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Großkreuz des BundesverdienstordensHöchste Ehrung für Angela Merkel

17. April 2023, 05:00 Uhr

Angela Merkel wird am Montag mit dem Großkreuz des Bundesverdienstordens geehrt. Das ist die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Viele Politiker würdigen ihre Leistung. Die Verleihung ist trotzdem nicht unumstritten.

5.862 Tage lenkte sie als Bundeskanzlerin die Geschicke Deutschlands. Dafür wird Angela Merkel nun eine besondere Ehre zuteil. Als erst dritte Person wird die CDU-Politikerin am Montagabend das Großkreuz des Bundesverdienstordens in besonderer Ausführung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue erhalten. Es ist die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik. Vor Merkel wurde diese Ehrung nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl zuteil.

"Fast die Hälfte meines Lebens war Angela Merkel Bundeskanzlerin. Es war die erfolgreichste Zeit Deutschlands in den letzten Jahrzehnten", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Sepp Müller. Der CDU-Politiker aus Sachsen-Anhalt ist seit 2017 im Bundestag und gehörte damit auch vier Jahre lang der Regierungskoalition von Angela Merkel an. "Dort durfte ich sie als eine bodenständige und ausgeglichene Frau mit herausragendem Fachwissen und einer nachvollziehbaren Kommunikation kennenlernen. Diese Eigenschaften wünsche ich mir heute an die Spitze unseres Landes."

Verdienstorden für Politiker sind umstritten

Während das Großkreuz in besonderer Ausführung die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik ist, gibt es darunter noch sieben andere Stufen des Verdienstordens. Sie werden in der Bundesrepublik seit 1951 an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger verliehen. Dass unter den Geehrten auch immer wieder Politiker sind, ist umstritten. "Ich halte es für falsch, wenn sich Politiker gegenseitig Orden umhängen", sagt Jan Korte. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion findet, dass diese Praxis völlig aus der Zeit gefallen sei. "Wenn überhaupt, haben es diejenigen verdient, die in den Vereinen, Verbänden und vor Ort ehrenamtlich Gutes für die Gesellschaft tun."

Ähnlich sieht es Martin Kröber. Dem Sprecher der SPD-Landesgruppe Sachsen-Anhalt im Bundestag fehle es an echter Anerkennung für die Menschen, die jeden Tag Gutes täten und die niemand kenne. Kröber denkt dabei etwa an Freiwillige, die Essen bei den Tafeln verteilen, Schulkinder über die Straße lotsen oder im Pflegeheim nebenan zur Gitarre greifen. "Das sind die Ehrenamtlichen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Die sollten wir stärker respektieren und häufiger auszeichnen."

Merkel und die Hardliner

Die ehemalige Bundeskanzlerin verdiene aber Anerkennung, meint Kröber. "Ich ziehe den Hut vor ihr. Sie hat sich 2015 gegen die Hardliner in ihrer Partei durchgesetzt und unfassbar viele Menschenleben gerettet." Merkel hatte damals entschieden, syrische Kriegsflüchtlinge aus Ungarn nach Deutschland zu holen. Ein Schritt, der in der CDU und insbesondere in der Schwesterpartei CSU umstritten war.

"Sie ist damit – auch wenn sie das nicht gerne hören dürfte – in gewissem Sinne auch die realpolitische Geburtshelferin der AfD", sagt Jürgen Pohl. Der AfD-Bundestagsabgeordnete aus Thüringen meint, Merkels Politik hätte viele Wähler zu seiner Partei geführt. Ob die ehemalige Kanzlerin die Auszeichnung verdient habe, will Pohl zwar nicht bewerten. "Unterm Strich bleibt aber auch: Merkel regierte respektable 16 Jahre das Land."

Die Folgen der Ära Merkel

"In ihre Amtszeit fallen einerseits wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch gute Jahre. Andererseits zeigen sich heute immer deutlicher die vielen problematischen Erblasten ihrer Amtszeit", sagt der Parlamentarische Geschäftsführer der Liberalen, Torsten Herbst. So habe sich Deutschland in den 16 Jahren Merkel in eine fatale Energieabhängigkeit von Russland begeben und in Wirtschaftsfragen international teilweise den Anschluss verloren. Zudem sei die Digitalisierung verschlafen worden. "Die politischen Baustellen aus der Merkel-Ära sind vielfältig und beschäftigen die heutige Bundesregierung intensiv."

Frauen werden seltener geehrt

"Es ist mehr als auffällig, dass diese sehr hohe Ehrung nur Kanzlern – und jetzt einer Kanzlerin – gewährt wird“, sagt Paula Piechotta von den Grünen. Die Bundestagsabgeordnete aus Sachsen freut sich zwar, dass nun erstmals eine Frau diese Auszeichnung bekommt. "Aber die Zweifel, ob das alles in allem angemessen ist, sie bleiben."

Ohnehin werden auch die Verdienstorden der unteren Stufen deutlich häufiger an Männer als an Frauen verliehen. Von den 918 Gewürdigten im vergangenen Jahr waren nur 34 Prozent weiblich. Bundespräsident Steinmeier will deshalb künftig häufiger Frauen auszeichnen. Sein Ziel sei eine Quote von mindestens 40 Prozent, "um mehr Frauen die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen", so der Bundespräsident.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 17. April 2023 | 06:00 Uhr

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