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Angela Merkel und der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maiziere. Bildrechte: MDR/Bundesarchiv/Bernd Settnik

Oppositionspartei in der DDR"Demokratischer Aufbruch": Merkels Kick-Start in die Politik

11. August 2021, 17:29 Uhr

Die Deutsche Einheit katapultierte die junge Wissenschaftlerin Angela Merkel in das Machtzentrum der Bonner Republik. Ihre politische Karriere begann beim "Demokratischen Aufbruch" – eine der maßgeblichen Oppositionsparteien in der DDR. Vor mehr als 30 Jahren wurde die Partei am 17. Dezember 1989 in Leipzig gegründet.

Eben noch saß die junge Angela Merkel in einem Büro der Akademie der Wissenschaften in Ostberlin. Das Forschungsgebiet der Physikerin war Quantenchemie. Doch als sich das Land 1989 im politischen Umbruch befand, ging sie aktiv in die Politik und schloss sich der DDR-Oppositionspartei "Demokratischer Aufbruch" (DA) an.

Es kam ja alles sehr schnell, wenn man sich so überlegt. Ich war noch bis Ende Januar 1990 Wissenschaftlerin. Das war einfach eine sehr intensive, aufgewühlte Zeit.

Angela Merkel | in der MDR-Dokumentation "Angela Merkel - Die Unerwartete", 2016

Merkels Weg in die Politik

Auf dem Gründungsparteitag des DA am 16. und 17. Dezember 1989 in Leipzig wurde sie zur Pressesprecherin gewählt. Schon im Oktober hatte sich der "Demokratische Aufbruch" im Umfeld der evangelischen Kirche in Ost-Berlin konstituiert. Gründungsmitglieder waren unter anderem die prominenten Theologen Rainer Eppelmann, Friedrich Schorlemmer sowie der Jurist Wolfgang Schnur.

Richtungsänderung

Anfänglich strebte der "Demokratische Aufbruch" einen reformierten Sozialismus an, quasi einen dritten Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Auf dem Gründungsparteitag gab es nach heftigen Auseinandersetzungen jedoch eine deutliche Richtungsänderung:

Der "Demokratische Aufbruch", der immerhin 10.000 Mitglieder hatte, bekannte sich in seinem "Leipziger Programm" zur sozialen Marktwirtschaft und vor allem zu einer schnellen Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Prominente Mitglieder des "linken Flügels" des "Demokratischen Aufbruchs" wie etwa Friedrich Schorlemmer verließen nach dem Leipziger Parteitag die Partei.

Als Christa Wolf und Stefan Heym mit ihrem Aufruf "Für unser Land" zur Bewahrung der Eigenständigkeit der DDR aufriefen, antwortete Merkel im Namen des DA mit einem offenen Brief:

Wir glauben, dass Sie diesem Land in der augenblicklichen Situation mit einer auch noch so fordernden Unterschriftensammlung keinen guten Dienst erwiesen haben.

Angela Merkel

Einstieg in der CDU

Zur Volkskammerwahl am 18. März 1990 trat der "Demokratische Aufbruch" gemeinsam mit der DSU und der CDU im Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" an. Die "Allianz" war mit 48,1 Prozent der Stimmen klarer Wahlsieger, der "Demokratische Aufbruch" selbst erreichte jedoch nur magere 0,92 Prozent.

Ein Grund für das schwache Abschneiden: Nur vier Tage vor der Wahl musste Parteichef Wolfgang Schnur zurücktreten. Er hatte jahrelang als IM für die Staatssicherheit gearbeitet. Doch auch die Kommunalwahlen im Mai 1990 endeten für die einstige Bürgerbewegung mit einem Stimmenanteil von nur 0,5 Prozent in einem Desaster. Im August 1990 trat der "Demokratische Aufbruch" der CDU bei.

Lückenlose politische Karriere

Fleiß, Selbstdisziplin, Ausdauer, Lösungsorientierung: Durch diese Eigenschaften machte Merkel recht schnell politische Karriere. Ihr Aufstieg in der Politik war lückenlos und gradlinig. Nach der Wiedervereinigung im Herbst 1990 bekam sie eine Stelle im Bundespresse- und Informationsamt und zog nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl Anfang Dezember 1990 in den Deutschen Bundestag ein. Wahlsieger Kohl nominierte sie als Ministerin für Frauen und Jugend überraschend in sein Kabinett.

Woran ich mich in diesem Jahr besonders gewöhnen musste, das ist die Arbeit in einer obersten Bundesbehörde als Ministerin. Hier habe ich vieles an Verwaltungstechnik kennenlernen müssen und ich habe auch erleben müssen, wie schwierig es ist, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen.

Angela Merkel | in der MDR-Dokumentation "Angela Merkel - Die Unerwartete", 2016

Mit 37 Jahren war die Physikerin noch keine zwei Jahre in der Politik, gerade etwas länger als ein Jahr in der CDU – aber schon seit Januar 1991 Bundesministerin und auserkoren, demnächst die Stellvertreterin Helmut Kohls im Parteivorsitz der CDU zu werden. Ihre politische Karriere entwickelte sich steil weiter: 1994 Bundesumweltministerin, 1998 Generalsekretärin der CDU, zwei Jahre später Vorsitzende der CDU und 2005 wird sie schließlich Bundeskanzlerin.

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(me)

Über dieses Thema berichtete der MDR im TV:24.11.2019 | 22:50 Uhr