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Der Botaniker Carlo Morici stammt auch von einer Insel: Sizillien in Italien. In den 1990er-Jahren kam er wegen seiner Liebe zu exotischen Pflanzen nach Teneriffa. Neben seiner Arbeit im Palmetum betreibt er auch eine kleine Online-Gärtnerei für spezielle tropische und subtropische Pflanzen. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

Palmetum TeneriffaInterview: Carlo Morici über seine Faszination für Palmen

11. Januar 2024, 11:49 Uhr

Wo einst eine riesige Müllhalde lag, ist ein botanischer Garten entstanden - das Palmetum in der Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Es beeindruckt vor allem durch seine Palmensammlung, die als die größte in Europa gilt. Der Botaniker Carlo Morici hat das Projekt von Anfang an begleitet.

Wo einst eine riesige Müllhalde lag, ist ein botanischer Garten entstanden: das Palmetum. Es beeindruckt vor allem durch seine Palmensammlung, die als die größte in Europa gilt. Der Botaniker Carlo Morici hat das Projekt von Anfang an begleitet.

Wie lange hat es gedauert, eine Müllkippe in einen Palmengarten zu verwandeln?

Nun, das hat eine ganze Reihe an Jahren gebraucht. Wir haben 1996 angefangen mit dem Projekt, eröffnet wurde es aber erst 2014. Es hat also rund 20 Jahre gedauert, diesen einst schrecklichen Ort in einen wunderbaren Garten zu verwandeln. Die ersten Palmen haben wir bereits 1996 angepflanzt. Auf das Ergebnis sind wir sehr stolz.

Gab es Probleme oder Rückschläge während dieses Prozesses?

Am Anfang war es schon sehr schwer, denn die Öffentlichkeit hat zunächst nicht an unser Projekt geglaubt. Das Ganze erschien den Leuten als verrückte Idee. Dann hat es Jahre gebraucht, all diese Palmen zu pflanzen. Außerdem hat die Müllkippe noch jahrelang Gase produziert. Viele Palmen sind deshalb eingegangen. In den Anfangsjahren haben wir viele Palmen gepflanzt und wussten nicht, welche durchkommen würden. Das war schrecklich. Jetzt ist diese schwere Zeit zum Glück vorbei.

Was fasziniert Sie als Biologen so sehr an der Pflanzenfamilie der Palmen?

Ich liebe diese unglaubliche Vielfalt an Blättern. Palmblätter gibt es in allen Grüntönen und ihre Größe variiert von sehr klein bis sehr groß. Und wenn man in die Frühgeschichte der Menschheit zurückschaut, waren Palmen die nützlichste Pflanzenfamilie für unsere Vorfahren. Sie brauchten Palmen, um ihre Hütten zu bauen, um Pfeil, Bogen und andere Werkzeuge herzustellen. Sie waren wirklich von diesen Pflanzen abhängig. Später hat sich das dann geändert, im Laufe der Zeit wurden Getreide-, Gras- und Gemüsearten wichtiger für die Menschen. Aber von dieser sehr frühen Zeit her rührt wahrscheinlich unsere Liebe für diese Pflanzenfamilie der Palmen.

Haben Sie Empfehlungen, welche Palmenarten auch in Zentraleuropa wachsen könnten?

In den letzten drei Jahrzehnten hat es viele Experimente diesbezüglich gegeben und wir kennen nun 20 bis 30 Arten, die leicht in Mitteleuropa wachsen können - außer in den Bergen, wo das Klima zu rauh ist. Zum Beispiel sind da etwa 20 verschiedene Arten der Trachycarpus-Gattung (Hanfpalmen), ebenfalls frostverträglich sind Butia und Trithrinax sowie Rhapidophyllum hystrix (Nadelpalme) und Serenoa repens (Sägepalme). Man muss nicht mehr auf die Kanaren fliegen, um Palmen zu sehen. Unsere klimatischen Bedingungen hier sind natürlich besser für Palmen, aber trotzdem ist es nicht möglich, alle Palmarten auf den Kanaren zu kultivieren. Dazu braucht man die ganze Welt - mit diesem Gedanken verbinde ich auch die wichtige Botschaft, die Palmen weltweit zu erhalten.

Das Gespräch führte Michael Wenkel.

Das Palmetum bietet Besuchern Erholung und ist zudem ein Ort der Wissensvermittlung. Auch werden hier bedrohte Palmenarten erforscht und vor dem Aussterben bewahrt. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

PalmetumDas Palmetum befindet sich in der Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife. Auf rund zwölf Hektar versammelt es knapp 600 Palmenarten - weltweit gibt es etwa 2.600 Arten. Zusammen mit anderen Pflanzen aus den Tropen und Subtropen beherbergt das Palmetum insgesamt rund 2.000 verschiedene Pflanzenarten. Die Entstehungsgeschichte dieses Ortes ist sehr speziell: In den 1970er-Jahren wurde dort eine riesige Mülldeponie betrieben, die 1983 geschlossen wurde. Zurück blieb ein 40 Meter hoher Müllberg, der die Umgebung belastete. Der Landschaftingenieur Manuel Caballero schlug dann vor, an diesem Ort einen botanischen Garten zu errichten. Mitte der 1990er-Jahre begann man schließlich mit der Umsetzung des Projektes. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel ging es mit dem Projekt Anfang der 2000er-Jahre kaum voran. Anfang 2014 wurde der Garten dann endlich offiziell eröffnet - durch das heutige spanische Königspaar.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 14. Januar 2024 | 08:30 Uhr