglich, argumentiert Oberbürgermeister André Knapp (CDU). Ähnlich hatte sich vor wenigen Tagen Thüringens Staatskanzleiminister Benjamin Hoff (Linke) geäußert.
Nach Angaben der Stadt sind bei mehr Bewohnern nicht nur die hygienischen Bedingungen problematisch, weil Waschbecken und Toiletten fehlten. Auch die hauseigene Küche könne höchstens 1.000 Mahlzeiten ausgeben. Oberbürgermeister Knapp forderte das Land wiederholt auf, Flüchtlinge aus Suhl auf andere Unterkünfte zu verteilen - immer dann, wenn die Zahlen vierstellig wurden. Am Mittwoch kritisierte Knapp, das Land habe sich zu spät und zu zögerlich um Standorte für weitere Erstaufnahmestellen gekümmert.
Im November für kurze Zeit mit 1.350 Personen belegt
Dass zwischen theoretischer und tatsächlicher Überlastung eine Differenz von 600 Menschen liegt, bleibt ein Politikum. Auf eine Anfrage von MDR THÜRINGEN, ob die maximal mögliche Belegung von 1.400 Menschen angesichts der wieder stark gestiegenen Flüchtlingszahlen denkbar oder sogar unumgänglich ist, gab es vom Migrationsministerium bisher keine Antwort. Im November vergangenen Jahres war die Erstaufnahme für kurze Zeit mit mehr als 1.350 Bewohnern belegt. Auch Behörden sprachen damals von Überlastung, obwohl vor der Sanierung des zurzeit nicht genutzen Gebäudes theoretisch knapp 1.400 Menschen in der Einrichtung untergebracht hätten werden können.
Immer wieder Polizeieinsätze
Auch jenseits der reinen Flüchtlingszahlen gilt die Einrichtung als Konfliktherd. Polizeieinsätze auf dem Gelände gehören fast zur Tagesordnung. Immer wieder gibt es aufgrund der gedrängten Situation für die Geflüchteten Auseinandersetzungen, die zum Teil mit Gewalt ausgetragen werden, und Diebstähle. Regelmäßig wird die Brandmeldeanlage ausgelöst.
Allein in der Nacht zu Dienstag waren nach Informationen von MDR THÜRINGEN mindestens acht Beamte vor Ort wegen mehrerer Auseinandersetzungen, die Brandmeldeanlage wurde mehrfach ausgelöst. Viele Einwohner der Stadt kritisieren die Bedingungen im Umfeld der Flüchtlingsunterkunft und haben Sicherheitsbedenken.
Sozialarbeiter: Teils miserable Situation für Flüchtlinge
Aber auch für die Geflüchteten selbst ist die Lage in Suhl äußerst schwierig: Sozialarbeiter wie Reinhard Hotop vom evangelischen Migrationsdienst Südthüringen prangern immer wieder Missstände an. So könnten die Zimmer nicht abgeschlossen werden, bei der Essensversorgung würde sich wenig flexibel gezeigt, auch Beschäftigungsangebote für die Kinder und Menschen vor Ort gebe es kaum.
Außerdem komme es immer wieder zu Problemen mit einzelnen Mitarbeitern des Wachschutzes, da diese häufig eskalierend statt deeskalierend mit den Menschen umgehen würden. Einer von ihnen wird zudem dem Umfeld des Südthüringer Rechtsextremisten Tommy Frenck zugerechnet.
Mehr zu der Situation in der Einrichtung in Suhl erfahren Sie in unserer Exakt-Reportage von Juliane Maier-Lorenz und Tobias Sylvan:
Hinweis der Redaktion: In einer ersten früheren Fassung dieses Beitrags war nicht enthalten, dass die Kapazität schon früher bei 1.400 Personen lag und wegen der Sanierung eines Gebäudes aktuell weniger Personen untergebracht werden können. Wir haben dies korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.
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MDR (kku/dst)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. September 2023 | 09:00 Uhr