DDR-KosmonautSigmund Jähn: Der erste Deutsche im All
1978 flog Kosmonaut Sigmund Jähn als erster Deutscher ins Weltall. Zeitlebens begleitete den Vogtländer aus Morgenröthe-Rautenkranz eine Welle der Sympathie. Ein Blick auf sein bewegtes Leben.
Morgenröthe-Rautenkranz: Ein Örtchen in Sachsen, der Name fast ein Zungenbrecher und nicht unbedingt für Ruhm und Bekanntheit prädestiniert. Von hier stammte Sigmund Jähn, der erste deutsche Raumfahrer. Am 26. August 1978 flog er ins Weltall und umrundete an Bord einer sowjetischen Raumstation die Erde. Nach seiner Rückkehr wurde Jähn zum Medienstar und DDR-Volkshelden wider Willen. Seine Popularität ist ungebrochen und beschert auch Morgenröthe-Rautenkranz stetige Besucherströme.
Vom Buchdrucker zum Kosmonauten
Sigmund Jähn wurde am 13. Februar 1937 als Sohn eines Sägewerkarbeiters in Morgenröthe-Rautenkranz geboren. Nach seinem Schulabschluss machte er zunächst eine Buchdruckerlehre, bevor er sich 1955 für eine Laufbahn in der Nationalen Volksarmee (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik entschied. Jähn schloss die Offiziershochschule ab und wurde einer der ersten Düsenjet-Piloten der NVA-Luftstreitkräfte. Nachdem er sein Abitur nachgeholt hatte, folgte eine weitere Ausbildung an der Militärakademie für Luftstreitkräfte in der Sowjetunion.
Jähns Ausbildung im "Sternenstädtchen"
Als im Rahmen des "Interkosmos-Programms" erstmals ein DDR-Co-Pilot auf einem sowjetischen Raumschiff mitfliegen sollte, kam der damalige Oberstleutnant Jähn 1976 in die engere Wahl. Zwei Jahre wurde er im sowjetischen Kosmonautenzentrum im "Sternenstädtchen" bei Moskau auf seinen Weltraumflug vorbereitet. Am 26. August 1978 war es schließlich soweit: Zusammen mit dem sowjetischen Oberst Waleri Bykowski startete der NVA-Offizier mit der Rakete "Sojus 31" ins All. Einen Tag später koppelte die Sojus-Kapsel an die Orbitalstation "Saljut 6" an. Dort führte Jähn zahlreiche wissenschaftliche Experimente durch. Gefragt nach seinen stärksten Eindrücken, schwärmte er vom Blick auf die in leuchtendes Blau gehüllte Erde, von den Polarlichtern und der Erfahrung der Schwerelosigkeit.
In Bild und Ton
Harte Landung, Verletzung verschwiegen
Nach acht Tagen und 125 Erdumkreisungen kehrte die Sojus-31-Besatzung auf die Erde zurück. Bei der unerwartet harten Landung in der kasachischen Steppe erlitt Sigmund Jähn einen bleibenden Wirbelsäulenschaden. Auf Anweisung der DDR-Führung wurde die schwere Verletzung allerdings verschwiegen.
Siegmund Jähn: ein Volksheld wider Willen
Nach seinem Weltraumflug wurde Jähn über Nacht zu einem der bekanntesten Gesichter des DDR-Sozialismus. Es folgten Orden, Ehrenbürgerschaften, Jubelrundreisen und Empfänge. Kindergärten, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen in der DDR wurden nach Jähn benannt. Auf Briefmarken, Plakaten und Gedenkmünze wurde er verewigt. In seinem vogtländischen Geburtsort wurde 1979 eine Raumfahrtausstellung eröffnet, die es bis heute gibt.
Jähn selbst war der Rummel nach eigener Aussage eher peinlich. Der zweifache Familienvater blieb bescheiden, was ihm noch mehr Sympathie und Respekt einbrachte - bis heute. Bei einem öffentlichen Auftritt in Berlin-Köpenick im Januar 2012 standen Fans Schlange an einem ausverkauften Kino und zwar bestens vorbereitet: Viele hatten für diesen "Termin" mit Jähn alte Jugendweihe-Geschenkbücher mit Jähns Foto hervorgekramt oder leicht vergilbte Ausgaben der Zeitung "Neues Deutschland".
Aus der Raumfahrtszene nicht wegzudenken
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der NVA-Generalmajor, der bis 1990 als Chef Kosmische Ausbildung beim Kommando Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA wirkte, zwar pensioniert, aber sein Insiderwissen über die russische Raumfahrt war auch weiterhin sehr gefragt. Jähn arbeitete von da an als Berater für die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die europäische Raumfahrtagentur ESA. Am 21. September 2019 starb er im Alter von 82 Jahren.
Dieses Thema im Programm:SACHSEN-ANHALT HEUTE | 24. Februar 2021 | 19:00 Uhr