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GesundheitskioskeTechniker befürchtet steigende Beiträge

02. September 2022, 16:57 Uhr

Wer soll das bezahlen? – Das fragen sich gerade die gesetzlichen Krankenkassen mit Blick auf die geplanten Gesundheitskioske. Laut TK Sachsen könnte es zu Beitragserhöhungen kommen, damit die Finanzierung steht.

Zum Finanzierungskonzept der von Bundesgesundheitsminister geplanten Gesundheitskioske äußerten auf Anfrage des MDR Gesundheitsmagazins "Hauptsache Gesund" mehrere gesetzliche Kassen Kritik. "Die Idee der Gesundheitskioske ist nicht gut durchdacht und einfach unausgegoren", erklärte Hannelore Strobel, Sprecherin der AOK Plus Sachsen-Thüringen. Die Kassen sollen 74,5 Prozent der Gesamtkosten tragen.

Gesamtkosten von rund einer halben Milliarde Euro?

"Das Geld dafür ist derzeit nicht da", sagt Alexander Krauß, Sprecher der TK Sachsen. Er rechne mit Kosten von 600.000 bis 700.000 Euro pro Kiosk und Jahr – und so mit Gesamtkosten von rund einer halben Milliarde Euro. "Derzeit können wir leider nicht darauf vertrauen, dass sich der Bund beteiligt. Auf jeden Fall sind eine halbe Milliarde keine Peanuts und das kann zu steigenden Beiträgen für die Versicherten führen", so Krauß.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte am Mittwoch angekündigt, 1.000 sogenannte Gesundheitskioske bundesweit einrichten zu wollen – vor allem in Problemregionen. Sie sollen für sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten als Anlaufstellen dienen – und Beratung in Sachen Medizin oder Ernährung bieten, aber auch ganz praktische Hilfen wie Blutdruck messen oder Spritzen verabreichen. Vorbild ist ein entsprechender Gesundheitskiosk in Hamburg-Billstedt.

Krankenkassen sehen Kommunen in der Pflicht

Die Gesetzlichen Krankenkassen fordern, die Investitionskosten gerechter zu verteilen. Ein Sprecher der AOK in Sachsen-Anhalt sagte gegenüber "Hauptsache Gesund": "Mindestens die Hälfte der benötigten Mittel sollte von der öffentlichen Hand aufgebracht werden. Auch dass sich andere Sozialleistungsträger beteiligen, sollte verbindlich festgelegt werden.“

Da das Angebot gesundheitliche und soziale Hilfen umfasse, müssten nach Meinung der Kassen die Kosten für diese Leistungen auch sachgerecht zwischen den Kommunen und den Krankenkassen aufgeteilt werden. "Gesamtgesellschaftliche Aufgaben,wie zum Beispiel die Schuldnerberatung dürften nicht einfach auf die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler in der gesetzlichen Krankenversicherung abgewälzt werden. Die Kommunen dürfen sich hier ihrer sozialen und finanziellen Verantwortung nicht entziehen", betont Alexander Krauß von der Techniker Krankenkasse.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL | 31. August 2022 | 15:30 Uhr