Spaß mit Sigmund Jähn: Witze über den ersten Deutschen im All
Am 26. August 1978 flog Sigmund Jähn als erster Deutscher ins Weltall. Als erster und einziger DDR-Kosmonaut ereilte ihn eine Beliebtheit, die auch nach seinem Tod 2019 weiter anhält. Jähn wurde trotz aller Beliebtheit aber immer auch auf die Schippe genommen. Es wurden die verschiedensten Witze erzählt, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
Sigmund Jähn kam aus einfachen Verhältnissen und schaffte es als erster Deutscher und einziger DDR-Bürger in den Weltraum. Der sozialistische Staat war der Bundesrepublik dabei mehr als eine Nasenlänge voraus. Am 26. August 1978 flog Jähn mit seinem sowjetischen Kollegen, dem Kosmonauten Waleri Bykowski, zur sowjetischen Raumstation Saljut 6. Dort unternahm Jähn verschiedene wissenschaftliche Experimente. Acht Tage später, am 3. September 1978, landeten beide wieder auf der Erde. Der erste westdeutsche Astronaut Ulf Merbold flog erst 1983 mit den Amerikanern ins Weltall.
Mit diesem Vorsprung wurde Jähn zu einer Art Popstar. Doch das hielt DDR-Bürger nicht davon ab, über ihren berühmten Landsmann Witze zu erzählen - die oft gar nicht der Person des ostdeutschen Kosmonauten galten, sondern die Verhältnisse im "Arbeiter- und Bauernstaat" auf die Schippe nahmen. Zum Beispiel die Tatsache, dass der sozialistische Staat es nicht immer leicht hatte, seine Supermärkte und Kaufhäuser mit Waren zu füllen:
Der neue Direktor im größten Kaufhaus der DDR in Ost-Berlin soll der Weltraumkosmonaut Sigmund Jähn werden, vermeldet das 'Neue Deutschland'. Jähn kenne sich schließlich am besten in leeren Räumen aus.
Die fehlende Reisefreiheit für DDR-Bürger nimmt dieser Witz auf die Schippe:
Frage: 'Warum musste bei Jähns Flug unbedingt ein Russe dabei sein?' Antwort: 'Weil sonst die Weltraumkapsel im Westen gelandet wäre.'
Ein anderer Witz zielt auf die propagandistische Ausschlachtung des Weltraumflugs von Jähn ab. Nach seiner Rückkehr fuhren Jähn und Erich Honecker gemeinsam im offenen Wagen durch Ost-Berlin. Dabei hing gefühlt an jedem Baum entlang der Route ein Plakat mit Jähns Konterfei. Schon wenige Tage fragten DDR-Bürger einander:
'Was ist ein Jähn?' Die Antwort: 'Der Abstand zwischen zwei Bäumen.'
Ein weiterer Witz nutzt die phonetische Ähnlichkeit zwischen dem Namen Jähn und dem Wort "gehen" im Berliner Dialekt:
Sigmund Jähn, gerade wieder gelandet, und SED-Chef Honecker fahren durch Ost-Berlin und lassen sich bejubeln. Doch einige der Jubler werden später verhaftet. Warum? Sie hatten immer gerufen: "Honecker – jähn! Honecker – jähn!"
Im Weltall ist man dem Himmel bekanntlich ein Stückchen näher. Ob Jähn dort die verstorbenen "Todfeinde" Konrad Adenauer und Walter Ulbricht getroffen hat? Das suggeriert dieser Witz, der ihre Gegnerschaft im Kalten Krieg thematisiert, die sich zum Beispiel in einem provokanten Brief von Ulbricht an Adenauer niederschlug.
Sigmund Jähn hat "dort oben" auch mit Walter Ulbricht gesprochen. Ulbricht bat ihn, beim nächsten Flug Besteck für ihn mitzubringen, denn er müsse immer, wenn Adenauer Tischdienst hat, mit Hammer und Sichel essen.
Zum Schluss noch ein relativ unpolitischer Sigmund-Jähn-Witz:
Nach dem Weltraumflug von Sigmund Jähn, so beschloss die SED, solle in der DDR nicht mehr vom "Weltall" oder "Kosmos" gesprochen werden, sondern nur noch vom: "Jähn-Seits".
Die Beispiele zeigen deutlich: Die DDR-Bürger wollten nicht ihren Kosmonauten auslachen, wohl aber die Führungsriege der SED und die Zustände in der DDR.
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 24. Februar 2021 | 19:00 Uhr