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MDR-Doku: "Die Investoren"Oliver Kreider - Der Glücksritter

12. November 2020, 17:41 Uhr

Der gebürtige Hesse Oliver Kreider kommt durch Zufall mitten im Wendetrubel 1989 in den Osten. Er versteht sofort: Hier steht ihm die Welt offen. Er hat jede Menge Chancen – und nutzt sie alle.

Als die DDR aufhört zu existieren, wird der Mangel der einstigen Volkswirtschaft deutlich. Gleichzeitig aber liegt großes Potential in dem maroden Land: Denn es stehen ein kompletter Eigentumstransfer und die völlige Neuordnung der Wirtschaft bevor. Was vor allem gebraucht wird in diesen Zeiten, ist privates Kapital.

Ein Wessi in Karl-Marx-Stadt

Aus Hessen kommt der damals 23-jährige Kreider nur zufällig in den Osten: Er ist Freiberufler, berät Unternehmen und arbeitet als Jurist. Aus Liebeskummer wollte er nach Berlin und strandet in Karl-Marx-Stadt. Die außergewöhnliche Umbruchsphase ist überall zu spüren und Kreider ist zu dieser Zeit an diesem Ort etwas Besonderes – er ist der Wessi in Karl-Marx-Stadt.

Bald erscheint in der Bezirkszeitung ein Artikel über ihn, er gibt sich als Marketing-Chef einer großen Westfirma aus und ruft die Menschen dazu auf, sich mit Geschäftsideen bei ihm zu melden. Es kommen 4000 Briefe bei ihm an. Noch heute sagt er: "Ja, das war ein bisschen krass."

"Es war es die richtige Zeit."

Kreider knüpft schnell Kontakte, die ihm helfen, Fuß zu fassen. Seine erste Geschäftsidee: Er besorgt für die Spieler des Chemnitzer Fußballclubs Westautos. Günstig kommt er an ein leeres Grundstück und eröffnet dort einen Automarkt. Jedes Wochenende kommen hunderte Aussteller und bezahlen Eintritt – für Kreider ein voller Erfolg. Den Gewinn aus den Einnahmen investiert er in 300 Spielautomaten, die er in Gaststätten und Spielhallen aufstellen lässt. Und von da an geht es eigentlich immer weiter bergauf. "Für jemanden, der so unerfahren war wie ich, ohne echte Qualifikation, für den war es die richtige Zeit", erinnert sich Kreider an seine Anfangszeit in Sachsen.

Millionen im Immobiliengeschäft

Ab 1992 mischt er im Immobiliengeschäft mit. Die Bundesregierung führt da gerade 50 Prozent Steuerabschreibung für Ost-Immobilien ein. Das ungezügelte Kaufinteresse der Kapitalanleger aus dem Westen wird nur durch die bis dahin ungeklärten Altansprüche auf die Häuser ausgebremst. Solange Restitutionsansprüche offen sind, kann nicht verkauft werden. Für die zuständigen Ämter eine Herausforderung, für willige Käufer eine Geduldsprobe, für findige Verkäufer eine knifflige Angelegenheit.

Aber Oliver Kreider findet auch für dieses Problem eine Lösung: "In Chemnitz gab es rund 15.000 Restitutionsansprüche. Und ich habe mich darauf spezialisiert, den Anspruch zu erwerben und über Rechtsanwälte geltend zu machen, um die Häuser zurückzuführen", so Kreider. Er verkauft ein Haus nach dem anderen, das begründet seinen Erfolg und macht ihn nach eigener Auskunft zum Multimillionär, der an Sachsen sein Herz verloren hat.

IB/Hoferichter & Jacobs

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