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Durch den Mount Usher Garden wurde extra ein Fluss gelenkt, der den Charme des ganzen Areals ausmacht. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

MDR GartenreiseEine Reise in die Gärten Irlands

29. Dezember 2020, 13:40 Uhr

Wer mit Irland hauptsächlich grüne Wiesen und Schafe verbindet, wird überrascht sein: Irland hat noch eine andere Seite, die die Herzen aller Gartenfreunde höher schlagen lässt. Herrliche Gartenanlagen mit außerordentlicher Pflanzenvielfalt sind über viele Jahre entstanden. Der Golfstrom ist für das milde Klima verantwortlich, so dass es im Jahresschnitt fünf bis zehn Grad wärmer als auf dem Kontinent ist. Daher fühlen sich zahlreiche Pflanzen sehr wohl und gedeihen prächtig.

Die Iren selbst hatten traditionell jedoch wenig Muße, beeindruckende Gärten anzulegen. Als landwirtschaftlich geprägtes Volk waren sie damit beschäftigt, mit Ackerbau und Viehzucht ihr Überleben zu sichern. Steinerne Zeugnisse erzählen noch aus der Zeit, als die Kelten die Insel bevölkerten, sich mit den Wikingern vermischten und so die Wurzeln des irischen Volkes bildeten. Doch dann kamen die englischen Nachbarn, eroberten das Land und brachten ihre Gartenkultur sowie fremdartige Pflanzen aus ihren Kolonien mit. 

Gerade im Osten Irlands, nahe der Hauptstadt Dublin, schufen die Engländer in den angrenzenden Grafschaften wahre Gartenparadiese. Vier der schönsten Gartenanlagen befinden sich in der Region. Auf unserer MDR Gartenreise haben wir sie besucht und möchten Sie Ihnen vorstellen.

Altamont Gardens

Altamont Gardens liegt in der Grafschaft Carlow. Vor rund 250 Jahren zog die Familie Borror in das Anwesen und legte den Garten an. Mit sanften Rundungen und weiten Flächen sollte er sich in die Natur einpassen. Überall finden sich Pflanzen, die in Irland nicht heimisch sind. Denn damals war es modern, sich exotische Pflanzen aus fernen Ländern und Kolonien Englands bringen zu lassen und zu schauen, ob sie wohl auch in Irland gedeihen würden. Mit einer Sammlung von Pflanzen aus fernen Ländern stellte man gerne seine Weltoffenheit und seinen Reichtum zur Schau. Beispiele in Altamont Gardens sind der chinesische Taschentuch- (Davidia involucrata) und der nordamerikanische Schneeglöckchen-Baum (Halesia carolina), eine Himalaya-Zeder (Cedrus deodara) sowie ein Asiatischer Blumenhartriegel (Cornus kousa).

Auch die großen Rasenflächen galten zu der Zeit, als Familie Borror den Garten anlegen ließ, als außergewöhnlich. Damals waren eher bunte Wiesen verbreitet, denn der Rasenmäher wurde erst im Jahr 1830 erfunden.

MDR Gartenreise nach Irland Altamont Gardens: Landschaftspark voller Exoten

Als ein "Juwel der irischen Gärten" wird Altamont Garden in der Grafschaft Carlow bezeichnet. Der romantische Eingang gibt einen Vorgeschmack auf den herrschaftlichen Landschaftspark mit etlichen exotischen Gehölzen. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Die Rhododendronblüten faszinieren dank ihrer filigranen Maserung. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Seltene Bäume, prächtige Blühgehölze und ein (fast) zugewucherter Seerosenreich sind typisch für den Garten. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Chefgärtner Paul Cuttler und seine vier Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, um den durch die "Eiszeitschlucht" bis zum Slaney River reichenden Park zu pflegen. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Die prächtige Himalaja-Zeder "Deodora" und die wegen ihrer vielen Stämme auch "12 Apostel" genannte Zypresse rechts im Bild prägen den Garten im oberen Teil. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Durch diese Goldregen-Pergola kommen die Besucher zu einem Pflanzenverkauf, der die Herzen von Gartenfreunden höher schlagen lässt. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Selten und immer wieder ein Hingucker: der aus China stammende Taschentuchbaum. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Der etwa ein Hektar große See wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von etwa 100 Männern ausgehoben. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Er bietet heute jede Menge romantischer Einblicke. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

Powerscourt Garden

Powerscourt ist berühmt für seinen italienischen Garten, der mit seinen Stufen angelegt ist wie ein riesiges Amphitheater. Auf dem höchsten Punkt thront das Herrenhaus. Zur Regierungszeit von Königin Viktoria, also im Viktorianischen Zeitalter, war das Interesse an italienischer Gartenkunst sehr hoch. Betuchte Briten reisten nach Italien, sammelten Eindrücke, brachten Pläne und Statuen mit und stellten damit Status und Macht zur Schau.

