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Die Sommerwelle ist da und die Omikron-Variante BA.5 mittlerweile vorherrschend in Deutschland. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Corona-Daten-Newsletter | Dienstag, 5. Juli 2022Krankenhäuser nah am Limit

05. Juli 2022, 18:35 Uhr

Im multimedialen Corona-Daten-Update: Noch immer werden die richtigen Maßnahmen für die Herbstwelle diskutiert. Derzeit im Gespräch ist eine Maskenpflicht in Innenräumen. Problematisch ist die Situation in den deutschen Kliniken. Viele Beschäftigte sind krank, dazu kommt der lange bekannte Personalmangel.

Guten Abend, liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

das war absehbar: Der zunehmende Ausfall von Klinikpersonal durch die Corona-Sommerwelle lässt bei Krankenhäusern und Medizinern deutschlandweit die Besorgnis wachsen. Dazu kommt: Noch immer wird über den richtigen Schutz vor der Herbstwelle gestritten. Aber es gibt auch gute Nachrichten. Die Übersicht: 


Aber der Reihe nach:

Sorgen wegen Corona-Personalausfällen an Kliniken

"Aus allen Bundesländern erreichen uns Meldungen, dass einzelne Stationen und Abteilungen auch wegen Personalmangel abgemeldet werden müssen", sagte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zeitweise würden auch Notaufnahmen bei den Rettungsleitstellen abgemeldet. "Diese Situation besorgt uns erheblich mit Blick auf den bevorstehenden Herbst."

Der wissenschaftliche Leiter des Intensivbettenregisters, Christian Karagiannidis, sagte der "Rheinischen Post": "Die Intensivbelegung steigt zwar nur moderat, allerdings ist die Belegung für einen Sommer relativ hoch, und die zur Verfügung stehenden Betten werden auf Grund des Personalmangels immer weniger." Daher sei jetzt die Zeit zu nutzen, um Kapazitäten optimal zu verteilen.

"Hierzu gehören regionale Netzwerke zur bestmöglichen Patientenverteilung nach Versorgungsstufe. Kooperation, aber auch Entlastung des Personals wird in diesem Herbst und Winter das Gebot der Stunde", sagte Karagiannidis, der auch im Expertenrat der Bundesregierung sitzt.

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Streit um kostenpflichtige Corona-Tests beigelegt

Im Streit über die Abrechnung der sogenannten Bürgertests haben sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) geeinigt. Das teilten beide am Montagabend nach Gesprächen mit. Die Bürgertests sind seit vergangenem Donnerstag nur noch für bestimmte Risikogruppen und Anlässe kostenlos. In vielen anderen Fällen wird eine Zuzahlung von drei Euro fällig.

Weitere Diskussion um Schutz-Strategie

Angesichts weiter steigender Corona-Zahlen hat der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen zum Maskentragen in Innenräumen aufgerufen. Im Moment werde in Innenräumen vielfach kein Mund-Nasen-Schutz mehr getragen, was es dem Virus "superleicht" mache, sagte Dahmen am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin". Neben der notwendigen Rechtsgrundlage für den Herbst, die derzeit erarbeitet wird, sollten Masken daher schon jetzt freiwillig auch in Innenräumen getragen werden, mahnte Dahmen.

Dahmen forderte ferner eine Kampagne im Sommer für zweite Auffrischimpfungen. Diese sollten nicht nur über 70-Jährigen, sondern auch flächendeckend bei Menschen über 60 Jahren und mit Vorerkrankungen vorgenommen werden. Auch sollte geprüft werden, ob nicht alle Erwachsenen diese vierte Impfung erhalten sollten, um mit "frischem Impfschutz" besser im Herbst geschützt zu sein als in vergangenen Jahren.

Auf einen Blick: Die aktuellen Zahlen

Dem Robert Koch-Institut (RKI) hat am Dienstag, den 5. Juli 2022 die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz mit 687,7 angegeben (Stand: 5:16 Uhr). Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 650,7 gelegen (Vorwoche: 635,8; Vormonat: 257,6).

Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei Weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 147.489 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 142.329) und 102 Todesfälle (Vorwoche: 113) innerhalb eines Tages.

Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.

Die momentan höchste 7-Tage-Inizdenz gibt es in Schleswig-Holstein (1052,1), Niedersachsen (966,7) und Saarland (848,8). Im Mitteldeutschland ist die 7-Tage-Inzidenzen laut RKI in Sachsen-Anhalt am höchsten (444,2), gefolgt von Sachsen (398,5) und Thüringen (296,8).

Im Folgenden nun die Zahlen von Behörden und Landkreisen, auf die sich die Länderministerien beziehen. Einige der Werte können unter Umständen von denen des RKI abweichen, da sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemeldet wurden.

Sachsen

  • Hospitalisierungsrate*: 10,38 (Vortag: 10,87)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 55 (-2), davon 12 beatmet, 78 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 64,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 44,6 Prozent
  • 18-59 Jahre: 66,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 84,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 49,6 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 15.608 (+1)

Thüringen

  • Hospitalisierungsrate*: 5,24 (Vortag: 5,84)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 25 (+6), davon 5 beatmet, 57 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 69,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 52,4 Prozent
  • 18-59 Jahre: 71,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 88,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 53,1 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.373 (+6)

Sachsen-Anhalt

  • Hospitalisierungsrate*: 6,24 (Vortag: 6,42)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 20 (-2), davon 10 beatmet, 45 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 73,5 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 53,5 Prozent
  • 18-59 Jahre: 76,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 91,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 57,0 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 5.417 (+3)

* Mehr über die Zahlen und Quellen

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der Hospitalisierungen. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt werden, schreibt das RKI. Auch Recherchen der Zeit, des Spiegel und des HR zeigen, dass ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich zieht, nicht festgelegt wurde. Die Bundesländer beziehen die Rate derzeit in komplexe Berechnungen ein (Sachsen und Thüringen) oder überlassen die Entscheidung über Maßnahmen den einzelnen Landkreisen (Sachsen-Anhalt). Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Schätzung der aktiven Fälle: RKI | Hospitalisierungsrate: RKI, Sozialministerium Sachsen, TMASGFF | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: LAV Sachsen-Anhalt, TMASGFF, Sozialministerium Sachsen, RKI)

Zum Schluss ...

Zum Schluss eine gute Nachricht: In Halle hat der Ausbau eines neuen sogenannten mRNA-Kompetenzzentrums zur Produktion unter anderem von Corona-Impfstoffen begonnen. Der symbolische Spatenstich ist am Dienstag gewesen.

Das Unternehmen soll künftig im Pandemiefall die Produktion von Impfstoffen absichern. Sollte die Corona-Pandemie andauern oder es zu einer neuen Pandemie kommen, solle Wacker in Kooperation mit Corden-Pharma 80 Millionen Impfstoffdosen pro Jahr herstellen, teilte ein Sprecher des Technologie- und Gründerzentrums Halle mit. Die Bundesregierung kann das Volumen auf 100 Millionen Dosen pro Jahr erhöhen. Im Jahr 2024 soll alles fertig sein.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!

Hannes Leonard

Was meinen Sie? Können wir trotz Corona einen sorgenfreien Sommer haben? Und wie geht es dann weiter? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an corona-newsletter@mdr.de.

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 05. Juli 2022 | 21:45 Uhr

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