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Rhodos ist mittlerweile eine Touristeninsel. Weil die Landwirtschaft weniger wird, kommt es zu mehr Bränden. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Petros Giannakouris

FaktencheckSind die Waldbrände auf Rhodos menschengemacht?

26. Juli 2023, 15:27 Uhr

Auf der griechischen Insel Rhodos wüten heftige Waldbrände. Der MDR AKTUELL-Hörer und langjährige Griechenland-Urlauber Manfred Kleineidam hat den Eindruck, dass diese durch Müll entstehen würden, die Menschen achtlos in die Natur werfen. Professor Johann Georg Goldammer vom Global Fire Monitoring Center des Max-Planck-Instituts sieht allerdings andere Brandursachen.

MDR AKTUELL: Hat unser Hörer mit seiner Vermutung recht, dass viele Brände in Griechenland menschengemacht sind?

Goldammer: Grundsätzlich sind tatsächlich nahezu alle Feuer in Griechenland – und das betrifft im Übrigen auch ganz Europa und auch Deutschland – durch den Menschen verursacht. Natürliche Entstehung durch Feuer, wie zum Beispiel durch Blitzschlag, sind hier in Europa relativ selten. Im Durchschnitt ein bis drei Prozent aller Brände. Der Rest ist vom Menschen gemacht.

Was nun den Müll anbelangt, der hat nicht unbedingt direkt was mit dem Feuer zu tun. Natürlich kann auch Müll Feuer fangen, aber was das Menschengemachte anbelangt, sind das alte Kulturlandschaften, die sich sehr stark verändern. In Griechenland sehen wir, dass gerade dort, wo der Tourismus heute blüht, die Landwirtschaft und Weidewirtschaft zurückgegangen ist. Hier wächst das Land zu. Es wird durch Strauch und Baumvegetation wieder eingenommen und jetzt findet das Feuer dort Nahrung, wo es das vor 40 bis 50 Jahren nicht gefunden hat und da bewegen sich jetzt die Menschen.

Wie lösen wir das Problem auf Rhodos?

Das ist eine sehr langfristige und langwierige Aufgabe. Die Landbewirtschaftung muss wieder zurückgeführt werden in einer Art und Weise, wie unsere Vorfahren uns das vorgemacht haben, indem sie durch die pflanzliche Biomasse vernünftig verwerten, damit sie dem Feuer nicht zur Verfügung steht. Sei es durch Landwirtschaft, Weidewirtschaft oder früher auch durch Nutzung für Heizen und Kochen. Das muss irgendwie wieder eingeführt werden.

Was kurzfristige Maßnahmen anbelangt: Wir haben eine Situation, wo Menschen evakuiert werden. Da bleibt nichts anderes übrig im Moment. Aber langfristig müssen wir anders überlegen.

Die Brände auf Rhodos sind kein Einzelfall. Sind uns Menschen bald die Hände gebunden? Ist es besser keinen Sommerurlaub mehr in Griechenland zu machen?

Wir hatten während der Corona-Pandemie ja gesehen, dass der Tourismus zurückgegangen ist, dass es weniger Flugbewegungen gab. Und die Umwelt hat aufgeatmet. Jetzt sind wir wieder da zurück. Die Menschheit fliegt in alle Welt und meint, wir könnten uns einfach so einen Flugurlaub leisten. Und das möchte ich doch mal mit vielen Fragezeichen versehen.

Wenn es darum geht, sich mal selbst der von der Arbeit, von der Belastung des Alltags zu entspannen. Dass man da nicht irgendwo in Gegenden hinfliegen muss, die jetzt problematisch werden im Hinblick auf den Klimawandel. Sodass wir vielleicht doch mal schauen, bleiben wir nicht vielleicht im eigenen Land? Und dann möchte ich mal einen Blick auf Deutschland werfen, ein wunderschönes Land mit sehr viel abwechslungsreicher Landschaft und Kultur. Da gibt es noch viel zu entdecken.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Juli 2023 | 06:00 Uhr