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AusbildungKeine Wohnungen für Fachschüler in Gotha

14. Januar 2023, 08:00 Uhr

Seit Juli 2022 ist das Wohnheim der Fachschule in Gotha endgültig geschlossen. Eine Alternative gibt es nicht. Seitdem müssen sich Fachschüler, die nicht jeden Abend nach Hause fahren können, eine eigene Bleibe suchen. Aber Wohnungen sind knapp und Pensionszimmer teuer. Fachschüler haben deshalb Bildungsminister Helmut Holter mit ihrem Problem konfrontiert. Eine schnelle Lösung kann der aber nicht bieten.

von Katja Bomeier und Florian Girwert, MDR THÜRINGEN

Eine schnelle Lösung für das fehlende Wohnheim der Gothaer Fachschule wird es laut Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) nicht geben. Wie Holter auf MDR THÜRINGEN Nachfrage erklärte, könnte ein Bestandsgebäude in der Eisenacher Straße wieder zum Wohnheim ausgebaut werden. Damit sei aber nicht in diesem Jahr zu rechnen. Es solle lediglich geklärt werden, ob es überhaupt rentabel sei, das Gebäude zu renovieren.

Bisheriges Wohnheim wegen Baumängeln geschlossen

Das bisherige Wohnheim war im Juli 2022 wegen Baumängeln ersatzlos geschlossen worden. Bis Ende September kamen die Fachschüler noch im Internat der Fachschule für Steuern und Verwaltung unter. Seit Oktober sind sie laut Schülersprecher Johannes Siebeneich wöchentlich auf der Suche nach Unterkünften. In dieser Woche hatten die Fachschüler Bildungsminister Helmut Holter vor einem Termin abgepasst und auf ihre prekäre Situation aufmerksam gemacht.

Bildungsministerium lehnt Vorschläge ab

Damit die betroffenen Fachschüler nicht auf der Straße landen, hatten der Landkreis Gotha, die Stadt Gotha und auch die Fachschule selbst für das Bildungsministerium eigenen Angaben zufolge ein Konzept für die Sanierung des alten Wohnheims in der Eisenacher Straße erarbeitet und auch Vorschläge unterbreitet, wo die Schüler bis zur Wiedereröffnung unterkommen könnten. So wäre laut Landrat Onno Eckert etwa eine Kooperation mit einem Internat in Trägerschaft des Kreises denkbar gewesen. Auch die Anmietung von Wohnungen über eine Genossenschaft am Coburger Platz habe im Raum gestanden, sagte Schulleiterin Andrea Nette. Die Vorschläge seien vom Bildungsministerium aber ausgeschlagen worden.

Einige Schüler brechen die Ausbildung ab

Aktuell werden an der Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr rund 500 Schüler unterrichtet. Über die Hälfte kommt aus anderen Bundesländern. Der Bedarf für Wohnheimplätze liege bei 50 bis 60, sagte Schülersprecher Siebeneich. Alternativen zu finden sei schwierig. Wohnungen seien nur schwer zu bekommen. Pensionszimmer teuer. Weil sie keine bezahlbare Bleibe gefunden haben, haben einzelne Schülerinnen und Schüler nach Angaben von Schulleiterin Nette ihre Ausbildung bereits abgebrochen.

Dass die Fachschule geschlossen werden könnte, davon geht Nette nicht aus. Sie befürchtet aber, dass der Ruf der Schule leiden könnte. So könne es schwieriger werden, neue Schüler zu finden. Damit wäre ein "Sterben auf Raten" vorprogrammiert. Die Kritik teilt auch Landrat Onno Eckert. Das Land als Träger der Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr lasse diese Perle der beruflichen Bildung durch die Schließung und Nichtsanierung des Internats unattraktiv werden und vergesse das Polieren. Dabei habe die Schule überregionale Bedeutung.

Landrat Onno Eckert (SPD) fürchtet ein "Sterben auf Raten" der Fachschule, wenn die Unterbringung der Schüler nicht gesichert ist. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

Termin für Gespräche gesucht

Vorwürfe kommen auch von der Stadt Gotha. Das Land habe die Fachschule mit ihrem Internat stiefmütterlich behandelt, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung. Die Stadt stehe an der Seite der Schulleitung und wolle bei der Lösungsfindung unterstützen. Bildungsminister Helmut Holter hat bereits zugesagt, sich mit Schülern und Schulleitung sowie Vertretern von Landkreis und Stadt an einen Tisch setzen zu wollen. Ein Termin müsse noch gefunden werden.

Gothaer Fachschule kurz erklärt

Die Gothaer Fachschule bildet in den Bereichen Bautechnik, Baudenkmalpflege, Betriebswirtschaft, Informatik, Logistik, Verkehrstechnik und Versorgungstechnik aus. Damit ist sie eine von wenigen, die überhaupt in Verkehrstechnik ausbildet. Fast einzigartig ist das historische Eisenbahnbetriebsfeld aus den 1950er-Jahren, an dem die zukünftigen Fahrdienstleiter noch manuell die Weichen stellen können. Wer an der Fachschule eine sogenannte Aufstiegsweiterbildung antreten will, braucht einen beruflichen Abschluss sowie mindestens ein Jahr Berufserfahrung.

MDR (ifl)

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Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 14. Januar 2023 | 06:00 Uhr

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