So auch Lord Powerscourt, der seinen Garten Mitte des 19.  Jahrhunderts anlegen ließ. Das Gelände nach seinen Vorstellungen umgestalten zu lassen, dauerte ganze zwölf Jahre. Hunderte Arbeiter waren mit einfachsten Mitteln damit beschäftigt, die Terrassen im Hang zu schaffen. Etwas Einzigartiges sollte entstehen, das man so in Irland nicht noch einmal finden konnte.

Die Besucher entdecken heute Pflanzen, die aus dem eigenen Garten bekannt sind, aber auch  ungewöhnliche Arten. Der Staudengarten mit mehr als 1.000 verschiedenen Pflanzen seit einst dank der Sammelleidenschaft von Lord Powerscourt mit einer großen Vielfalt angelegt worden, sagte Sarah Slazenger, die heutige Herrin über Powerscourt. Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Garten immer neu und lebendig zu halten. Mit Erfolg: Mehr als 200.000 Gäste kommen jährlich in den Park.

In der Nähe von Dublin Powerscourt Gardens: Italienisches Flair und ein Wasserfall

Powerscourt Garden ist eine typisch viktorianische Anlage nach italienischen Vorbild mit Grotten, Kaskaden und Skulpturen, eingebettet in eine streng "erzogene" Landschaft. Wenn das Wetter gut ist, haben die Besucher einen herrlichen Blick auf den Gebirgszug der nahe gelegenen Wicklow Mountains. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Die Steine für den Mosaikbelag auf den Terrassen wurden am Strand des nahegelegenen Städtchens Bray gesammelt. An einer Stelle des Belags finden aufmerksame Besucher auch das Jahr, in dem der Italienische Garten fertiggestellt wurde: 1875. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Im "ummauerten Garten" befindet sich eine der längsten doppelten Staudenrabatten Irlands. Hier sollen mehr als 1.000 verschiedene Pflanzenarten vertreten sein. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Eine davon ist diese außergewöhnliche Papageientulpe. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Noch eine Besonderheit: Thuja mit dutzenden Stämmen. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Der Blick aus dem italienischen Garten zum Herrenhaus, das um 1740 fertiggestellt wurde und eine normannische Burg aus dem 13. Jahrhundert umschließt. Dadurch ist im Inneren ein außergewöhnliches architektonisches Ensemble mit Boutiquen, Museum und Restaurant entstanden. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Der japanische Garten - ein blütenreicher Kontrast zur strengen Gestaltung des übrigen Parks. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Der Powerscourt-Wasserfall, etwa fünf Kilometer vom Park entfernt, ist der höchste in Irland. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

Burtown Gardens

Weniger groß und pompös geht es in Burtown House and Gardens zu, das in der Grafschaft Kildare liegt. Schon seit mehreren hundert Jahren ist die Anlage in Familienhand. Es ist ein malerischer Privatgarten, der ein Ort zum Leben und Genießen sein will. Seit einiger Zeit ist er auch der Öffentlichkeit zugänglich und lockt immer mehr Gäste an. Pflanzen, Tiere und Menschen sollen sich hier gleichermaßen wohlfühlen. Das ist auch wichtig, denn die Familie Fennell ist groß und das Anwesen wird von drei Generationen gleichzeitig bewohnt. Auch die Kinder und Hunde sollen genügend Raum haben, um herumzutollen.

Ich habe nie bewusst angefangen, einen Garten zu gestalten. Ich fing einfach mit einem Rasen an, auf dem ich drei kleine Mahonien pflanzte. Und es wurde sehr bald klar, dass diese drei Pflanzen die Optik des Gartens in keiner Weise verbesserten. Und so pflanzte ich hier ein bisschen herum, dann dort.

