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Angesprochen - AusgesprochenDürre: Wie gefährdet der Klimawandel die Landwirtschaft?

06. August 2022, 05:00 Uhr

Der Hydrologe Niels Schütze von der TU Dresden spricht über Wasserkreisläufe, Trockenheit, Gartenbewässerung und Zukunftsaussichten. Er sieht momentan keine Gefährdung bei den Wasserressourcen in Deutschland. Regional kann es jedoch zu Konflikten kommen. Durch Klimawandel und steigende Temperaturen sinke die verfügbare Wassermenge. Das stelle hierzulande vor allem die Landwirtschaft vor Probleme.

von Rainer Erices, MDR THÜRINGEN

Deutschland, so sagt der Wasserexperte Niels Schütze, könne stolz auf sein Wasserversorgungssystem sein. Die Menschen könnten sicher sein, dass aus ihrem Wasserhahn immer Wasser kommen werde. Die Qualität sei sehr gut, man könne es ohne Bedenken trinken. "Deswegen", so Schütze, "zahlen wir auch so einen Wasserpreis". Deutschland hat mit die höchsten Wasserpreise weltweit.

Das führe auch dazu, dass die Menschen hierzulande mit Trinkwasser relativ sparsam umgingen. Als Beispiel nennt Schütze eine Statistik aus Sachsen. Hier hat sich der Wasserverbrauch seit der DDR-Zeit etwa halbiert auf 85 Liter je Tag. Eine Folge der Kosten, sagt der Hydrologe. Denn reine Appelle zum Wassersparen würden in der Regel nicht fruchten.

Um den Kosten zu entgehen oder um sich unabhängig von der Versorgung zu machen, bauen sich viele Menschen, vor allem mit Garten, einen Brunnen. Niels Schütze sieht das relativ gelassen, solange nur relativ kleine Mengen dem Grundwasser entzogen werden. Schlimmer wäre es, wenn Gartenbesitzer beispielsweise ihr Wasser über eine Pumpe aus Oberflächengewässern entnehmen würden.

Bezüglich des Grundwassers sehe er ein anderes Problem kritischer - die Energienutzung über Wärmepumpen. Dies könne die mittleren Temperaturen des Grundwassers beeinflussen und ökologische Folgen haben. Besonders in größeren Orten sollten daher Eingriffe mit Folgen auf das Grundwasser künftig besser beobachtet werden.

Ich denke, im urbanen Bereich müsste man mehr auf die Grundwasserressourcen achten als im ländlichen Bereich.

Prof. Niels Schütze, Hydrologe an der TU Dresden

Zu trocken in Mitteldeutschland

Problematisch könnte die Zukunft der Landwirtschaft sein. In manchen Regionen, etwa im Zentrum Mitteldeutschlands, sei es zu trocken, in anderen Gegenden mit Sandböden speicherten Ackerflächen das Wasser relativ schlecht. Es sei zwar bislang nicht sicher, ob die seit mehreren Jahren herrschende Trockenheit anhalte, dagegen würden die Temperaturen durch den Klimawandel nachweisbar steigen.

Dadurch verdunste Wasser, besonders auf großen Ackerflächen, schneller. Bei gleichen Niederschlagsmengen würden die Pflanzen also weniger Wasser bekommen. Die Landwirtschaft müsse somit vor allem in besonders trockenen Regionen umdenken. Mit einer großflächigen Bewässerung, kämen neue Verbraucher dazu, die durchaus relevant für den gesamten Wasserverbrauch seien, sagt Schütze.

Bald neun Milliarden Menschen?

Die größten Probleme sehe er jedoch für die Zukunft außerhalb Deutschlands. Im Jahr 2050, so Prognosen, würden - statt heute acht - etwa neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die zusätzliche Zahl von Menschen würde vor allem durch eine Bewässerungslandwirtschaft ernährt werden.

Wir werden in Zukunft allein durch das Bevölkerungswachstum eine größere Wassernutzung haben.

Prof. Niels Schütze, Hydrologe an der TU Dresden

"Wir werden in Zukunft allein durch das Bevölkerungswachstum eine größere Wassernutzung haben." Hinzu komme, dass die Bevölkerung in Regionen wachse, die von Wassermangel geprägt seien. "Das heißt, dort werden sich durch diesen Bevölkerungszuwachs die Wasserkonflikte verschärfen."

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MDR (thk)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Samstagmorgen | 06. August 2022 | 06:10 Uhr