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Ab 2026 sollen in katholischen Kirchen Segensfeiern für homosexuelle Paare ganz offiziell möglich sein. Bildrechte: picture alliance/dpa/Fabian Strauch

Reformprojekt Synodaler WegKatholische Segensfeiern für homosexuelle Paare ermöglicht

11. März 2023, 21:09 Uhr

Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland hat den Weg für Segensfeiern für homosexuelle Paare und Geschiedene, die wieder geheiratet haben, frei gemacht. Auch eine Lockerung des Zölibats wird befürwortet.

In der Katholischen Kirche in Deutschland kann es künftig auch für homosexuelle Paare Segensfeiern geben. Das hat das Reformprojekt Synodaler Weg in Frankfurt am Main nach kontroverser Debatte beschlossen. Die Versammlung beschloss mit einer großen Mehrheit von 93 Prozent ein entsprechendes Papier. Von den Bischöfen stimmten knapp 81 Prozent dafür.

Beschluss lediglich Empfehlung für Segensfeiern

Allerdings empfiehlt der Beschluss lediglich, zeitnah angemessene liturgische Feiern zu entwickeln und einzuführen. Der ursprüngliche Text für den Beschluss mit der direkten Forderung, Segensfeiern einzuführen, war noch abgeschwächt worden.

Die Feiern sollen zudem erst im März 2026 eingeführt werden. Die drei Jahre bis dahin sollen genutzt werden, um unter Beteiligung der Bischöfe Formulare und die liturgische Form der Zeremonie zu erstellen.

Geschiedene Menschen können ebenfalls profitieren

Vom Beschluss können auch geschiedene Menschen profitieren. Sie sollen ebenfalls den Segen erhalten können, wenn sie auf dem Standesamt wieder heiraten. Sowohl nicht-heterosexuelle Paare als auch wiederverheiratete Paare können nach geltender katholischer Lehre nicht kirchlich heiraten.

Keine Konsequenzen für Seelsorger

Seelsorgern, die die Feiern durchführen, dürfen keine disziplinarischen Konsequenzen mehr drohen. Für alle interessierten Paare soll es zur Vorbereitung Gespräche mit Seelsorgenden und gegebenenfalls Seminare geben.

Segensfeiern sind zentrale Forderung des Synodalen Weges

Segensfeiern für Homosexuelle werden schon jetzt in vielen Gemeinden praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Die allgemeine Zulassung war eine Hauptforderung des Reformprozesses Synodaler Weg.

Das Papier mit dem Titel "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" betont, dass eine Weigerung, die Beziehung zweier Menschen zu segnen, die ihre Partnerschaft in Liebe, Verbindlichkeit und Verantwortung zueinander und zu Gott leben wollten, sei unbarmherzig bis diskriminierend. Insbesondere weil sich das gnadentheologisch nicht überzeugend begründen lasse.

Lockerung des Zölibats empfohlen

Der Synodale Weg diskutiert über Reformen in der Katholischen Kirche. Dabei wurde bereits eine Lockerung des Zölibats befürwortet. Für den sogenannten Handlungstext stimmten 179 Delegierte bei zehn Gegenstimmen und 16 Enthaltungen. Mit 44 Ja-Stimmen der Bischöfe stimmten auch fast 90 Prozent der Bischöfe zu.

Papst um Prüfung der Ehelosigkeit gebeten

Ein schnelles Ende des Zölibats, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester, bedeutet das Votum allerdings nicht. Vielmehr soll der Papst um Prüfung gebeten werden, ob eine Aufhebung der Pflicht zum Zölibat möglich ist. Gleichzeitig wird die Wertschätzung der Ehelosigkeit als Lebensform betont.

Papst Franziskus: Zölibat für Priester ist revidierbar

Papst Franziskus kann sich grundsätzlich vorstellen, den Zölibat für Priester aufzuheben. Das Oberhaupt der katholischen Kirche erinnerte in einem Gespräch mit dem argentinischen Nachrichtenportal Infobae daran, dass in der katholischen Ostkirche verheiratete Männer als Priester erlaubt seien.

Der 86-Jährige sagte, es liege kein Widerspruch darin, dass ein Priester heiraten könne. Franziskus wird seit Jahren immer wieder von diversen Seiten gebeten, die Ehelosigkeit für Priester aufzuheben oder zu lockern.

KNA, epd, dpa (jks)

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 10. März 2023 | 16:30 Uhr