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PolenLeck an Druschba-Pipeline – Öl nach Deutschland fließt weiter

12. Oktober 2022, 17:08 Uhr

In Zentralpolen ist ein Leck an der Hauptleitung der Druschba-Erdöl-Pipeline entdeckt worden. Die Pumpen wurden abgeschaltet. Die Raffinerien Schwedt und Leuna erhalten weiter Rohöl aus der Druschba-Pipeline.

In Polen ist ein Leck an der Erdöl-Pipeline Druschba entdeckt worden, durch die Öl aus Russland nach Europa fließt. Wie der polnische Pipeline-Betreiber Pern mitteilte, wurde das Leck bereits am späten Dienstagabend an einem der beiden Stränge des westlichen Abschnitts der Leitung rund 70 Kilometer von der zentralpolnischen Stadt Plock in dem Dorf Lania gemeldet.

Nach russischen Angaben besteht inzwischen keine Störung mehr an der Pipeline. Es sei offenbar ein technischer Defekt aufgetreten, den man inzwischen aber behoben habe, zitieren russische Staatsmedien den stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten, Alexander Nowak. Eine Bestätigung von unabhängiger Seite steht noch aus.

Pumpen der Hauptleitung abgeschaltet

Den Betreiber-Angaben zufolge ist die Hauptleitung der Pipeline betroffen, über die das Rohöl nach Deutschland fließt. Die Pumpen seien sofort abgeschaltet worden. Der andere Strang der Ölpipeline sei aber unverändert in Betrieb. Dies gelte auch für das restliche Druschba-Netzwerk. Ein Chemie- und Umweltsanierungsteam der Feuerwehr pumpte 400 Liter ausgelaufenes Öl ab und suchte nach dem Leck.

Öl nach Deutschland fließt weiter

Nach Angaben der Bundesregierung sind die Öl-Lieferungen nach Deutschland trotz der Havarie nicht unterbrochen. "Die beiden Raffinerien Schwedt und Leuna erhalten aktuell weiter Rohöl über die Druschba-Pipeline 'Freundschaft 1' über Polen", erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei gewährleistet. Sowohl Schwedt in Brandenburg als auch Leuna in Sachsen-Anhalt hätten zuletzt zudem vorsorglich Ölvorräte aufgebaut.

Behörden gehen nicht von Sabotage aus

Die Ministeriumssprecherin ergänzte, nach ersten Informationen der polnischen Behörden gehe man von einer "unbeabsichtigten Beschädigung aus, nicht von einer Sabotage." Dies hatte zuvor auch der für die Energie-Infrastruktur Polens zuständige Vertreter Mateusz Berger der Nachrichtenagentur Reuters mitgeteilt. Ein Sprecher des polnischen Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, schrieb etwa zeitgleich auf Twitter: "Die Ursache für das Leck in der Druschba-Pipeline wird derzeit untersucht. Bislang gibt es keine Hinweise auf die Ursache des Ausfalls. Alle Hypothesen sind möglich."

Reparatur-Dauer und Folgen für PCK unbekannt

Der staatliche russische Pipeline-Betreiber Transneft teilte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax mit, vom polnischen Betreiber Pern über ein Leck an der Ölpipeline informiert worden zu sein. Wie lange eine Reparatur dauere, sei nicht gesagt worden. Transneft pumpe weiter Öl in Richtung Polen.

Größte Erdöl-Pipeline der WeltDie noch zu Sowjetzeiten gebaute Erdöl-Pipeline "Druschba" (russisch: Freundschaft) zählt, was Förderkapazität und Länge angeht, zu den größten der Welt und liefert russisches Öl in mehrere Länder Mitteleuropas.

Die Pipeline kann täglich mehr als zwei Millionen Barrel (159 Liter pro Barrel) transportieren. In Belarus wird die Pipeline geteilt, der größere nördliche Arm verläuft über Polen nach Deutschland. Der südliche Arm führt in die Slovakei, Ungarn und Tschechien.

Die dem russischen Pipeline-Monopolisten Transneft gehörende Druschba-Trasse versorgt auch die Raffinerie Schwedt in Brandenburg. Ihre Rohre verlaufen teils über und teils unter der Erde.

dpa/Reuters/AFP (dni)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 12. Oktober 2022 | 09:30 Uhr