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Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen wird kurz vor ihrem Tod mindestens einmal in eine Klinik verlegt. Das belegt der am Dienstag veröffentlichte AOK-Pflegereport. Bildrechte: Colourbox.de

PflegereportAOK fordert bessere Bedingungen für letzten Lebensabschnitt

05. Juli 2022, 19:12 Uhr

Krankenhauseinweisungen von Pflegeheimbewohnern am Lebensende sind in vielen Fällen unnötig: Deutlich mehr als jede dritte Klinikeinweisung in den letzten zwölf Wochen vor dem Tod sei "potenziell vermeidbar", teilte die Krankenkasse AOK in Pflegereport mit. Viele Erkrankungen könnten auch ohne zusätzlichen Krankenhaus-Stress für Patientinnen und Patienten im Pflegeheim behandelt werden.

Der AOK-Bundesverband fordert bessere Rahmenbedingungen für die letzte Lebensphase in der Langzeitpflege. Wie der Verband am Dienstag unter Verweis auf den "Pflegereport 2022" des Wissenschaftlichen Instituts der AOK mitteilte, werden mehr als die Hälfte der Menschen in Pflegeheimen kurz vor ihrem Tod mindestens einmal in ein Krankenhaus verlegt. Mehr als jeder dritte Krankenhausfall in den letzten zwölf Wochen vor dem Tod konnte dem Bericht nach als "potenziell vermeidbar" eingestuft werden.

Versetzung ins Krankenhaus schafft zusätzlichen Stress

So seien etwa Herzinsuffizienz, Dehydration oder Harnwegsinfektionen auch im Pflegeheim behandelbar, sagte Antje Schwinger, Mitherausgeberin des Reports. Laut Report lebte rund jeder dritte innerhalb eines Jahres verstorbene AOK-Versicherte in einem Pflegeheim. Deutlich mehr als die Hälfte davon wurde demnach in den letzten zwölf Wochen vor dem Tod mindestens einmal in ein Krankenhaus verlegt.

"Eine Verlegung in ein Krankenhaus bedeutet für Menschen, die sich in der letzten Lebensphase befinden, meist zusätzlichen Stress", sagte die Vorstandschefin des AOK-Bundesverbands Carola Reimann. Hinzu kämen erhebliche Risiken wie kognitive Verschlechterungen, mögliche Infektionen oder Stürze, gab auch Antje Schwinger zu bedenken.

AOK-Bundesverband fordert berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit

Reimann forderte eine stärkere Einbeziehung der Palliativ- und Hospizdienste in den Langzeitpflegeeinrichtungen sowie eine bessere Zusammenarbeit aller Verantwortlichen. "Palliativ-Kompetenzen von Ärzten und Pflegenden müssen weiterentwickelt, die interprofessionelle Zusammenarbeit intensiviert sowie ausreichend personelle Ressourcen bereitgestellt werden", forderte Reimann.

Insgesamt müsse bei der Versorgung am Lebensende genauer hingeschaut werden. Eine breite fachliche Diskussion über die Versorgung der Betroffenen sei dringend geboten, heißt es im Bericht. Dazu gehöre aber auch die Verbesserung der sektorenübergreifenden Prozesse und die Stärkung der berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit. Auch die Palliativ-Kompetenzen von Ärzten und Pflegenden müssten weiterentwickelt werden. Zudem machte der Bundesverband auf den Personalmangel in den Pflegeeinrichtungen aufmerksam.

Personal macht auf Arbeitsbedingungen aufmerksam

Wie eine ergänzende Befragung von 550 Pflegefach- und Assistenzkräften demnach zeigt, erlebt jeder Fünfte monatlich oder häufiger, dass Heimbewohner oder -bewohnerinnen am Lebensende in ein Krankenhaus eingewiesen werden, obwohl dies aus Sicht der Befragten nicht im besten Interesse der Sterbenden sei.

Die Mehrheit der Befragten meint zudem, dass auf Druck der Angehörigen belastende beziehungsweise lebensverlängernde Maßnahmen eingeleitet werden, obwohl dies der Patientenverfügung widerspreche. Grundsätzlich bezeichnen zwei Drittel der Pflegemitarbeiter die Personalsituation als ungenügend, um die Arbeit im Heim zu bewältigen.

KNA,dpa,afp(nvm)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 04. Juli 2022 | 10:17 Uhr

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