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BahnausfälleWarum es so viele Bahnausfälle wegen nicht besetzter Stellwerke gibt

21. November 2022, 15:31 Uhr

Viele Bahnreisende brauchten in Thüringen zuletzt starke Nerven. So gab es einen plötzlichen Schienenersatz zwischen Erfurt-Nordhausen, weil mehrere Stellwerke ausfielen. Doch warum können diese nicht besetzt werden?

von MDR THÜRINGEN

In den vergangenen Monaten hat es in Thüringen immer wieder Zugausfälle gegeben, weil Stellwerke nicht besetzt werden konnten. Dies führte zu teils heftiger Kritik aus Mitteldeutschland bis hin zum Bundesverkehrsministerium. Grund für die Ausfälle seien hohe Krankenstände und eine starke Spezialisierung bei den Mitarbeitern, die die Stellwerke betreuen, heißt es bei der Bahn.

"Wir haben aber jetzt durch betriebliche Maßnahmen die Situation stabilisieren können. Natürlich kann es vorkommen, dass es noch zu kurzfristigen Ausfällen kommt", erklärte Susan Constantinescu von der Deutschen Bahn (DB). In den Stellwerken werden von Fahrdienstleitern Weichen, Signale oder Bahnübergänge gesteuert. Wenn dies nicht möglich ist, darf kein Zug fahren.

Stellwerk-Mitarbeiter sehr spezialisiert

Nach Angaben der Bahn können Fahrdienstleiter nicht beliebig die Stellwerke wechseln. Jedes habe eine andere Technik. Außerdem bräuchten die Mitarbeiter sehr gute Ortskenntnis, erklärte die Sprecherin weiter. Zumindest einige Fahrdienstleiter könnten inzwischen nach Weiterbildungen auch in anderen Stellwerken eingesetzt werden. Die Bahn betreibt als Netzanbieter von Bahnstrecken in Deutschland Tausende Stellwerke. Dabei ist die eingesetzte Technik sehr unterschiedlich. Viele werden noch mechanisch betrieben, andere als sogenannte Relaisstation oder elektronisch.

Zugausfälle auch in der Adventszeit

Auch in der Adventszeit bleibt der Zugverkehr von Erfurt nach Nordthürignen wegen Personalmangels in den Stellwerken eingeschränkt. Laut DB fallen zum Beispiel mehrere Regionalzüge nach Nordhausen komplett aus und werden durch Busse ersetzt. Und auch auf der Strecke Ringleben-Gebesee nach Sondershausen müssen Reisende ab dem ersten Weihnachtsfeiertag bis Neujahr demnach auf Busse umsteigen.

Ebenso gibt es Ausfälle auf der Strecke zwischen Gera und Saalfeld. Auf dem Abschnitt Niederpöllnitz-Saalfeld ist ebenso Schienenersatzverkehr eingerichtet. Dazu brannte es Anfang November noch in einem Kabelschacht des Oppurger Stellwerkes. Weil nun die Weichen nicht mehr bewegt werden können, gibt es weitreichende Einschränkungen.

So dürfen Züge dort nur noch mit 50 statt 100 km/h fahren, was Folgen für viele Zugverbindungen in Ostthüringen hat. Die Reparaturarbeiten sollen nach Angaben der "Ostthüringer Zeitung" bis Dezember dauern.

Bahn bildet Hunderte Azubis in Mitteldeutschland aus

Damit künftig die Personalprobleme in den Stellwerken nicht wieder so stark auftreten, setzt die Bahn auf Qualifizierung und Ausbildung. "Das hat absolute Priorität", erklärt Bahn-Sprecherin Constantinescu. 340 Azubis und Quereinsteiger hat die Bahn nach eigenen Angaben in ihre mitteldeutschen Ausbildungszentren gelockt. Dort lernen sie den Beruf des Fahrdienstleiters und den Umgang mit alter und neuer Stellwerk-Technik.

Ziel für nächstes Jahr seien noch einmal 640 Azubis. Rund acht Millionen Euro hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben insgesamt in ihre Ausbildungsoffensive investiert.

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MDR (ON/TW/rom)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. November 2022 | 19:00 Uhr

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