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In Leipzig wird über den Wert öffentlich-rechtlicher Medien für die Gesellschaft diskutiert. Bildrechte: Imago-Stock

LeipzigEuropäische Public Value-Konferenz diskutiert über Vielfalt in den Medien

06. Oktober 2022, 10:25 Uhr

Die öffentlich-rechtlichen Medien haben einen Auftrag: informieren, einordnen und eine vielfältige Gesellschaft widerspiegeln. Doch das sehen bei Weitem nicht alle so, und die Anstalten hinterfragen sich auch immer wieder selbst. Sind sie vielfältig genug und was ist ihr Wert für die Gesellschaft? Im Englischen heißt das Public Value. Und über den wird derzeit in Leipzig diskutiert bei der zweiten "Europäischen Public Value-Konferenz".

Die Konferenz im Livestream

Zweite Europäische Public Value Konferenz – ab 9 Uhr im Livestream. Das Tagesprogramm finden sie hier.

Was bringt uns zusammen, wenn es mittlerweile durch soziale Medien und eine Flut an Informationen scheinbar mehr als eine Wahrheit gibt? Intendantinnen öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, internationale Wissenschaftlerinnen und Vertreter von Zeitungen, Plattformen wie Youtube und Bundesinstituten tauschen sich dazu aus.

Der MDR und die Handelshochschule Leipzig HHL haben zum zweiten Mal zu der Konferenz eingeladen. Timo Meynhardt vom Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie und Führung an der HHL sagt: "Die Konferenz ist eine gute Gelegenheit, um über die Grenzen der Wissenschaft, Politik, der Praxis gemeinsam darüber zu beraten. Da hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine große Verantwortung, weil er durch die veröffentlichte Meinung auch die öffentliche Meinung stark prägt."

Vielfalt nicht nur bei Meinungen und Themen

Wichtig ist daher nicht nur Vielfalt der Meinungen, die abgebildet werden, sondern auch Vielfalt derer, die Meinungen äußern und Vielfalt der Themen.

Man arbeite ständig daran, sagt Karola Wille, Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks: "Vielfalt ist eine Aufgabe für alle öffentlich-rechtlichen Medienhäuser, die auf allen Ebenen zu bewältigen ist. Dass man schon in den Redaktionen divers zusammengesetzt ist, wenn man schon in Redaktion verschiedene Blickwinkel hat, wenn man ein Thema diskutiert, dass man darüber nachdenkt, wie sind eigentlich die Rollenbilder, die wir hier in unseren Filmen und Serien gestalten?"

Das mache den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wertvoll. Dazu gehöre aber noch mehr, so Wille: "Ich muss zuhören, ich muss Nähe haben, meine Zielgruppen in der Gesellschaft näher kennenlernen, muss sie einbeziehen, muss dialogischer werden."

Fakten und Meinungen

Das passiere unter anderem schon durch Angebote wie das Meinungsbarometer mdrFRAGT, wo regelmäßig nicht repräsentative Umfragen geführt würden. Meinungen müssen aber entsprechend eingeordnet werden.

Darauf verwies Gastredner Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Aus eigenen Erfahrungen weiß er, während der Pandemiezeit hat das in vielen Medien nicht immer geklappt.

Wieler sagt: "Eine Kritik, die man anbringen muss, ist, dass Meinungen als wissenschaftliche Fakten dargestellt wurden, das heißt, sehr häufig bei Diskussionen wurde nicht unterschieden, welche Fachkompetenz die einzelnen Diskutanten hatten, aber die Aussagen der Diskutanten wurden mit gleicher Wichtigkeit bewertet, obwohl sie zu einem großen Teil nur Meinungen vertreten."

Auch sei die Einordnung und Klarstellung von teilweise absichtlichen Falschinformationen, die übers Internet und soziale Medien verbreitet wurden, nicht ausreichend geschehen. Daher brauche es mehr Wissenschaftsjournalistinnen und -Journalisten, findet Wieler.

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten wollen das in ihren Häusern ausbauen. Vor allem auch in Bezug auf Klimajournalismus.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 05. Oktober 2022 | 16:17 Uhr