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Sicher im NetzSo schützen Sie Ihr Kind vor Cybergrooming

12. Februar 2024, 11:50 Uhr

Cybergrooming beschreibt die digitale Kontaktsuche von Erwachsenen zu minderjährigen Kindern und Jugendlichen. Häufig mit dem Ziel, pornographische Inhalte zu erhalten, oder die Opfer zu Treffen zu überreden. Nicht selten kommt es in solchen Fällen zum sexuellen Missbrauch.

Besonders perfide: Die Täter wissen, wo sie suchen müssen und begeben sich immer häufiger an Orte im Netz, die für Kinder gemacht sind. Rund ein Viertel aller Jugendlichen zwischen 8 und 18 Jahren berichten, dass sie schon einmal von Unbekannten im Netz zu einem realen Treffen aufgefordert wurden.

Für das Y-Kollektiv hat Carolin von der Groeben recherchiert, wie groß die Gefahr tatsächlich ist. Ihr offenbaren sich nicht nur die Taktiken, die Pädokriminelle nutzen, um sich Kindern online zu nähern, sondern auch mit welchen unglaublichen sexuellen Fantasien Kinder im Netz konfrontiert werden.

Schlechte Vorbilder in den sozialen Medien

Das A&O, um Kinder vor den Gefahren, die in Online-Chats lauern, zu schützen, ist also eine möglichst früh vermittelte Medienkompetenz. "Es fehlt die Aufklärung in dem Bereich. Es ist immer noch ein Tabuthema", bemängelt Kriminalhauptkommissar Steffen Mehnert aus Görlitz. Er leitet dort eine Ermittlungseinheit gegen Kinderpornographie. "Dadurch, dass die Freizügigkeit in den Sozialen Medien derart groß ist, werden Kinder und Jugendliche dazu animiert, von sich selbst sehr, sehr freizügige Bilder oder Videoinhalte auf TikTok zu posten oder per WhatsApp zu senden – einfach, weil man das über die Sozialen Medien halt so kennengelernt hat."

Kinder seien immer früher im Besitz von Smartphones und tummelten sich auf einschlägigen Chatplattformen oder Chats und Foren von Online-Games. Ein wahrer "Katalysator für das Phänomen", sagt auch Julia Bussweiler. Sie hat sich in der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität an der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt auf Ermittlungen gegen Sexualstrafdelikte im Netz spezialisiert.

"Lassen Sie Ihre Kinder im Internet nicht allein"

Hier seien auch die Eltern gefragt, sagt Kommissar Steffen Mehnert. Ihm gehe es darum, auch ein Bewusstsein dafür zu erwecken, dass auch online Gefahren lauern: "Eltern sollten das Kind nicht so allein ins Internet gehen lassen, ohne mitzubekommen, mit wem eigentlich das Kind tatsächlich Umgang pflegt." Das Thema brauche deutlich mehr Aufmerksamkeit, sagt Mehnert, der auch Protagonist in der Y-Kollektiv-Doku "Cybergrooming: Pädokriminelle im Kinderchat" ist.

"Kinder sind heutzutage häufig besser in der Lage, das Smartphone zu bedienen als ihre Eltern. Aber natürlich sind sie noch lange nicht mental so weit entwickelt, um zu verstehen, was man macht und was man lassen sollte und dass man keine Nacktbilder von sich irgendwelchen Fremden übersendet oder mit ihnen chattet", sagt Bussweiler.

Bussweiler appelliert auch generell zu mehr Sensibilität im Umgang mit Kinderfotos, etwa auf Facebook oder in anderen sozialen Medien: "Ich würde mir sehr gut überlegen, was ich außerhalb eines privaten Chats wirklich öffentlich mache."

Denn auch wenn es sich nur um eine Porträtaufnahme des eigenen Kindes handle, würde man wohl nicht wollen, dass dieses Bild in einem kinderpornografischen Darknet-Forum auftauche. Das unterstreicht auch Steffen Mehnert. Er appelliert an Eltern, als Vertrauenspersonen für ihre Kinder zu agieren – vor allem, sobald internetfähige Medien ins Spiel kommen. "Sie würden nie im Leben Ihr Kind mit einer fremden Person Kontakt aufnehmen lassen, geschweige denn mit einem Erwachsenen, den Sie nicht kennen. Sie würden immer wissen wollen, mit wem ihr Kind Umgang pflegt", sagt Mehnert. "Lassen Sie Ihre Kinder im Internet nicht allein. Das ist das Schlechteste, was Sie machen können."

Für ein paar Likes und den Fame

Hinzu kommt aber auch: Rund 30 Prozent der Fälle mit kinderpornographischen Inhalten gehen selbst auf Minderjährige zurück: Kinder und Jugendliche, die freizügige Fotos und Videos hin und her schicken, weil es Gang und Gäbe ist. "Da fehlt einfach das Verständnis", sagt die Staatsanwältin.

Im Zuge der Ermittlungen habe sie die Betroffenen gefragt: „Warum macht ihr das? Darauf kamen teils wilde Antworten: für den 'Fame', oder für die Likes zum Beispiel. Für ein paar Likes mehr zieht man dann eben noch ein Kleidungsstück aus."