Lesley Fennell | Burtown House & Gardens

Das Familienoberhaupt Lesley Fennell hatte vor 50 Jahren begonnen, den Garten anzulegen, zunächst ohne eine genaue Vorstellung zu haben. Stück für Stück ist der Park in den Jahrzehnten gewachsen. Was mehr oder weniger spontan begann, wirkt mittlerweile geradezu komponiert. "Ich gärtnere wie eine Malerin", sagt Lesley Fennell über sich. Ein Gärtner lege vielleicht Wert auf seltene, außergewöhnliche Pflanzen. Sie dagegen sehe die Beete wir Gemälde. Kein Wunder, denn Lesley entstammt einer Künstlerfamilie und schafft auch selber Ölgemälde.

MDR Gartenreise nach Irland Flanieren im Park von Burtown House & Garden

Burtown House & Garden ist eine fünf Hektar große Garten-, Park- und Waldlandschaft in Privatbesitz. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Alle Gartenbereiche, vom Blumen- über den Steingarten, vom Sonnenuhr- bis zum Stallhofgarten tragen die Handschrift von Lesley Fennell, der Besitzerin. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Besonders Irisblüten haben es Lesley angetan. Und so finden die Besucher hier dutzende verschiedene Varianten dieser majestätisch wirkenden Blumen. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Auch ein sehr schöner Pagoden-Hartriegel (Cornus controversa) ziert den Park. Die Iren nennen ihn auch "Wedding Cake Tree", also Hochzeitstortenbaum. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Alles was wächst wird auch zur Dekoration verwendet - wie hier im Gartencafé. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Der Geräteschuppen im Gemüsegarten ist wie ein mittelalterlicher Wehrturm gestaltet und mit Farnen, Moosen und verschiedenen Blumen bewachsen. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Außerhalb der Parks und Gärten, in den Wicklow Mountains, dem riesigen Naherholungsgebiet der Dubliner, hat der Ginster die Berglandschaft in ein sattes Gelb getaucht. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

Mount Usher Garden

Der Mount Usher Garden in der Grafschaft Wicklow ist etwas ganz besonderes. Der Fluss Varty wird durch das Areal geleitet, er gibt dem Garten das gewisse Etwas. Zweite Zutat ist die Gartenphilosophie. Was hier auf den ersten Blick aussehen mag wie zufällig gewachsener Urwald, ist ein klug arrangiertes Miteinander von Pflanzen aus der ganzen Welt. Der Park ist durchdrungen von den Ideen des irischen Gärtners und Journalisten William Robinson: Weg von den strengen formalen Gärten der viktorianischen Zeit, hin zu einem natürlicheren Stil.

Mount Usher Garden wurde in den Grundzügen vor rund 150 Jahren angelegt. Die Besitzerfamilie Walpole vererbte den Garten über Generationen weiter, bis er schließlich 1980 verkauft wurde. Doch kaum 30 Jahre später wurde er wieder zum Verkauf angeboten. Der irische Einzelhandels-Unternehmer und Gartenfreund Donald Pratt entschloss sich, Mount Usher für 25 Jahre zu pachten und sich hier zu verwirklichen. Seinen Entschluss hat er nach eigenen Worten bis heute nicht bereut.

MDR Gartenreise nach Naturnah statt formal: Mount Usher Garden

Mount Usher Garden verzaubert durch seine vielfarbigen Gehölze, die Blütenpracht und den mit künstlich angelegten Wasserfällen belebten Varty-Fluss. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Chefgärtner Sean Heffernan ist ein Fan des irischen Gärtners William Robinson, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen naturnahen, weniger streng-formalen Gartenstil entwickelt hat. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
"Wichtig ist die Balance im Garten zu halten. Er muss so aussehen, als hätte der Mensch nicht eingegriffen. Tatsächlich hat er es aber", so lautet die Philosphie von Heffernan. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Der "Robinsonian Style of Gardening" war als Gegenentwurf zu den strengen, formalen Gärten aus der Zeit von Königin Victoria gedacht. Leichtigkeit und Farbenfreude waren Robinson wichtig. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Gleich zwei "Azalea Walks" verwandeln im Frühling den Park in ein Blütenmeer. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
Aber auch große Blattpflanzen geben dem Garten seine Farbigkeit - nicht nur im Gegenlicht der Sonne. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel
In Mount Usher Garden findet man Gehölze und Bäume aus allen Kontinenten auf einem Fleck. In den meisten Parks sind sie bestenfalls als Solitär zu sehen. Bildrechte: MDR/Michael Wenkel

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 03. Januar 2021 | 08:30 Uhr

Traditionelles Rezept der Iren