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Trotz Corona-PandemieBesserer Abischnitt in Thüringen und Sachsen-Anhalt - Ursachensuche

20. Juli 2022, 15:17 Uhr

In Sachsen-Anhalt und Thüringen war der Abiturdurchschnitt besser als im Jahr zuvor. Und das trotz erschwerter Bedingungen durch die Corona-Pandemie. Allerdings gab es dafür Prüfungserleichterungen, die Nachteile durch die Pandemie ausgleichen sollten. Wegen dieser Erleichterungen gibt es aber auch Kritik.

Schulleiterin Susanne Raab ist stolz auf ihre Schülerinnen und Schüler. Der Abidurchschnitt am Christlichen Gymnasium in Jena liegt in diesem Jahr bei 1,97 und damit unter dem thüringenweiten Schnitt. Und der ist noch besser geworden: Im Freistaat schafften die Abiturientinnen und Abiturienten im Schnitt eine Endnote von 2,04. Im Vorjahr war es noch ein Schnitt von 2,06.

Das sei auch ein Erfolg ihrer Lehrerinnen und Lehrer, die in der Pandemie alles gegeben hätten, sagt die Direktorin: "Die letzten beiden Jahre – da hat jeder Lehrer, der in der Oberstufe war, sich angestrengt, dass die Schülerinnen und Schüler nicht die Idee hatten, wir hatten jetzt Nachteile. Sondern jeder hat getan, gemacht und vorbereitet und geübt."

Prüfungserleichterungen wegen Pandemie

Stundenausfall, Unterricht mal in Präsenz und dann doch wieder von zu Hause aus vor dem Bildschirm: In der Coronazeit war der Weg zum Abi kein leichter. Deshalb hatten die Länder eine Reihe von Prüfungserleichterungen beschlossen. Zum Teil hatten die Schüler mehr Zeit für die Vorbereitung und auch für die Prüfung selbst. In Thüringen hatten sie bei den Themen mehr Wahlfreiheit. Unter anderem konnten sie in der Matheprüfung auf das Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung oder analytische Geometrie im Wahlpflichtteil verzichten.

Heinz-Peter Meidinger, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, kritisiert das. Er sieht die Schülerinnen und Schüler nun schlechter auf ein Studium vorbereitet: "Wenn jemand behauptet, die Schülerinnen und Schüler hätten trotz Corona solche guten Ergebnisse erzielt, da muss man sagen, das ist nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit ist, sie haben auch wegen Corona so gute Ergebnisse bekommen." Anders, sagt Meidinger, ließen sich die Sprünge von fast zwei Zehnteln in manchen Bundesländern nicht erklären.

Meidinger: Noteninflation

Leicht verbessert haben sich auch die Abiturientinnen und Abiturienten in Sachsen-Anhalt. Dort lag der Durchschnitt bei 2,22. Im Vorjahr lag er bei 2,23. Für jedes schriftliche Fach habe es 30 Minuten mehr Bearbeitungszeit gegeben, sagt Elmer Emig, Sprecher im Bildungsministerium. Von einer Herabsetzung der Anforderungen könne dabei aber keine Rede sein: "Außerdem – und das muss man auch sagen – konnten wir in diesem Schuljahr trotz Pandemie den Regelbetrieb in Präsenz aufrechterhalten. Auch das wird zum guten Ergebnis beigetragen haben", erklärt Emig.

Lehrerverbandspräsident Meidinger spricht dagegen von einer Noteninflation. Für gleiche Leistungen würden immer bessere Noten vergeben. Er sieht darin einen Trend, den es nicht erst seit Corona gibt: "Gleichzeitig haben wir aber immer mehr Klagen der Universitäten und Ausbildungsbetriebe über die Qualität derer, die sie da bekommen."

Schuldirektorin Susanne Raab in Thüringen entgegnet, Schülerinnen und Schüler könnten sich heute viel besser auf Prüfungen vorbereiten. Auch das sei ein Grund für bessere Noten: "Früher hatte man vielleicht die Prüfungen aus dem letzten Jahr und heute ist es so, dass man einfach die modernen Medien nutzt und im Internet klickt und da kann man sich Beispielaufgaben suchen, man kann da trainieren", sagt Raab. Das Abitur bleibt eine Fleißleistung, davon ist die Schulleiterin überzeugt: Wer fleißig sei, bekomme das am Ende gut hin, sagt Raab.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Juli 2022 | 06:00 Uhr

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