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Lexikon zum KirchentagKirche - Christentum

26. April 2011, 17:11 Uhr

Kirche ist ein mehrdeutiger Begriff. Er umfasst die Gesamtheit der Christen weltweit. Er ist damit auch ein Ausdruck für Christentum schlechthin. Als Kirche werden aber auch einzelne Konfessionsrichtungen bezeichnet, zum Beispiel evangelisch-reformierte Kirche oder russisch-orthodoxe Kirche. Und natürlich ist Kirche auch der Name von Gebäuden. Was zu allen drei Bedeutungen gehört und sie verbindet, sind Menschen, die an Jesus Christus glauben.

Jesus und das Urchristentum

Das Christentum begann mit Jesus von Nazareth. In dieser historischen Person sahen seine Anhänger Gott, der zu den Menschen gekommen war, für sie greifbar wurde und sich ihnen als liebender Gott zeigte. Jesus war Jude und für seine jüdischen Anhänger war er der Messias, der Gesalbte (lateinisch "Christus"), auf den sie warteten. Die Erwählung Gottes, die bislang allein dem jüdischen Volk galt, erstreckte sich mit Jesus auf alle Menschen. Die Jesus-Bewegung begann darum zunächst als Strömung innerhalb des Judentums, war aber bald eine eigenständige Gemeinschaft, die sich auch außerhalb des Judentums und über die Grenzen Palästinas hinweg im Römischen Reich ausbreitete. In den ersten Jahrzehnten, in denen noch Menschen lebten, die Jesus noch kannten, wird diese Bewegung Urchristentum genannt.

Die nachfolgenden Jahrhunderte

Für die nachfolgenden Generationen, die nicht mehr diese historische Nähe hatten, spielten die Schriften eine größere Rolle. Darum wurde in den ersten Jahrhunderten auch festgelegt, welche Schriften in die Bibel gehören und welche nicht. Bis dahin war dies nicht so genau festgelegt. Auch die Formulierung der gemeinsamen Glaubensinhalte war von großer Bedeutung. Sie sollten die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen zusammenhalten. In dieser Zeit entwickelten sich die ersten Ämter. Einige Bischöfe genossen dabei besondere theologische Autorität. Ab dem 4. Jahrhundert bildete sich der Bischof von Rom als zentrales Oberhaupt der Christen heraus, aus dem sich das Papsttum entwickelte.

Von der verfolgten zur Reichsreligion

Im 4. Jahrhundert gab es noch eine weitere entscheidende Veränderung: Das Christentum wurde vom römischen Kaiser Theodosius I. zur Reichsreligion erhoben. Bis dahin wurden die Mitglieder der Kirche nicht immer und an jedem Ort von ihrer Umwelt toleriert. Der Name "Christen" entstand in dieser Zeit - als Schimpfwort. Trotz wiederkehrender Ausgrenzung und teilweise sehr grausamen Verfolgungen wuchs das Christentum in den ersten Jahrhunderten weiter. Bald gab es im gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus Gemeinden. Der Status eine Reichsreligion prägte die weitere Entwicklung der Kirche.

Spaltungen

Wie in vielen Religionen gab es auch im Christentum immer wieder Abspaltungen und Ausschlüsse. Oft war dies das Ergebnis einer nicht zu überwindenden Uneinigkeit über Glaubensinhalte. Im Jahr 1054 kam es zu einer der größten Kirchenspaltungen, als sich die lateinische Kirche des Westens mit dem Papst an der Spitze und die orthodoxe Kirche des Ostens trennten. Später prägten die Bewegungen Luthers, Calvins und anderer Reformatoren die Geschichte und führten zur Entstehung neuer Kirchen, die auch den Papst nicht mehr als geistliche Spitze anerkannten.

Viele Kirchen und das Streben um Einheit

Heute gibt es viele große und kleine Kirchen und Bewegungen. Die katholische Kirche sieht sich dabei als die eigentliche Kirche, aus der die anderen unmittelbar oder mittelbar hervorgegangen sind. Katholisch bedeutet auch "allgemeingültig" oder "allumfassend". Obwohl viele Christen mit der heutigen Vielfalt der Kirchen gut leben können, spielt das Streben nach einer Einheit der Kirche eine wichtige Rolle. Das findet in der Ökumenischen Bewegung, dem Dialog der Kirchen untereinander, seinen Ausdruck.