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Nach dem Anschlag vermutete Wladimir Putin zunächst eine "ukrainische Spur". Bildrechte: picture alliance/dpa/XinHua | Cao Yang

Nach Anschlag auf KonzerthallePutin macht Islamisten für Anschlag verantwortlich – weitere Verdächtige in U-Haft

25. März 2024, 21:02 Uhr

Nach dem Terroranschlag nahe Moskau hat nun auch Kremlchef Wladimir Putin Islamisten dafür verantwortlich gemacht. Damit wich Putin von seiner ursprünglichen Linie ab – zunächst hatte er eine "ukrainische Spur" vermutet. Derweil ist gegen weitere Verdächtige Untersuchungshaft verhängt worden.

Nach dem tödlichen Terroranschlag auf die Besucher einer Konzerthalle bei Moskau hat nun auch Kremlchef Wladimir Putin Islamisten dafür verantwortlich gemacht. "Wir wissen, dass das Verbrechen von radikalen Islamisten begangen wurde, deren Ideologie die islamische Welt selbst seit Jahrhunderten bekämpft", sagte Putin am Montagabend - und wich damit von seiner ursprünglichen Linie ab, in der er eine "ukrainische Spur" hinter der Bluttat vermutet hatte. Dennoch sollte geklärt werden, warum die Terroristen nach der Bluttat in die Ukraine entkommen wollten. "Und wer sie dort erwartet hatte", fügte er hinzu.

Bereits mehrfach für sich reklamiert hat den Anschlag die Terrormiliz Islamischer Staat. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) dahinter. Die russische Propaganda versuchte jedoch zunächst, einen angeblichen Zusammenhang zur Ukraine herzustellen - Beweise für diese Behauptung gibt es keine. Die ukrainische Führung hat die Vorwürfe zudem strikt zurückgewiesen.

Erst am vergangenen Dienstag hatte die Bundesanwaltschaft im thüringischen Gera zwei mutmaßliche Islamisten festnehmen lassen, die dem IS-Ableger angehören und einen Anschlag auf das schwedische Parlament geplant haben sollen.

Russische Justiz verhängt U-Haft gegen weitere Verdächtige

Derweil verhängte die russische Justiz Untersuchungshaft gegen weitere Verdächtige. Nachdem die vier mutmaßlichen Haupttäter schon am Sonntagabend vor dem Haftrichter erschienen waren, ordnete das Moskauer Basmanny-Bezirksgericht nun auch gegen drei weitere Beteiligte Untersuchungshaft an, wie die Staatsagentur Tass berichtete.

Zuvor waren die Hauptangeklagten ins Gericht gebracht und in Glaskäfigen platziert worden. Sie wiesen deutlich sichtbare Blutergüsse, Schwellungen sowie Schürf- und Platzwunden auf. Einer von ihnen lag mit geschlossenen Augen festgeschnallt in einem Krankenstuhl. Ein anderer hatte einen wenig fachmännisch wirkenden Verband am rechten Ohr.

Das Ermittlungskomitee wirft den vier Tadschiken einen gemeinschaftlich verübten tödlichen Terroranschlag vor. Ihnen drohen lebenslange Gefängnisstrafen.

Die Verdächtigen sollen auf Anordnung des Gerichts für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen werden, wie die Behörde auf Telegram mitteilte. Die eigentliche Anhörung fand hinter geschlossenen Türen statt. Drei Verdächtige bekannten sich demnach in allen Anklagepunkten für schuldig.

Videos von Folterszenen verbreitet - Kritik von Menschenrechtlern

Vor dem Gerichtstermin waren Videoaufnahmen im Netz verbreitet worden, die zeigen sollen, dass die festgenommenen Männer gefoltert wurden und einem von ihnen gar ein Ohr abgeschnitten wurde. Ob die Aufnahmen authentisch sind, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Russische Menschenrechtler verurteilten die mutmaßliche Folter der Tatverdächtigen. Die Antwort auf Barbarei dürfe nicht Barbarei sein, teilte die russische Vereinigung "Komanda protiw pytok" (auf Deutsch: "Team gegen Folter") mit. Gewalt und Schikane wirkten sich zudem negativ auf die Ermittlungen aus, betonten die Aktivisten. Erzwungene Geständnisse könnten die Ermittlungen in eine ganz falsche Richtung führen.

Maskierte Angreifer waren am Freitagabend in die Crocus City Hall im nordwestlich gelegenen Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort nach russischen Angaben mehr als 130 Menschen getötet. Nach der Tat hatte es insgesamt elf Festnahmen gegeben. Vier Verdächtige gelten als die eigentlichen Todesschützen.

dpa/afp/rtr (fef)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 25. März 2024 | 07:05 Uhr