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Die Zahl der Coronaschutzimpfungen wird im Herbst wieder stark zunehmen. Bildrechte: IMAGO / Joerg Boethling

Problem für ImpfkampagneCorona-Impfungen ab Herbst – durch Fachkräftemangel bedroht?

29. August 2022, 14:03 Uhr

Die Ständige Impfkommission hat am 18. August 2022 ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisiert. Empfohlen wird nun eine Viertimpfung generell ab einem Alter von 60 Jahren. Die Ärzte sollen verstärkt impfen, leiden aber unter Fachkräftemangel. Sind die Impfzentren und Apotheken in Mitteldeutschland auf eine mögliche erhöhte Nachfrage vorbereitet?

von Michael Kästner, Hauptsache Gesund

Gesundheitsministerium setzt auf "niedrigschwellige Impfangebote"

Die Zeiten sind schon lange vorbei, als sich manche nachts vor den Rechner setzten, um einen heiß begehrten Termin für eine Corona-Schutzimpfung zu ergattern. An Impfangeboten mangelt es derzeit überhaupt nicht, ist man sich im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sicher. "Mit einem flächendeckenden niedrigschwelligen Zugang zu Impfungen und der Anbindung weiterer Leistungserbringer im Vergleich zum Vorjahr kann auch einem hohen Bedarf an zusätzlichen Impfungen begegnet werden", schrieb das Presse-Referat des BMG dem MDR Gesundheitsmagazin "Hauptsache Gesund" auf Nachfrage.

Mit "niedrigschwelligen Impfangeboten" sind zum Beispiel Apotheken gemeint. Speziell geschulte Mitarbeiter können dort Corona-Schutzimpfungen vornehmen. Das soll Vorteile bringen, weil die Apotheken vor allem in den Ballungsgebieten lange Öffnungszeiten haben und so die schnelle Impfung nach Feierabend möglich wird.

Apotheken: Impfen bedeutet hohen Aufwand

Angeboten wird das Impfen gegen das Coronavirus in der Apotheke schon seit Februar, dennoch ist das Interesse bei den Pharmazeutinnen und Pharmazeuten bisher eher klein, wie Friedemann Schmidt, der Präsident der Landesapothekerkammer Sachsen sagt: "Das ist eine freiwillige Leistung und die Apotheken müssen sich das überlegen, ob sie da mitmachen. Das Impfen bedeutet einen relativ hohen Aufwand und es ist etwas ganz anderes, als das Alltagsgeschäft."

Friedemann Schmidt ist der Präsident der Landesapothekerkammer Sachsen. Bildrechte: ABDA

Zusätzlich zur fachlichen Schulung der Mitarbeiter müsse überall ein Terminsystem aufgebaut werden und dafür überhaupt genügend Personal vorhanden sein. Fachkräftemangel und hohe Krankenstände machten laut Schmidt auch vor den Pharmazeuten nicht Halt. Außerdem hätten alle mit den allgemeinen Versorgungsengpässen bei vielen Medikamenten zu tun.: "Die Apothekerinnen und Apotheker sind durchaus am Impfen interessiert und wollen das auch, aber man darf jetzt nicht zu viel erwarten."

Die Apothekerinnen und Apotheker sind durchaus am Impfen interessiert und wollen das auch, aber man darf jetzt nicht zu viel erwarten.

Friedemann Schmidt, Präsident der Landesapothekerkammer Sachsen

Impfzentren: Vorbereitungen laufen

Bei den Impfzentren sieht die Lage etwas besser aus. Die meisten waren im September vergangenen Jahres vorerst geschlossen worden, sind nach dem massiven Anstieg der Infektionszahlen im letzten Winter aber schon wenige Monate später wieder in Betrieb gegangen. Von daher starten sie jetzt nicht bei Null.

Laut Dr. Kai Kranich vom DRK Sachsen laufen überall die Vorbereitungen, um die zu erwartende erhöhte Nachfrage ab Oktober bedienen zu können: "Aktuell sind die 13 sächsischen Impfzentren auf einen Anstieg der Nachfrage besser vorbereitet als im letzten Herbst. So wurde das Terminvereinbarungsportal nicht abgeschaltet, sondern technisch weiterentwickelt und die Impfstellen können baulich auch eine größere Nachfrage als aktuell stemmen."

Ärzte: Kampf mit dem Personalmangel

Es bleibt die Frage, wie lange die Apotheken und Impfzentren noch in die Impfkampagne eingebunden werden sollen. Denn grundsätzlich ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung ja ein Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung an die niedergelassenen Ärzte. Deshalb soll die staatliche Impfkampagne Spitzen abfangen, aber nicht dauerhaft Versorgung anbieten. Das führt vor allem in ländlichen Regionen zur Besorgnis.

Alexander Baumbach, Sprecher des Landkreises Wittenberg, zeigte sich gegenüber "Hauptsache Gesund" besorgt: "Wir halten bis mindestens Jahresende ein Impfzentrum vor, das im Bedarfsfall schnell hochskaliert werden kann. Wir impfen ohne Termine – sind aber quasi nur das flankierende Angebot zu den Ärzten. Da kämpfen wir aber natürlich als Region mit den Auswirkungen des Ärztemangels." Denn die Impfzentren werden wahrscheinlich wieder schließen, wenn die kommende Infektionswelle kleiner wird. Wer dann impfen soll, wenn Landarztstellen nicht weiterbesetzt werden können und Dorf-Apotheken schließen, bleibt fraglich.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 01. September 2022 | 21:00 Uhr