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Bezahlbare WohnungenWohnraum schnell schaffen durch serielles Bauen

09. Januar 2024, 15:13 Uhr

Serielles Bauen mit Fertigteilen soll das Tempo beim Bau von Wohnraum beschleunigen, Kosten bei der Fertigung senken und damit auch die Mietpreise. Klaus Holschemacher ist Professor für Stahlbetonbau an der HTWK in Leipzig. Er sieht darin die Bauweise der Zukunft. In Leipzig-Leutzsch entsteht gerade ein Gebäudekomplex der LWB mit 123 Sozialwohnungen in serieller Bauweise.

von Thomas Falkner und Carmen Brehme, MDR Wirtschaftsredaktion

Ganze Gebäudeteile kommen vorgefertigt ab Werk auf die Baustelle

Bezahlbarer Wohnraum in Großstädten ist knapp. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, dass 400.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden sollen. Bislang wurde das Ziel nicht erreicht. So sind Ideen gefragt, wie schnell und kostengünstig möglichst viele Wohnungen geschaffen werden können. Hier setzt die Bundesregierung auch auf die Förderung von Bauweisen mit Fertigteilen, die beim seriellen und modularen Bauen zum Einsatz kommen.

Das Prinzip: Gebäudeteile werden bereits im Werk zusammengebaut und vorgefertigt auf der Baustelle angeliefert. Ein bekanntes Beispiel sind hier Plattenbauten, wie sie auch in der DDR typisch waren. Beim modularen Bauen werden sogar einzelne Module wie ganze Badzellen in das entstehende Gebäude eingefügt.

"Wir wollen schnell bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dafür brauchen wir das serielle und modulare Bauen", erklärte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) im März vergangenen Jahres. "Einmal geplant, lässt sich diese Bauweise deutlich schneller auf die Straße bringen als individuell geplante Häuser", betonte sie. So könne schnell bedarfsgerecht, aber dennoch individualisierbar gebaut werden. Um mehr Tempo in den lahmenden Wohnungsbau zu bekommen, haben Bundesregierung und Bundesländer im November 2023 zudem einen Beschleunigungspakt geschlossen, in dem erneut die Vorzüge des seriellen bis modularen Bauens betont werden.

Einmal geplant, lässt sich diese Bauweise deutlich schneller auf die Straße bringen als individuell geplante Häuser.

Klara Geywitz, Bundesbauministerin

In Bochum wurde vergangenes Jahr der höchste Modulbau in der EU fertiggestellt: ein Studentenwohnheim mit über 700 Wohnmodulen.   Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Experte: Bauweise spart Kosten und Materialien

"Serielles Bauen wird die Zukunft des Bauens werden", sagt Klaus Holschemacher, Professor für Stahlbetonbau am Institut für Betonbau an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig. Der Anteil der seriell gebauten Bauwerke nehme derzeit deutlich zu. Das liege daran, dass die Fertigbauweise viele Vorzüge biete. "Wir haben Kosten- und Effizienzvorteile. Wir können auch deutlich Material einsparen", erklärt der Bauwissenschaftler. Zudem sei serielles Bauen "aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten einfach notwendig".

"Serielles Bauen wird die Zukunft des Bauens werden", sagt Klaus Holschemacher, Professor für Stahlbetonbau am Institut für Betonbau an der HTWK in Leipzig. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

In Leipzig-Engelsdorf erprobt der Professor für Stahlbetonbau an der HTWK mit seinem Team neue Fertigungsverfahren für das Bauwesen der Zukunft. Ein Schwerpunkt: die vollautomatische Herstellung von Bauteilen aus Carbonbeton. Diese sind wesentlich dünner als herkömmliche Betonteile und das bei gleicher Leistungsfähigkeit. Erreicht wird das durch ein spezielles Garn aus Carbon, das als Bewehrung dient.

Gebäudekomplex in Leipzig-Leutzsch im Bau

Erstmals seit vielen Jahren lässt in Leipzig das kommunale Wohnungsunternehmen LWB wieder mit vorgefertigten Elementen bauen. Im Stadtteil Leutzsch entsteht ein Gebäudekomplex mit 123 Sozialwohnungen aus vorgefertigten Betonteilen. Das erkennt man erst bei genauerem Hinsehen. "Das gesamte Tragwerk ist vorproduziert: Wände, Deckenplatten, die Treppenhäuser, die Treppenläufe. Es wird alles vorproduziert und einzeln auf die Baustelle gebracht und hier vor Ort mit einem großen Kran montiert", erklärt Robert Wall, Geschäftsführer der Goldbeck Nordost GmbH, die das Projekt umsetzt.

Dadurch geht alles deutlich schneller. Zehn bis 20 Prozent der Kosten ließen sich so einsparen. Damit wird Wohnraum auch kostengünstiger erstellt. Mitte des Jahres sollen die ersten Mieter einziehen können. Die Kaltmiete soll laut LWB dann bei 6,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Faktoren, die die Kalkulation mit beeinflussen, sind darüber hinaus etwa Kosten für Kredite, Grundstückspreise und ähnliches.

3.000 Gebäude-Module aus dem Kabelsketal pro Jahr

In Kabelsketal in Sachsen-Anhalt stellt die Firma Kleusberg jährlich etwa 3.000 bis zu 20 Meter lange und vier Meter breite Module her. Die Planung erfolgt mit Hilfe moderner Software. Jedes Detail und jeder Arbeitsschritt sind in den digitalen Plänen hinterlegt.

So kann beispielsweise ein Badezimmerbauteil mitsamt Anschlüssen im Werk vorgefertigt werden. Entscheidungen wie zur Verlegung von Elektrik und Wasseranschlüssen werden bereits im Vorfeld umgesetzt. "Das ist alles vordefiniert, alle Durchbrüche sind vorbereitet und exakt so wird auch gebaut", so Konstruktionsleiter Ralf Baron.

Das Bad wurde im Werk als Modul vorgefertigt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mängel und deren aufwendige Behebung auf der Baustelle werden dadurch reduziert. Verschiedene Wohnraum-Module können dann zusammengesetzt werden. So könne "schlüsselfertig" ausgeliefert werden, sagt Vertriebsingenieur Marcel Neuber: "Nur dass wir, wenn wir die Module zusammenstellen, noch die Kabel und Leitungen miteinander verbinden müssen." Auch das neue Gebäude der Agentur für Arbeit in Zwickau stammt aus dem Werk in Sachsen-Anhalt. Vor Ort wurde es aus 230 einzelnen Modulen zusammengebaut.

Ein Beispiel für serielles Bauen mit 230 Modulen: das Gebäude der Agentur für Arbeit in Zwickau. Bildrechte: Kleusberg GmbH

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Umschau | 09. Januar 2024 | 20:15 Uhr