Vogelfreundliche PflanzenGarten für Vögel: Warum Sie ganzjährig füttern sollten
In Zeiten von Artenschwund und Insektensterben wird das ganzjährige Füttern der Vögel immer wichtiger, wie der Ornithologe Peter Berthold sagt. Er verfüttert im Sommer in seinem Garten bis zu 150 Meisenknödel täglich. Wie Sie den Tieren zusätzlich zur ganzjährigen Fütterung mit einem vogelfreundlichen Garten helfen können, lesen Sie hier.
Inhalt des Artikels:
Vogelfreundlicher Garten: Kurz & knapp
- Obstbäume und -sträucher im Garten pflanzen, die Früchte tragen: Weißdorn, Schlehe, Kornelkirsche, Eberesche, Kirsch-, Apfel- und Birnbäume, Brombeere usw.
- Rosen verwenden, die nach der Blüte Hagebutten bilden
- Disteln, Karden und Stauden pflanzen, die Insekten und Vögeln Nahrung bieten
- Hauswände und Mauern mit Kletterpflanzen zum Brüten und Verstecken begrünen: Wilder Wein, Waldrebe (Clematis), Gartengeißblatt und Efeu
- Ganzjährig und vielfältig füttern: Im Winter Sonnenblumenkerne und Samenmischungen, Früchte, Mehlwürmer und Fettfutter anbieten, im Sommer rät der Naturschutzbund (Nabu) von Fettfutter ab
- Futterspender verwenden, die das Futter trocken halten und dafür sorgen, dass die Vögel nicht direkt in ihrer Nahrung sitzen
- Vögel je nach Art mit Futterspendern oder am Boden füttern: Amseln und Stare picken gerne auf dem Rasen oder unter Bäumen
- Nistmöglichkeiten anbieten
- Für immergrüne Hecken und Gehölze zum Ausruhen und Schlafen sorgen - auch im Winter
Rund 40 Vogelpaare nisten in Peter Bertholds Garten
"Wir retten mit dem Zufüttern und mit naturnahem Gärten nicht die Welt, aber wir können sehr, sehr vielen Tieren vieler Arten helfen", sagt Peter Berthold, einer der bekanntesten Vogelschützer Deutschlands.
Der mittlerweile über 80 Jahre alte Ornithologe hat jahrelang die Vogelwarte Radolfzell der Max-Planck-Gesellschaft geleitet. In seinem privaten Garten am Bodensee hat er ein Vogelparadies geschaffen, mit Futter- und Nistplätzen, Versteckmöglichkeiten und einer Vogelpopulation, die ihresgleichen sucht: "Wir haben in diesem Jahr im Garten 23 Brutvogel-Arten auf 500 Quadratmetern und ungefähr 40 Vogelpaare, die hier nisten", berichtet Peter Berthold.
Pflanzen für einen vogelfreundlichen Garten
Wie hat er auf vergleichsweise wenig Raum so eine Artenvielfalt geschaffen? Zum einen achtet der Ornithologe auf die Pflanzenauswahl. "Besonders wichtig sind die Disteln. Sie haben lange Blühzeiten, ernähren Unmengen von Insekten und bilden Samen, die bis ins nächste Frühjahr hinein Vogelfutter darstellen", erklärt der Vogelkundler. Disteln und Karden zählen daher zu den wichtigsten Futterpflanzen, die im Garten angesiedelt werden können.
Zum anderen sorgt Peter Berthold für Nist- und Versteckmöglichkeiten. Selbst ein paar exotische Pflanzen dürfen daher in seinem Garten wachsen. "Viele sagen, Bambus gehört in so einen Garten gar nicht rein. Aber er hat den großen Vorteil, dass er wintergrün ist, so dass sich Vögel bei schlechtem Wetter auch tagsüber in Schutz begeben und vor allem darin nächtigen können". Schutz finden die Tiere zudem am Haus: Die Fassaden sind voller Kletterpflanzen.
Ornithologe: Ganzjährige Vogelfütterung hilft den Tieren
Ein weiterer Grund ist, dass Peter Berthold eine Ganzjahresfutterstelle angelegt hat. "Sonst müssten die anderswohin und die Nachbargärten sehen zum großen Teil aus wie grüne Wüsten", sagt der Vogelschützer. Füttern ist Bertholds Hauptbeschäftigung im Sommer. Und das, obwohl sein Garten voller Samen und Insekten ist. Aber das reiche nicht aus, meint er. Die Vögel bräuchten inzwischen eine Ganzjahresfütterung.
"Zur Zeit füttern wir hier pro Tag 100 bis 150 Knödel. Im Winter sind es vergleichsweise in derselben Zeit ein bis zwei bis maximal fünf Knödel, also so groß sind die Unterschiede", berichtet er. Während der Aufzucht müssten die Vogeleltern arbeiten wie die Irren, von morgens bis abends. "Wenn sie ohne Fett leben müssten und die Insekten selber fräßen, würden in der Zwischenzeit die Jungen im Nistkasten verhungern."
Mehlwürmer als Proteinquelle für Vögel
Das will Peter Berthold unbedingt verhindern. Deshalb füttert er nicht nur Samen, Körnermischungen und Fettfutter. Er verwöhnt Spatzen, Amseln und Stare zudem mit Mehlwürmern. "Das ist heute notwendig geworden, weil in der freien Natur kaum noch Insekten zu finden sind - bei einer Abnahme um 80 Prozent innerhalb von 30 Jahren. Und auf den humusarmen Äckern gibt es kaum noch Regenwürmer", sagt der Ornithologe. Mehlwürmer reichen als Alleinnahrung zwar für Singvögel nicht aus, sind aber eine beliebte Proteinquelle.
In den Sommerurlaub fährt der Vogelschützer übrigens nie. Das will er seinen Vögeln nicht antun.
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 09. Oktober 2021 | 09:00 Uhr