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Silvio Berlusconi (1936 - 2023) Bildrechte: IMAGO / Matteo Gribaudi

ItalienSilvio Berlusconi gestorben

12. Juni 2023, 19:37 Uhr

Italiens früherer Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Er starb im Alter von 86 Jahren. Er litt an Leukämie und war erst am Freitag in ein Krankenhaus in Mailand eingeliefert worden.

Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Wie ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa bestätigte, starb der Medienunternehmer und Vorsitzende der mitregierenden Forza Italia im Alter von 86 Jahren. Berlusconi litt an Leukämie.

Berlusconi war zwischen 1994 und 2011 vier Mal Ministerpräsident in Italien. Zudem bekleidete er mehrere Ministerämter, war Abgeordneter des Europaparlaments und zuletzt Mitglied des italienischen Senats.

Medienimperium und Skandale

Vor seiner Karriere in der Politik hatte Berlusconi mit dem Aufbau des größten Fernsehimperiums in Italien begonnen. Die Mediengruppe MFE ist Großaktionärin bei ProSieben-Sat.1 und wird von Berlusconis Familie geführt. Zudem war Berlusconi Bauunternehmer. Laut dem Magazin Forbes war er 2023 mit einem Vermögen von 6,8 Milliarden Dollar einer der reichsten Italiener. Über mehrere Jahre war er Präsident des Fußballvereins AC Mailand.

Berlusconis Karriere war zugleich von zahlreichen Skandalen und Affären begleitet. 2013 wurde er wegen Steuerbetrugs rechtskräftig verurteilt und zwischenzeitlich mit einem Verbot der Bekleidung öffentlicher Ämter belegt. Bekannt waren auch seine "Bunga-Bunga"-Partys. 2015 wurde er in einem Berufungsverfahren vom Vorwurf freigesprochen, Sex mit einer Minderjährigen gehabt zu haben. Ein Richter hatte entschieden, Berlusconi habe nicht gewusst, dass sie minderjährig war.

Zuletzt sorgte seine Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin für Kritik. Im Oktober 2022 erklärte Berlusconi: "Putin hat mir zu meinem Geburtstag 20 Flaschen Wodka und einen sehr netten Brief geschickt", er habe mit Lambrusco und einem ebenso süßen Brief geantwortet.

Parteiübergreifende Würdigung

Italiens Spitzenpolitiker würdigten über Parteigrenzen hinweg Berlusconi als einen der wichtigsten Protagonisten des Landes der vergangenen Jahrzehnte. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sagte, Berlusconi sei ein Kämpfer gewesen, ein Mann, "der nie Angst hatte, seine Überzeugung zu verteidigen". Lega-Chef Matteo Salvini twitterte: "Heute verabschieden wir einen großen Italiener. Einen der größten aller Zeiten." Staatspräsident Sergio Mattarella nannte Berlusconi einen "großen politischen Anführer", der italienische Geschichte geschrieben habe.

Auch politische Rivalen würdigten Berlusconi. Der frühere Ministerpräsident Romano Prodi sagte, man sei aus unterschiedlichen Welten gekommen: "Aber ich wusste seine Unterstützung für die proeuropäische Sache zu schätzen." Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi sagte: "Viele haben ihn geliebt, viele haben ihn gehasst." Aber alle müssten anerkennen, dass sein Einfluss etwa auf das politische und wirtschaftliche Leben beispiellos gewesen sei.

Putin, Orban und Netanjahu bedauern Tod Berlusconis

Auch aus dem Ausland gab es Mitleidsbekundungen. Vor allem eher autoritäre und rechtskonservative Staats- und Regierungschefs äußerten am Montag persönlich ihr Bedauern über den Tod des 86-Jährigen. "Für mich war Silvio ein teurer Mensch, ein echter Freund", schrieb etwa Kremlchef Wladimir Putin in einem Kondolenztelegramm. "Der große Kämpfer ist gegangen!", schrieb Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban auf seiner Facebook-Seite. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, er sei "zutiefst betrübt".

Andere Kondolenzen fielen nüchterner aus. Der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Wolfgang Büchner, sagte in Berlin: "Wir sprechen dem italienischen Volk und der italienischen Regierung unsere Anteilnahme aus." Martin Schulz, einst SPD-Kanzlerkandidat und davor Präsident des Europäischen Parlaments, sagte t-online, dass jeder Tod traurig und bedauerlich sei: "Meine Meinung zur politischen Bilanz von Berlusconi und den damit verbundenen Gefahren ist ansonsten hinlänglich bekannt." Der Sozialdemokrat hatte den rechtskonservativen Italiener oft kritisiert.

MDR (dko)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. Juni 2023 | 11:00 Uhr