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MDR-Doku: "Die Investoren"Karl Heinz Einhäuser - Der Mittelständler

11. Januar 2019, 17:36 Uhr

Mitte 1991 bekommt Karl Heinz Einhäuser von der Treuhand den Auftrag, ein Nougatwerk in Schmalkalden zu verwalten. Gemeinsam mit der Belegschaft beschließt er: wir bleiben.

Nach dem Ende der DDR steht im Osten die Welt Kopf. Die ehemals Volkseigenen Betriebe gehen in den Besitz einer neu geschaffenen Mega-Behörde über: der Treuhandanstalt. Unter der Leitung der Behörde wird das, was von der DDR-Wirtschaft noch übrig ist, in kürzester Zeit abgewickelt.

"Was machen Sie da? Dürfen Sie das überhaupt!?"

Auch der Unternehmensberater Karl Heinz Einhäuser folgt Mitte 1991 aus Bayern dem Ruf der Treuhand nach Schmalkalden in Thüringen. Dort soll er den VEB Nougat- und Marzipanfabrik kommissarisch übernehmen und als Geschäftsführer eingesetzt werden. Sein Auftrag: den Betrieb schnell verkaufen oder dichtmachen. Seine Ankunft ist gleich eine Geduldsprobe für die Angestellten vor Ort, wie sich Einhäuser erinnert: "Da kam die Sekretärin der [vorigen] Geschäftsführer und wir waren grad dabei an ihrer Tür die Schlösser auszuwechseln und da hat sie gesagt: 'Was machen Sie da? Dürfen Sie das überhaupt!?' Und dann hab ich gesagt, ich bin nicht nur zur Kontrolle hier, mit mir müssen Sie dauerhaft auskommen.“

Schnell verkaufen oder dichtmachen

Einhäuser sollte Recht behalten, er wird dauerhaft bleiben. Aber zu diesem Zeitpunkt weiß er das noch nicht. Vom Wechsel der Geschäftsführung sind vor Ort alle überrascht, die Verunsicherung ist groß. Auch einen seiner engsten zukünftigen Wegbegleiter, den damals 31-jährigen Ingenieur Holger Storch trifft die Nachricht von der Ankunft eines neuen Geschäftsführers damals unerwartet. Storch ist damals Produktionsleiter in der Nougatfabrik.

In Schmalkalden wird zu dem Zeitpunkt noch produziert, was in der DDR zur sogenannten "Bückware" gehörte: die einstmals heiß begehrte Nougatstange. Aber Zustand und Bilanz des Unternehmens sind zu diesem Zeitpunkt, wie bei vielen Ost-Betrieben, ernüchternd. Der Bayer jedoch hat sein Herz an den alten VEB gehängt: Obwohl er weiß, dass die Nougatfabrik auf der Abschussliste der Treuhand steht, beginnt er die Marke VIBA zu entwickeln.

Das Geschäft läuft an, aber es läuft nicht schnell genug. Trotzdem kann Einhäuser Ende 1991 eine letzte Fristverlängerung für ein weiteres Jahr bei der Treuhand aushandeln. Am Ende dieser Frist, Ende 1992, trifft er die Entscheidung, selbst zu investieren.

Nougat aus Thüringen bleibt!

Einen Alleingang will er, der sich mit Nougat nicht auskennt, jedoch nicht wagen. Er holt seinen Produktionsleiter Holger Storch mit ins Boot. 1.8 Millionen D-Mark will die Treuhand von den beiden - einen Kredit von der Bank bekommt nur Karl Heinz Einhäuser, Holger Storch, der ostdeutsche Ingenieur, nicht. Gemeinsam gehen sie ein großes Risiko ein und erschaffen mit klugem Marketing einen Weg für VIBA aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit. Die Nougatstange überlebt – und ist um ein reiches Angebot anderer Süßwaren ergänzt. Das Duo Einhäuser/Storch investiert im Laufe der Jahre 40 Millionen Euro in die Firma.

IB/Hoferichter & Jacobs

Über dieses Thema berichtet der MDR in "Die Investoren":TV | 15.01.2019 | 22:05 Uhr