RentenerhöhungLohnsteuervereine warnen Rentner vor Nachzahlungen
Da der Grundfreibetrag zum Jahreswechsel gestiegen ist, müssen fast 250.000 Rentnerinnen und Renter in diesem Jahr keine Steuern mehr zahlen. Gleichzeitig kommen ab Juli aber etwa 114.000 Ruheständler als Steuerpflichtige dazu, weil sie von da an mehr Rente erhalten. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass sie dann Steuern zahlen müssen. Ein MDR AKTUELL-Hörer fragt sich deswegen, warum die betroffenen Personen darüber nicht automatisch vom Finanzamt informiert werden.
- An den Bund der Steuerzahler wenden sich immer wieder Rentner, die völlig überrascht davon sind, dass sie überhaupt steuerpflichtig sind.
- Betroffene Ruheständler werden darüber im Vorfeld von der Rentenversicherung informiert, vom Finanzamt selbst aber nicht.
- Oftmals müssen Rentner dann für mehrere Jahre Steuern nachzahlen, was entsprechend teuer werden kann.
Bis 2005 musste die Hälfte der Bruttorente als steuerpflichtiges Einkommen abgesetzt werden. Seitdem steigt dieser Anteil für Neurentner schrittweise, bei Renteneintritt im Jahr 2040 muss die Rente voll versteuert werden.
Damit weite sich auch der Kreis derer aus, die eine Steuererklärung abgeben müssen, sagt Daniela Karbe-Geßler, Leiterin Steuerrecht und Steuerpolitik beim Bund der Steuerzahler Deutschland. "Insofern erleben wir das tatsächlich auch an den Rückmeldungen und Anrufen und Nachfragen hier immer wieder, dass Rentner aus allen Wolken fallen, wenn sie sozusagen vom Finanzamt die Aufforderung über mehrere Jahre bekommen, eine Steuererklärung abgeben zu müssen."
Rentenversicherung verschickt rechtzeitig Hinweise
Einen rechtzeitigen Hinweis darauf gibt es allerdings. Zwar nicht vom Finanzamt, aber von der Rentenversicherung. Die hat zeitgleich mit der neuen Regelung im Jahr 2005 angefangen, alle Versicherten ab 27 Jahren über das Thema zu informieren.
In der Rentenauskunft, die alle ab 55 jedes dritte Jahr bekommen, klingt das so: "Ein Teil Ihrer Rente gehört zu Ihrem steuerpflichtigen Einkommen, der verbleibende Betrag ist der steuerfreie Teil der Rente. Ob Sie für den steuerpflichtigen Teil Ihrer Rente tatsächlich Steuern zahlen müssen, können wir nicht beurteilen. Die von uns gezahlten Renten melden wir an die Finanzverwaltungen der einzelnen Bundesländer. Trotz unserer Meldung müssen Sie prüfen, ob Sie eine Einkommensteuererklärung abzugeben haben."
Das Finanzamt schreibt Neu-Rentnerinnen und -Rentner deshalb nicht vorbeugend an, weil es gar keine Möglichkeit hat, abzusehen, ob jemand voraussichtlich steuerpflichtig wird – wie bei allen anderen Steuerarten auch, erklärt eine Sprecherin MDR AKTUELL.
Hohe Steuernachzahlungen auf Rente drohen
Früher oder später kommt aber auch die Nachricht vom Finanzamt, sagt Erich Nöll, Geschäftsführer beim Bundesverband Lohnsteuerhilfevereine. Dass Leute dauerhaft durchrutschen, das habe es früher gegeben, aber die Zeiten seien vorbei. "Die Finanzämter erhalten Listen und schreiben die Rentner auch regelmäßig an. Das Problem ist, sie sind zwischenzeitlich beim Jahr 2020. Das heißt, die Listen kommen spät, immer noch viel zu spät. Und wenn die Rentner dann angeschrieben werden, sind teilweise schon drei, vier Jahre ins Land gegangen, seit sie Rente erhalten."
Dann können hohe Nachzahlungen drohen. Vor allem Angestellte, bei denen jahrelang der Arbeitgeber die Steuererklärung gemacht hat, sollten sich also bewusst sein, dass es bei der Rente einen großen Unterschied gibt: "Der Arbeitgeber hat was eingezahlt für den Arbeitnehmer. Die Rentenversicherung zahlt nichts im Laufe des Jahres für den Rentner ein. Das heißt, er zahlt immer nach, es gibt keine Erstattungsfälle in dem Sinne."
Sein Tipp deshalb: Gleich zum Renteneintritt mal eine Steuererklärung machen, um zu sehen, ob man überhaupt Steuern zahlen muss oder nicht – und gegebenenfalls ein bisschen Geld für Nachzahlungen beiseitelegen.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. April 2024 | 06:21 Uhr