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Immer mehr Frauen jagenJagd-Influencerin Madeline Lindhorst: "Die Menschen wollen zurück zur Natur"

06. März 2022, 16:40 Uhr

Sie ist jung, weiblich und posiert auf Instagram neben erlegten Tieren: Deutschlands größte Jagd-Influencerin Madeline Lindhorst spricht im Interview über Nachhaltigkeit, die Jagd auf sozialen Netzwerken und Vorurteile.

Mehr als 20.000 Menschen folgen Madeline Lindhorst auf Instagram. Dort zeigt die 30-Jährige ihren Hund oder schöne Naturaufnahmen aus ihrer Heimat Niedersachsen – und sie posiert neben erlegten Tieren.

Warum das für Kritiker der Jagd auf den ersten Blick abschreckend wirkt, die sozialen Netzwerke aber doch sehr wichtig für das Image der Jagd sein können, erklärt die Chefredakteurin von Deutschlands ältestem Jagdmagazin "Jäger" im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Madeline Lindhorst spricht über ...

... mehr Frauen mit Jagdschein:

"Ich finde diese Entwicklung sehr positiv. Wir haben aktuell knapp 400.000 Jagdschein-Inhaber in Deutschland und vier Prozent davon sind Frauen. Das ist zwar immer noch recht wenig. Aber: Es ist ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Vor 25 Jahren war es nur ein Prozent.

Und noch deutlicher wird die Entwicklung beim Blick auf die Jagd-Kurse: Dort sitzen mittlerweile 25 Prozent Frauen. Das heißt, ihr Anteil an den Jagdschein-Inhabern wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich erhöhen."

... die Gründe, einen Jagdschein zu machen:

"Die sind bei Frauen und Männer sehr ähnlich. Das größte Motiv ist: Die Menschen wollen zurück zur Natur. Ein weiterer Grund ist der angewandte Naturschutz. Und dann wird auch eine nachhaltige Lebensweise noch oft als Grund genannt."

... Nachhaltigkeit als Grund für den Jagdschein:

"Dieses Thema hat sich ja nicht nur in der Jagdszene entwickelt. In der gesamten Gesellschaft ist das allgemeine Verständnis dafür geschärft wurden. Die Menschen legen einfach mehr Wert darauf, ein hochwertiges Lebensmittel zu sich zu nehmen. Meiner Meinung nach gibt es kein hochwertigeres Lebensmittel als zum Beispiel das Wildfleisch.

Du weißt als Jäger, wo es herkommt und durchläufst den ganzen Prozess: vom Rausgehen, Beobachten bis zum Erlegen. Du machst alles selber. Du weißt, was nachher auf deinem Teller liegt, wo es gelebt hat, dass es gesund war. Du kannst jeden Schritt nachvollziehen. Das kannst du bei einem Stück Fleisch aus Massentierhaltung nicht."

... mehr junge Menschen mit Jagdschein:

"Die Frauen, die den Jagdschein machen, werden in der Tat immer jünger. Und auch das ist wieder gesamtgesellschaftlich zu sehen. Es findet gerade ein großer Wandel statt, der Wandel zurück zur Natur.

Bei vielen ist über die Jahren sehr viel Distanz zwischen Mensch und Natur gekommen. Und viele wollen sich jetzt wieder natürlicher ernähren und die Natur wieder erleben. Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass auch die Jagd jünger wird.

Das Durchschnittsalter für die Jagdprüfung bei Männern beträgt 35 Jahre, bei Frauen 33 Jahre. Die Faszination für die Jagd ist dabei unabhängig vom Geschlecht."

Bei diesem Inhalt von Instagram werden möglicherweise personenbezogene Daten übertragen. Weitere Informationen und Einstellungen dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.

... die Jagd auf den sozialen Netzwerken:

"Die sozialen Medien sind aus meiner Sicht sehr wichtig, weil sie die Jagd greifbar machen. Sie können Öffentlichkeitsarbeit leisten. Sie können die Leute aufklären. Und gerade für Aufklärung in Bezug auf Vorurteile sind sie sehr nützlich.

Wenn Kritik an der Jagd geübt wird, dann liegt das schließlich oft daran, dass die Leute gar nicht wissen, was wir da eigentlich machen. Warum jagen wir? Was sind unsere Beweggründe? Wenn wir die Menschen dahingehend über die sozialen Medien aufklären könne, dann ist das toll."

... Vorurteile gegenüber Jägern und Jägerinnen:

"Manche Kritiker setzen die Jagd mit dem Töten von Tieren gleich. Dabei ist sie viel mehr. Die Jagd ist: gelebter Natur- und Artenschutz, Ernährung als Selbstversorger, Krankheiten- und Seuchenprävention, Tierschutz, Schadensregulierung, Landschaftsschutz, Hege, Ehrenamt und Klimaschutz."

... Fehler von Jägern und Jägerinnen in den sozialen Netzwerken:

"Wir haben eine sehr lange Tradition und üben ein sehr verantwortungsbewusstes Handwerk aus. Wenn du es da nicht schaffst, das auch in deinen Bildern zu kommunizieren, spiegelt es genau das Gegenteil dar. Dann wird es gefährlich. Das muss man vermeiden."

... den Polizisten-Mord von Kusel durch mutmaßliche Wilderer:

"Diese grausame Tat hat alle Menschen erschüttert – ganz gleich, ob Jagdschein-Inhaber oder nicht. Wir haben alle großes Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer. Natürlich wurde diese Tat auch in der Jagdszene diskutiert. Was den Einsatz von Waffen anbelangt, kann ich nur sagen: Jäger müssen eine anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen und es gibt strenge Regularien, was Waffenbesitz anbelangt.

Wichtig herauszustellen ist, dass der Täter ein Wilderer war, kein Jäger. Wilderei ist ein großes Problem und Jagdwilderei eine Straftat gemäß § 292 des Strafgesetzbuches, die uns Jäger wirtschaftlich und persönlich gefährdet. Im Jahr 2020 gab es 1.080 Fälle von Wilderei in ganz Deutschland. Wie bei Straftaten üblich, gibt es allerdings auch eine hohe Dunkelziffer. Die Täter sind bei Nacht und Nebel unterwegs, darum ist es nicht leicht, Wilderei zu ermitteln und zur Anzeige zu bringen.

Ich wünsche mir eine konsequentere Verfolgung der Wilderei. Da braucht es eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen Jägern und Polizei – auch, damit solch eine grausame Tat nicht noch einmal vorkommt."

Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den AutorDaniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium Journalistik und Medienmanagement zog es ihn erst nach Dessau und später nach Halle. Dort arbeitete er für die Mitteldeutsche Zeitung.

Vom Internet und den neuen Möglichkeiten darin ist er fasziniert. Deshalb zog es ihn im April 2017 zurück in seine Heimatstadt. Bei MDR SACHSEN-ANHALT arbeitet er seitdem als Sport-, Social-Media- und Politik-Redakteur, immer auf der Suche nach guten Geschichten, immer im Austausch mit unseren Nutzern.

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MDR (Daniel George)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. März 2022 | 17:00 Uhr

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